Umfrage zu LockerungenVon diesen Corona-Massnahmen haben die Schweizer genug
Zwei Drittel der Stimmbevölkerung befürworten eine Öffnung der Restaurant-Terrassen am 22. März. Gibt der Bundesrat diesem Wunsch heute nach?
Darum gehts
Eine repräsentative Umfrage von 20 Minuten und Tamedia zeigt: Mehr als zwei Drittel der Stimmbevölkerung wünschen sich eine Öffnung der Restaurantterrassen auf den 22. März.
Am Freitag entscheidet der Bundesrat über die weiteren Lockerungsschritte.
Die dafür festgelegten Kriterien deuten allerdings nicht auf Lockerungen hin.
Ein Epidemiologe hält baldige Lockerungen, insbesondere die Öffnung der Restaurantterassen, hingegen für vertretbar.
Am Freitag muss die Regierung erneut einen heiklen Entscheid fällen: Lockert er die Corona-Massnahmen per 22. März weiter, obwohl die Fallzahlen wieder leicht ansteigen? Der Nationalrat hat den Bundesrat aufgefordert, weitreichende Lockerungen zu beschliessen. Zur Debatte stehen unter anderem die Öffnung der Gastro-Betriebe innen oder aussen, die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht oder die Öffnung von Kinos oder Theatern (siehe Box).
Eine repräsentative Befragung von 20 Minuten und Tamedia zeigt nun, welche Lockerungen aus Sicht der Bevölkerung fallen sollten. Unbestritten sind die Beizen-Terrassen: 68 Prozent der Schweizer wollen, dass die Restaurant-Terrassen am 22. März wieder öffnen. Auch die komplette Öffnung der Restaurants und die Aufhebung der 5er-Regel für private Treffen wir von mehr als der Hälfte der Stimmberechtigten befürwortet. Gering ist hingegen die Zustimmung für eine Öffnung der Bars (22 Prozent) oder Clubs (11 Prozent).
Junge drängen auf Restaurant-Öffnungen
Ein Blick auf die Altersverteilung zeigt, dass insbesondere jüngere Menschen auf Öffnungen drängen. In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen wollen 70 Prozent die Terrassen öffnen, 61 Prozent auch die Innenräume der Restaurants. Dieser Wert nimmt mit zunehmendem Alter ab, die über 65-Jährigen sind nur noch zu 66 Prozent für eine Öffnung der Terrassen und 48 Prozent wollen die Restaurants ganz öffnen. Die Öffnung der Bars und Fitnesscenter findet bei keiner Altersgruppe eine Mehrheit, aber auch hier sind die Jüngeren offensiver.
Die bisherige Corona-Politik des Bundesrates findet nur eine Minderheit zu streng: 36 Prozent der Befragten finden, dass die Massnahmen etwas zu weit oder viel zu weit gehen. Für 62 Prozent sind sie hingegen angemessen oder gehen tendenziell zu wenig weit.
Experte hält Öffnung von Restaurants nach Ostern für möglich
Jürg Utzinger, Direktor des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (STPH), kann die Wünsche der Bevölkerung nachvollziehen – und hält vorsichtige und schrittweise Lockerungen durchaus für möglich: «Bei den Restaurantterrassen ist das Risiko für Ansteckungen unter Einhaltung der Schutzkonzepte relativ gering. Hier wäre eine Öffnung auf den 22. März vertretbar, wenn sich die epidemiologische Lage bis dahin nicht verschlechtert.»
Mit der Öffnung der Innenräume von Restaurants würde Utzinger sicher noch bis nach Ostern warten. «Dann sollte auch das möglich sein, vorausgesetzt, die Zahlen steigen bis dahin nicht an und die Schutzkonzepte werden stringent umgesetzt.» Dazu gehöre etwa auch regelmässiges Lüften, was mit steigenden Temperaturen ebenfalls angenehmer werde.
Ein relativ geringes Risiko sieht Utzinger auch in Kinos oder Theatern: «Auch da gilt: Wenn die Anzahl der Teilnehmenden beschränkt und Schutzkonzepte konsequent eingehalten werden, müsste eine schrittweise Öffnung möglich sein.» Heikler sei die Öffnung der Fitnesscenter: «Beim Sport in Innenräumen dürften nur relativ wenige Menschen im gleichen Raum zugelassen werden, die Geräte müssten regelmässig desinfiziert werden und Menschenansammlungen etwa in der Garderobe müssten verhindert werden.»
Nur zwei von vier Kriterien erfüllt
Beobachter rechnen nicht damit, dass der Bundesrat am Freitag weitreichende Lockerungen für den 22. März vorschlägt. Dagegen spricht etwa, dass nur ein Teil der Kriterien erfüllt ist, von denen der Bundesrat selbst seinen Entscheid abhängig gemacht hat: eine Positivitätsrate von unter 5 Prozent, weniger als 250 Covid-Patienten auf der Intensivstation, ein durchschnittlicher R-Wert unter 1 sowie eine tiefere Inzidenz als am 1. März.
Bei den Intensivbetten sieht es gut aus: Am Donnerstag lagen 174 Covid-Patienten auf Intensivstationen, was 18 Prozent aller verfügbaren Betten ausmacht. Auch die Positivitätsrate war in der Woche vom 4. bis 11. März nur einmal zu hoch, nämlich am Dienstag mit 5,7 Prozent. Weniger gut steht es um den R-Wert: Am letzten bekannten Datum, dem 26. Februar, lag er mit 1,09 über dem für Lockerungen benötigten Schnitt. Auch die 14-Tage-Inzidenz ist zuletzt wieder angestiegen: Am 1. März betrug sie 147,52, am Donnerstag lag sie bereits bei 174,8. Pro 100’000 Einwohner haben sich in den letzten zwei Wochen also 174,8 Menschen angesteckt.
Die Befragung
15'340 Personen aus der ganzen Schweiz haben vom 5. bis 7. Februar an der Befragung teilgenommen. 10’683 Befragte sind aus der Deutschschweiz, 4272 aus der Romandie und 385 aus dem Tessin. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt. LeeWas modelliert die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 1,4 Prozentpunkten.