Vor 75 Jahren explodierte die erste Atombombe der Welt

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Codename TrinityDer Moment, als die erste Atombombe der Welt explodierte

Eine gewaltige Explosion erschütterte am 16. Juli 1945 um 5.29 Uhr und 45 Sekunden die Wüste von New Mexico: Die erste Atombombe der Welt war gezündet worden.

Darum gehts

  • Vor 75 Jahren begann mit dem «Trinity-Test» das Zeitalter der Atombombe.
  • Dieser fand am 16. Juli 1945 in der Wüste von New Mexico statt.
  • Entwickelt worden war sie im Rahmen des geheimen Manhattan-Projekts.
  • Drei Wochen später folgten die Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.

«Was für eine Explosion!» schwärmte Leslie Groves, nachdem es am 16. Juli 1945 in New Mexico zu einer gewaltigen Detonation gekommen war. Der General war militärischer Leiter des Manhattan-Projekts (siehe Box), das mit dem Zünden der ersten Atombombe der Welt – eben jener Explosion in der Wüste – seinen Höhepunkt fand.

Mit seiner Begeisterung stand Groves nicht allein da: «Das Licht war von einer Schönheit, wie sie sich die grössten Dichter erträumen», schrieb General Thomas Farrell über den unter dem Codenamen «Trinity» bekannten ersten Atomtest. Auch er war Augenzeuge des historischen Moments und schien sich der Bedeutung des Moments bewusst zu sein: «Alle schienen zu fühlen, dass sie bei der Geburt eines neuen Zeitalters dabei waren.»

Das Manhattan-Projekt

Beim Manhattan-Projekt handelte es sich um das bisher grösste und teuerste Forschungsprojekt der Menschheitsgeschichte, in dem ab 1942 mehr als 150’000 Spezialisten an verschiedenen Standorten in den USA an der Entwicklung einer Atombombe arbeiteten – der militärischen Nutzbarmachung der 1938 entdeckten Kernspaltung.

Mithilfe einer solchen Waffe sollte der Zweite Weltkrieg beendet werden, so die Hoffnung der Verantwortlichen. Gleichzeitig litten sie unter der Angst, dass Widersacher Deutschland ihnen bei der Nutzbarmachung der Kernspaltung zuvorkommen könnte. Entsprechend mit Hochdruck war an der Entwicklung gearbeitet worden.

Die militärische Leitung des Projekts lag bei General Leslie Groves, die wissenschaftliche Leitung hatte der Physiker J. Robert Oppenheimer übernommen. Bis Ende 1945 beliefen sich die Kosten auf 1,9 Milliarden US-Dollar.

Geheimhaltung war essenziell, wie dieses Plakat zeigt.

Geheimhaltung war essenziell, wie dieses Plakat zeigt.

Wikimedia Commons/PD

«Wir wussten, die Welt würde nicht mehr dieselbe sein»

Gezündet wurde eine sogenannte Plutonium-Implosionsbombe. Das spaltbare Plutonium ist bei einer solchen von mehreren Schichten Sprengstoff umgeben. Zündet der Sprengstoff, presst er das Plutonium im Inneren zusammen, so dass die Kettenreaktion einsetzt und die Bombe gezündet wird.

Trinity-Explosion: 0,025 Sekunden nach der Zündung war diese Feuerblase zu sehen.

Trinity-Explosion: 0,025 Sekunden nach der Zündung war diese Feuerblase zu sehen.

Wikimedia Commons/PD

Der Trinity-Test in der Wüste New Mexicos war ein voller Erfolg: Die gemessene Sprengkraft erreichte 21 Kilotonnen TNT und riss einen drei Meter tiefen und 330 Meter breiten Krater in den Sand. Eine Pilzwolke stieg zwölf Kilometer empor (siehe Video oben). Im Umkreis von anderthalb Kilometern löschte die Bombe alles Leben aus.

«Wir wussten, die Welt würde nicht mehr dieselbe sein. Ein paar Leute lachten, ein paar Leute weinten, die meisten waren still», erinnerte sich J. Robert Oppenheimer später an diesen Moment.

Die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki

Etwa drei Wochen nach dem Trinity-Test warfen die US-Amerikaner die ersten scharfen Atombomben ab – am 6. August 1945 jene auf Hiroshima und am 9. August jene auf Nagasaki. Wie geplant, bedeuteten sie das endgültige Ende des Zweiten Weltkrieges. Allerdings kosteten sie auch über 200’000 Menschen das Leben und zerstörten jeweils rund 90 Prozent der attackierten Städte. Knapp 98 Prozent der Einwohner starben –entweder direkt oder an den Spätfolgen.

Erst da erfuhr die Öffentlichkeit, was sich am 16. Juli 1945 tatsächlich in New Mexico abgespielt hatte. Bis dahin hatte man ihr weisgemacht, ein Munitionslager sei in die Luft gegangen.

Atomtests als Touristenattraktionen

Obwohl seit den Abwürfen auf Japan klar war, welch verheerende Folgen Nuklear-Detonationen haben können, gaben die USA – und auch andere Nationen – die Forschung an Atomwaffen nicht auf. Bis zum Teststopp-Memorandum im Jahr 1992 führten die Amerikaner rund 1000 weitere Tests – 210 atmosphärische, 815 unterirdische und 5 unter Wasser.

Unterirdischer Atomtest, Nevada 1956: Operation Plumbbob – Rainier 43771

Youtube/Lawrence Livermore National Laboratory

Explosion auf 91 Meter über Boden, Nevada 1955: Operation Teapot – Turk 28112

Youtube/Lawrence Livermore National Laboratory

Explosion von einem Turm, Nevada 1955: Operation Teapot – Tesla 28617

Youtube/Lawrence Livermore National Laboratory

Explosion in der Erdatmosphäre, Nevada 1955: Operation Teapot – Tesla 28643

Youtube/Lawrence Livermore National Laboratory

So testeten die USA Atombomben.

Tamedia/Lawrence Livermore National Laboratory

Bis der damalige US-Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser – kurz: das Moskauer Atomteststoppabkommen – unterzeichnete, waren die überirdischen Tests regelrechte Touristen-Highlights.

Atombombentests und dazu noch in der Nähe einer hoch frequentierten Stadt sind aus heutiger Sicht unvorstellbar. Schliesslich wird bei der Detonation jede Menge Radioaktivität freigesetzt. (Im Bild: die Fremont Street in Las Vegas mit dem Atompilz einer 37-Kilotonnen-Bombe im Hintergrund, 1957)
Mitte des letzten Jahrhunderts sah man das deutlich entspannter: Zwischen 1951 und 1962 wurden vor den Toren Las Vegas' insgesamt 119 Atombomben überirdisch gezündet. (Im Bild: die Fremont Street in Las Vegas mit dem Atompilz einer 37-Kilotonnenbombe im Hintergrund, 1957)
Aber das ist noch nicht alles. Weil noch nicht klar war, was Radioaktivität anrichten kann, zogen die Atombombentests jede Menge Schaulustige an. (Im Bild: ein Atomtest in der Wüste Nevadas, 1957)
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Atombombentests und dazu noch in der Nähe einer hoch frequentierten Stadt sind aus heutiger Sicht unvorstellbar. Schliesslich wird bei der Detonation jede Menge Radioaktivität freigesetzt. (Im Bild: die Fremont Street in Las Vegas mit dem Atompilz einer 37-Kilotonnen-Bombe im Hintergrund, 1957)

Don English/Las Vegas News Bureau

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