Vorerst keine SchulmedizinAnja Zeidler will mit «positivem Mindset» gegen Tumor ankämpfen
Innert kürzester Zeit ist Anja Zeidlers Tumor zurückgekehrt. Nun hat sie beschlossen, wie sie damit weiterfahren will: vorerst nämlich ohne Schulmedizin.
Darum gehts
Vor rund eineinhalb Jahren liess sich Anja Zeidler einen Tumor unter ihrer linken Brust entfernen – nun ist dieser zurück.
Die 30-Jährige fürchtet sich – vor allem wegen ihrer Kinder. Doch genau für sie versucht sie, optimistisch zu bleiben.
Ihre positive Einstellung will sie nun als Kraft gegen die Erkrankung nutzen, wie sie verrät.
Anja Zeidlers Tumor ist zurück! Der Desmoid unter ihrer linken Brust wurde erst vor wenigen Wochen wieder entdeckt und stellte das Leben der Influencerin komplett auf den Kopf. Mittlerweile konnte sie sich vom ersten Schock erholen, die Gedanken sortieren und weitere Untersuchungen vornehmen lassen. Nun sind auch die definitiven Behandlungsmethoden klar: Ein erneuter operativer Eingriff oder eine Bestrahlung – – doch damit will die 30-Jährige zuwarten, wie sie im Gespräch mit 20 Minuten verrät.
Sie hat sich vorerst für ihren eigenen Weg entschieden und will einerseits mit ihrer Naturheilärztin «etwaige Disbalancen auszugleichen». Andererseits aus eigener Kraft und mit einem «positiven Mindset» gegen die Erkrankung ankämpfen. «Auf spiritueller Ebene sagt man, dass Tumore mit Traumata zusammenhängen können. Deswegen habe ich Atemübungen und Kakao-Zeremonien ausprobiert. Mit diesen Methoden gelange ich in mein Unterbewusstsein und komme Traumata, welchen ich mir nicht bewusst bin, näher und versuche, sie aufzulösen. Bisher kamen krasse Dinge hoch, die ich längst vergessen und verdrängt habe», sagt sie begeistert.
Darüber hinaus will die Luzernerin per sofort auf raffinierten Zucker verzichten, allgemein ihre Ernährung – auch im stressigen Alltag – besser im Griff behalten und jeweils morgens frisch gepressten Sellerie- und Randensaft trinken. Zusätzlich setzt sie auf «natürliche Kapseln mit und Traubenkern OPC». «Ich habe in Studien gelesen, dass gewisse Pilzarten und starke Antioxidantien wie OPC Tumorzellen bekämpfen sollen». Da verfolge ich das Motto: ‹Nötzts nüt, so schads nüt.›»
Anja Zeidler: «Mein Mindset trägt zum Heilungsprozess bei»
Weiter betont Anja Zeidler aber, in regelmässigen Abständen sich Ultraschall- und MRT-Untersuchungen unterziehen zu wollen und die Entwicklung akribisch zu beobachten. Sie sei sich bewusst, dass der Tumor ernst zu nehmen sei. «Desmoide, die als gutartig gelten, verdrängen umliegendes Gewebe nicht, sondern fressen sich ein, was einem bösartigen Tumor ähnelt. Wichtig ist, dass er meiner Lunge und meinem Herz nicht zu nahe kommt.»
Glaubst du an Kräfte von positiver Energie?
Dass sie sich vorerst für alternative Methoden entschieden hat, liegt in den Nebenwirkungen und –erscheinungen der schulmedizinischen Optionen. «Operativ kann der Tumor nur vollständig beseitigt werden, in dem man zwei Rippen entfernt. Dies hätte eine mindestens 25 Quadratzentimeter grosses Loch zur Folge, welches mit einem künstlichem Brustfell, also einem Fremdkörper, gefüllt werden müsste», berichtet das Zweifachmami und fügt an: «Das ist etwas, was ich in Kombination mit einer Vollnarkose nicht unbedingt möchte.» Bei der viereinhalbwöchigen Bestrahlung würden wiederum auch gesunde Zellen zerstört werden, als Nebenwirkung könnten zudem sonnenbrandähnliche Rötungen entstehen. Weiter erklärt Zeidler: «Was mich am ehesten abschreckt ist, dass bei einem Prozent aller Patientinnen und Patienten durch die Bestrahlungstherapie später zu Krebs kommen kann.»
Trotz der schwierigen Situation schaue sie zuversichtlich und ohne Angst in die Zukunft. «Ich bin überzeugt, dass man mit einem positiven Mindset extrem viel zum Heilungsprozess beitragen kann», sagt sie und stellt abschliessend klar: «Sollte sich bei den Kontrollen ein rasantes Wachstum feststellen lassen, begebe ich mich selbstverständlich in medizinische Behandlung. Dann würde ich mich für die Bestrahlung entscheiden.»
Fünf Fragen an eine Fachperson
Prof. Dr. Michael Knauer, wie gefährlich ist ein Desmoid?
Klar ist, dass ein Desmoid keine Metastasen bildet und es sich deshalb meistens um keine lebensbedrohliche Tumorerkrankung handelt. Nichtsdestotrotz hat er – weil er sich in umliegendes Gewebe invasiv einfrisst – Züge eines bösartigen Tumors. Das Gefährlichste dabei ist, dass der Tumor unvorhersehbare Tendenzen birgt. Sprich, es ist nicht klar, ob er plötzlich schnell oder doch eher langsam wächst. Zudem gibt es Fälle, in denen er sich sogar zurückbildet.
Was wäre aus Ihrer Sicht eine richtige Behandlung?
Diese eine richtige Behandlung nach Lehrbuch gibt es nicht, da es sich bei einem Desmoid-Tumor um eine sehr seltene Tumorerkrankung handelt, zu der es entsprechend kaum Studien gibt. In der Schweiz erkranken jährlich im Schnitt nur 40 Personen daran. Früher hat man diese Art von Tumoren stets operativ entfernt. Mittlerweile ist es aber klar die Empfehlung, erstmal abzuwarten, ob der Tumor wächst – dann kann immer noch eine Operation oder Bestrahlung geplant werden.
Was halten Sie von Anja Zeidlers Fall?
Ich kenne die Bildgebung von Frau Zeidler nicht. Und auch die Umstände sind mir lediglich aus der Medienberichterstattung bekannt, weshalb ich nichts konkret dazu sagen kann. Mir scheint aber, dass sie sich intensiv mit ihrer Diagnose und den Möglichkeiten auseinandergesetzt hat. Das ist ohnehin wichtig, sich in so einer Situation an Fachpersonen auf diesem Gebiet zu wenden und sich notwendigen Untersuchungen zu unterziehen.
Kann ein «gutes Mindset» bei der Bewältigung einer Krankheit hilfreich sein?
Ja, ganz klar. Auch wir in unserer Klinik setzen auf Komponenten der komplementären und integrativen Medizin. Dies hilft Betroffenen oftmals, gibt ihnen auf eine Art Kraft, unterstützt sie und stärkt im Idealfall beiläufig das Immunsystem. Wichtig ist aber zu betonen, dass es mit alternativen Handlungen keine «echte Wirkung» gegen den Tumor gibt. Wenn ein Tumor stagniert oder sich gar zurückbildet, macht er das, weil er es will oder weil die Bedingungen in der Umgebung für ihn nicht mehr ideal sind. Medizinisch kann nicht nachgewiesen werden, dass es darauf zurückzuführen ist.
Worauf muss Anja Zeidler achten?
Das Wichtigste ist, dass der Tumor nicht grösser wird. Zudem darf er, wie von Frau Zeidler selbst bereits gesagt, nicht zu nahe an lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge geraten. Sollten Veränderungen zu spüren oder zu sehen sein, ist es wichtig, dass sie sich an ihre onkologischen Fachexperten wendet. Falls der Desmoid gleich bleibt oder gar kleiner wird, kann man weiter zuwarten –allerdings unter weiteren engmaschigen Kontrollen. Sollte sie aber eine Behandlung benötigen, würde ich den operativen Weg empfehlen, da er – im Vergleich zu medikamentösen oder bestrahlenden Behandlungen – am besten erforscht ist. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen eine Kombinationsbehandlung empfohlen wird. Solche sollten allerdings an einem Tumorboard eines Zentrums mit Sarkom-Fachärzten besprochen werden.
Zur Person: Prof. Dr. Michael Knauer ist chirurgischer Onkologe am Tumor- und Brustzentrum Ostschweiz. Spezialisiert hat er sich auf Senologie und Brustmedizi und operiert an der Klinik Stephanshorn in St. Gallen.
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