Melanie Winiger«Von Hotpants konnte ich als Teenager nur träumen»
Sie streiten, aber versöhnen sich schnell wieder. Für ihre neue Kleiderkollektion stand Melanie Winiger zum ersten Mal mit ihrer Mutter vor der Kamera.
Wenn Melanie Winiger zu einem Shooting lädt, lächeln keine professionellen Models in die Kameralinse. Sondern Menschen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Für ihre neue Naturaline-Kleiderkampagne hat die 37-Jährige ihre Mutter Carol Latimer (67) ins Boot geholt.
Melanie, wie bist du darauf gekommen, deine Mutter für ein Shooting zu verpflichten?
Melanie Winiger: Meiner Meinung nach wird bei solchen Sachen häufig eine Lüge verkauft: Ein Model ist typischerweise 1,85 Meter gross, extrem dünn, und an ihm sieht alles super aus. Doch dann geht man in den Laden, zieht das Stück an und fühlt sich schon mal schlecht. Ich mache keine Kleider für 16- bis 25-Jährige. Kleider sind eine Frage des Lebensstils und nicht des Alters. Wieso sollte eine 67-Jährige nicht meine Kleider tragen können? Und meine Mutter sieht toll aus, ich habe einen natürlichen Bezug zu ihr.
Du stehst ihr offenbar sehr nahe.
Winiger: Alle sagen, wir würden wie Freundinnen miteinander reden. Wenn ich ein Problem habe, gehe ich zu ihr und umgekehrt. Manchmal treffe ich sie nachmittags, dann schauen wir fern oder gehen spazieren. Direkt sein, gradlinig sein, die Meinung direkt äussern, sich selber sein – diese Haltung habe ich von meinen Eltern.
Streitest du dich auch mit deiner Mutter?
Winiger: Die Eltern sagen, ich sei als Teenager gar nicht so schlimm gewesen. Sie waren aber sehr streng. Ich durfte mich nicht schminken, Ausgang war kein Thema. Wenn alle anderen am Wochenende weggingen, durfte ich sonntagnachmittags einmal im Monat mit Freunden was unternehmen. Dann wurde ich mit 17 Jahren Miss Schweiz. Erst da habe ich angefangen, mich zu schminken. Aber ich habe mit meinem Mami auch Streit, ja.
Immer noch?
Winiger: Ja, wenn wir streiten, dann räblets. Aber das dauert fünf Minuten, danach heulen wir beide manchmal und dann ist wieder gut.
Frau Latimer, stimmt das?
Carol Latimer: Nun, das gehört dazu. Man muss streiten können, um zu lachen. Ehrlichkeit ist die Basis von Freundschaft, und sie ist meine beste Freundin. Ausserdem lerne ich viel von ihr.
Wir hören.
Latimer: Ihre Ehrlichkeit. Sie hat eine andere Perspektive aufs Leben als ich, sie ist jünger. Wenn man älter wird, kann man schnell in ein Loch fallen. Doch sie öffnet mir immer wieder die Augen, dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Worum geht es, wenn Sie sich streiten?
Latimer: Manchmal bin ich ein kleines Grossmaul, dann bin ich zu hart. Dann sagt Melanie zu mir: So nicht! Und sie hat recht. Aber sie ist manchmal auch sehr direkt, wir sind da sehr ähnlich.
War Melanie als Teenager manchmal zu sexy angezogen?
Latimer: Oh ja! Ich war sehr, sehr streng, sie durfte dann so nicht aus dem Haus. Doch jetzt ist sie mir dafür dankbar.
War sie ein freches Kind?
Latimer: Frech, aber nie respektlos, einfach vorwitzig (lacht).
Melanie, hat dich deine Mutter manchmal wirklich getadelt, wenn sie gesehen hat, wie du angezogen warst?
Winiger: Ja, das war so. Darüber bin ich aber mittlerweile froh. Sie meinte: «ja nichts Kurzes anziehen!» Von Hotpants konnte ich nur träumen, da kam vielleicht die indische Erziehung etwas durch. Deswegen bin ich privat nicht sehr oft geschminkt, ich putze mich nur sehr selten raus.
Melanie ist eine öffentliche Person, hatte Beziehungen mit prominenten Personen. Frau Latimer: Stört es Sie manchmal, was über sie geschrieben wird?
Latimer: (überlegt lange) Ja, es stört mich. Denn es wird so viel Unsinn gedruckt. Sachen, die nicht stimmen, das macht mich total hässig. Leben und leben lassen ist mein Motto. Und das Privatleben ist privat.