Vor US-Chat-DebakelWie Datenlecks und Pannen die Welt veränderten
Der Mauerfall, die Pentagon-Papers, Nawalnys Vergiftung: Entdecke die Geschichte hinter bedeutenden Datenlecks und Kommunikationspannen.
Darum gehts
Der Chefredaktor des «Atlantic» wurde versehentlich in einen Signal-Gruppenchat der US-Regierung hinzugefügt.
In diesem Chat diskutierten Beamte der Trump-Regierung über einen Militärschlag im Jemen.
Datenlecks und Kommunikationspannen von Regierungen sind keine Seltenheit.
Der Chefredaktor des «Atlantics» wurde einem Gruppenchat auf Signal hinzugefügt, in dem Top-Beamte von Trumps Regierung einen Militärschlag gegen die Huthis im Jemen diskutierten – ein Angriff, der später erfolgte. Kommunikationspannen und Datenlecks von Regierungen gibt es immer wieder:
Der Mauerfall war so nicht geplant (1989)
Die wohl bekannteste Pressekonferenz der DDR: SED-Funktionär Günter Schabowski verkündete am 9. November 1989 neue Regelungen für Reisen in den Westen und gab damit indirekt die Öffnung der Mauer bekannt. Schabowski wirkt überfordert, als er die Mitteilung vorliest und antwortet auf eine Frage, ihm sei gesagt worden, dass die Journalistinnen und Journalisten diese Meldung eigentlich auch erhalten haben sollen.
«Privatreisen ins Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Reiseanlässen und Verwandtschaftsverhältnissen beantragt werden, die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt», zitiert er anschliessend. Auf die Frage eines italienischen Journalisten, wann die Regelung in Kraft treten soll, antwortet er zögerlich: «Das tritt nach meiner Kenntnis... ab sofort, unverzüglich ein.» Eigentlich war die Meldung erst für den nächsten Morgen um vier Uhr geplant gewesen. Noch am selben Abend wurden daraufhin die Tore der Mauer geöffnet.
Ein Ausschnitt der Pressekonferenz mit Günter Schabowskis bekannten Worten «ab sofort, unverzüglich» im Video.
Youtube/@BasicMasterReloadedPentagon Papers zum Vietnamkrieg (1971)
7000 Seiten lang waren die Pentagon-Leaks, die 1971 über den Militär-Analysten Daniel Ellsberg zur «New York Times» und somit an die Öffentlichkeit gelangten. Die Dokumente zeigten, dass das US-Militär seine Einsätze in Vietnam auch auf Nachbarländer ausgedehnt hatte, ohne den US-Kongress zu informieren und seine Zustimmung einzuholen. Sie brachten Menschenrechtsvergehen und Lügen der Präsidenten Truman, Eisenhower, Kennedy und Johnson ans Licht.
Nawalny rief seinen mutmasslichen Mörder an – er gesteht (2020)
Am 20. August 2020 wurde der russische Regierungskritiker Alexei Nawalny während eines Fluges vergiftet. Da die Maschine notlandete und Nawalny schnell medizinische Hilfe erhielt, überlebte er. Anfang Dezember desselben Jahres veröffentlichte der «Spiegel» Recherchen, laut denen mindestens acht russische Geheimdienstagenten am Anschlag beteiligt waren.
Am 14. Dezember kontaktierte Nawalny einen von ihnen und gab sich als Assistent des Chefs des russischen Sicherheitsrats aus, um das Vertrauen des Mannes, der unter dem Pseudonym Konstantin Sokolow bekannt ist, zu gewinnen. Er tat so, als würde er eine Umfrage durchführen, um herauszufinden, warum der Anschlag gescheitert war und was man beim nächsten Mal besser machen könnte. Dabei gab Sokolow Details zum Anschlag preis. Seit 2022 gilt er als vermisst. Der Kreml bestreitet, etwas mit der Vergiftung zu tun gehabt zu haben.
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Vertuschung nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl (1986)
Am 25. April 1986 kam es im Reaktor Nummer vier des Atomkraftwerks Tschernobyl zu einer Explosion. Es folgte eine nukleare Katastrophe, die die sowjetische Führung zu vertuschen versuchte. Die Bevölkerung wurde nicht vor der Radioaktivität gewarnt, wodurch diese nicht flüchtete und der radioaktiven Strahlung ausgesetzt blieb.
Erst als drei Tage nach der Explosion über 1200 Kilometer entfernt auf dem Gelände des Kernkraftwerks Forsmark in Schweden aufgrund erhöhter Radioaktivität ein automatischer Alarm ausgelöst wurde, informierten die Behörden erstmals über einen «Unfall». Der Reaktor sei beschädigt worden und man habe Massnahmen zur Beseitigung der Folgen ergriffen. Erst am folgenden Tag sprachen die Behörden von einer «Katastrophe» und versuchten trotzdem noch jahrelang das Ausmass dieser kleinzureden.

Seit dem Reaktorunfall ist Tschernobyl verlassen.
IMAGO/ZUMA PressEdward Snowden und die NSA-Leaks (2013)
Im Frühjahr 2013 spielte Edward Snowden brisante Informationen über seinen damaligen Arbeitgeber der Presse zu. Seither weiss die Öffentlichkeit, in welchem Ausmass der US-Geheimdienst NSA weltweit Bürger – darunter auch Führer befreundeter Staaten wie Angela Merkel – und Wirtschaftsunternehmen ausgehorcht hat.
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