Visum annulliert: Novak Djokovic muss Australien wieder verlassen

Aktualisiert

Nächste Wende im Einreise-PokerDjokovic darf bis am Montag in Melbourne bleiben

Am späten Mittwochabend die Entscheidung: Novak Djokovic darf nicht in Australien einreisen. Die Anwälte des Tennis-Stars legten Einsprache ein und erzielten damit einen Teilerfolg: Die Abschiebung des Serben wurde aufgeschoben.

Premierminister Scott Morrison steht hinter dem Entscheid der Abschiebung.

20min/Jan Derrer

Darum gehts

Nächste Wende im Einreise-Drama um Novak Djokovic: Der Weltranglistenerste darf mindestens bis Montag in Melbourne bleiben, nachdem er in letzter Minute vor dem Federal Circuit Court versucht hatte, die Abschiebung durch die Bundesregierung zu verhindern. Dies verkündeten australische Medien am Donnerstagmorgen. Angeblich hätten die Anwälte des Tennis-Superstars eine einstweilige Verfügung erwirkt, die die Behörden bis mindestens Montag daran hindert, den Serben abzuschieben.

Dann nämlich soll eine weitere, ausführlichere Anhörung in der Causa Djokovic stattfinden. Die Anhörung ist auf Montag, 10 Uhr Ortszeit angesetzt, also genau eine Woche vor Beginn des Australian Open. Die Anwälte von Djokovic erschienen bereits am Donnerstag zu einer Online-Anhörung, nachdem sein Visum annulliert worden war und er im Park Hotel in Carlton in Abschiebehaft kam. Richter Anthony Kelly vertagte die Anhörung zweimal, weil er das von Djokovics Anwälten eingereichte schriftliche Material noch nicht erhalten hatte. Richter Kelly soll sich ebenfalls danach erkundigt ob Djokovic Zugang zu einem Tennisplatz habe, um zu trainieren.

Djokovics Enttäuschung am Mittwoch

Das stundenlange Warten im Flughafen von Melbourne endete für Novak Djokovic am Mittwoch mit einer bitteren Enttäuschung. Noch am Donnerstag müsse der 34 Jahre alte Serbe die Heimreise antreten, hiess es zunächst. «Das Visum für Novak Djokovic wurde gecancelt», bestätigte Australiens Gesundheitsminister Greg Hunt am Donnerstagmorgen (Ortszeit). Damit darf der Weltranglisten-Erste nicht einreisen, um beim Australian Open auf Rekordjagd zu gehen. Seine Anwälte haben den Entscheid angefochten, die Behörden lehnten nun das Visum aber definitiv ab, wie das australische Newsportal «The Age» vermeldet.

Djokovic-Fans protestieren gegen die Ablehnung seines Visums.
«Victoria, die Traumdestination, aber nur wenn du geimpft bist», steht auf einem Plakat.
Vor dem Quarantäne-Hotel und …
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Djokovic-Fans protestieren gegen die Ablehnung seines Visums.

Getty Images

Trotz einer zuvor erteilten – und höchst umstrittenen – medizischen Ausnahmegenehmigung habe die australischen Grenzschutzbehörde die Einreise untersagt, berichtete die australische Nachrichtenagentur AAP. Djokovic habe keine geeigneten Beweise zur Erfüllung der Einreisebestimmungen vorgelegt, daher sei «das Visum anschliessend storniert» worden, hiess es in der Erklärung der Grenzschutzbehörde.

Medienberichten zufolge wurde der weltbekannte Sportler gut zehn Stunden nach der Landung am Flughafen schliesslich in ein bewachtes Quarantäne-Hotel gebracht, wo er bis zu seiner Ausreise bleiben sollte.

Vor dem Hotel versammelten sich ein paar Mitglieder der lokalen serbischen Gemeinschaft.

«Regeln sind Regeln»

Wer nach Australien einreise, müsse sicherstellen, dass er dazu auch berechtigt sei und dies nachweisen könne, sagte Premierminister Scott Morrison. Dafür brauche es den Nachweis einer doppelten Impfung oder eine gültige medizinische Ausnahmegenehmigung. «Wenn man sich nicht an die Regeln hält, wird der Grenzschutz seinen Job machen – und sie haben ihren Job gemacht.» Daran ändere auch das Intervenieren der serbischen Botschaft in Australien nichts. «Regeln sind Regeln, vor allem, wenn es um unsere Grenzen geht», schrieb Morrison auf Twitter. «Niemand steht über diesen Regeln.»

Der Tross des Sportlers reagierte mit Unverständnis und Frust. Sein Sohn sei in einem bewachten Raum festgehalten worden, wurde Vater Srdjan Djokovic in serbischen Medien zitiert. «Novak befindet sich derzeit in einem Raum, den niemand betreten kann», klagte er noch vor der offizielle Verweigerung der Einreise. «Sie halten meinen Sohn gefangen. Wenn er in einer halben Stunde nicht frei ist, bekämpfen wir ihn auf der Strasse. Das ist nicht nur Novaks Kampf, das ist der Kampf für eine freiheitliche Welt.»

Empörung schon vor Einreise gross

Schon vor der Ankunft des 34-Jährigen in Australien hatte sich eine Welle der Empörung im Gastgeberland des ersten Grand-Slam-Turniers der Saison aufgebaut. Die Ausnahme-Erlaubnis für Djokovic sorgte für «Zorn und Konfusion», wie es der Sender ABC nannte. Andere Äusserungen reichten von «Ohrfeige für alle Australier» bis «Schlag ins Gesicht für Millionen von Australiern». Turnierdirektor Craig Tiley verteidigte die umstrittene Entscheidung, bat den 20-maligen Grand-Slam-Sieger aber um Nennung seiner Gründe. Dies hat sich nun wohl erledigt.

Am Dienstag hatte Djokovic nach wochenlangem Schweigen mitgeteilt, er werde dank einer solchen Ausnahmegenehmigung nach Australien fliegen. Seinen Impfstatus hat er noch immer nicht öffentlich gemacht. Wäre er geimpft, bräuchte er aber auch keine Ausnahmegenehmigung.

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(dpa/fss/roy)

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