Basel: «Wache nachts mit Schmerzen auf» – Männer fangen beim Coiffeur Pilz ein

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Basel«Wache nachts mit Schmerzen auf» – Männer fangen beim Coiffeur Pilz ein

Mehrere News-Scouts berichten, dass sie sich beim Coiffeur mit einer Pilzinfektion an der Kopfhaut angesteckt haben. Einige kriegen die Hauterkrankung kaum los.

«Eines Morgens entdeckte ich plötzlich eine rote, schuppige Stelle bei meinem rechten Ohr», sagt Nikolaj (22) aus Liestal.
Wie er glaubt, hat er sich einen Hautpilz beim Coiffeur eingefangen. (Symbolbild)
Derzeit werden in der Region vermehrt Hautpilzfälle bei jungen Männern festgestellt. (Symbolbild)
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«Eines Morgens entdeckte ich plötzlich eine rote, schuppige Stelle bei meinem rechten Ohr», sagt Nikolaj (22) aus Liestal.

Privat

Darum gehts

  • Junge Männer im Baselbiet leiden vermehrt an Pilzinfektionen an der Kopfhaut.

  • Auch Mitglieder der 20-Minuten-Community sind davon betroffen.

  • «Mein Arzt meinte, dass ich den Pilz wahrscheinlich beim Coiffeur eingefangen habe», sagt ein Betroffener.

  • Laut der Dermatologin Marianne Meli sind Pilzinfektionen an der Kopfhaut und im Bartbereich besonders hartnäckig.

Bei jungen Männern im Baselbiet wird derzeit vermehrt Hautpilz auf der Kopfhaut registriert. Von der Verbreitung ist vor allem die Region Liestal betroffen. Nikolaj (22) hat sich den Pilz Anfang Jahr eingefangen. «Eines Morgens entdeckte ich plötzlich eine rote, schuppige Stelle bei meinem rechten Ohr.» Als er deswegen einen Arzt aufsuchte, habe dieser ihm mitgeteilt, dass es sich um einen sogenannten Trichophyton tonsurans handle.

«Nur fünf Tage zuvor war ich beim Coiffeur. Als ich ihm das erzählte, sagte der Arzt, dass der Pilz höchstwahrscheinlich dort über Rasierapparate und Kämme übertragen wurde. Der Pilz sei hochansteckend.» Danach habe Nikolaj für rund drei Wochen täglich eine Salbe auf die Stelle auftragen müssen. «Es war lästig. Nur so bin ich den Hautpilz losgeworden.» Laut dem 22-Jährigen habe er den Coiffeur über den Vorfall informiert. «Seither meide ich den Salon.»

«Das macht mich immer noch wütend»

Der kantonsärztliche Dienst vom Kanton Basel-Land bestätigt, dass mehrheitlich junge Männer mit rasierten Seiten und Hinterköpfen vom Pilz betroffen sind. Einen sogenannten Undercut trägt auch ein 16-jähriger News-Scout. Auch ihn plage die Hauterkrankung seit seinem letzten Coiffeurtermin im Mai. «Auch noch Wochen nach der Infektion wache ich nachts mit Schmerzen auf, wenn ich auf der betroffenen Stelle gelegen habe.» Die vom Arzt verschriebene Salbe helfe nur teilweise. Auch Freunde des 16-Jährigen hätten nach dem Besuch beim selben Friseur einen Pilz an der Kopfhaut entdeckt. «Wegen mangelnder Hygiene muss ich diese lästige Infektion ertragen. Das macht mich immer noch wütend.»

«Pilzinfektionen an der Kopfhaut sind besonders hartnäckig»

Gemäss Marianne Meli, Dermatologin und Leiterin der Zürcher Dermanence Klinik, macht sich die Pilzerkrankung Trichophyton tonsurans klassischerweise durch kreisförmige gerötete Hautstellen, die im Randbereich schuppig sind, bemerkbar. In den meisten Fällen jucke die Stelle. Pilzinfektionen an der Kopfhaut und im Bartbereich seien besonders hartnäckig. «Dort kann der Pilz entlang der Haare in die Tiefe wachsen und auch in das Haar eindringen. Das kann zu schmerzhaften und eitrigen Infektionen führen.» In manchen Fällen werde gar die Haarwurzel zerstört, was zu einer Narbenbildung und somit zur dauerhaft kahlen Stelle führen kann.

Da die Hauterkrankung nicht nur sehr hartnäckig, sondern auch hochansteckend sei, empfiehlt die Dermatologin, sich rasch in ärztliche Behandlung zu begeben. Dort werde nach dem Pilznachweis standardmässig eine Tablettenkur in Kombination mit einer Pilzsalbe oder einem Pilzshampoo durchgeführt. Um die Partnerin oder den Partner zu schützen, sollen laut Meli zudem Handtücher nach jedem Gebrauch bei 60 Grad gewaschen und Kopfkissenbezüge ca. zweimal die Woche ausgewechselt werden.

Wie ansteckend der Hautpilz sein kann, zeigt die Geschichte von Vale (30) aus Liestal. Auch ihr Partner soll sich Ende Mai beim Coiffeur mit dem Pilz infiziert haben. «Er hatte plötzlich eine grosse, schuppige Rötung am Kopf.» Um sie loszuwerden, sei er mehrfach beim Arzt gewesen. «Zudem musste er sich einer 28-tägigen Tablettenkur unterziehen.» Zwei Wochen nach der Ansteckung des Partners habe auch sie den Pilz eingefangen. Ihre Heilung dauert an: «Seit Wochen schmiere ich nun schon eine Salbe auf die betroffenen Stellen. Trotzdem juckt es noch.»

Informationsschreiben an Coiffeurverband

Der Kantonsarzt betont, dass die Theorie der vermehrten Verbreitung des Hautpilzes beim Coiffeur derzeit weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Für die Theorie spreche aber, dass es sich bei den Betroffenen vornehmlich um junge Männer mit einer sogenannten Undercut-Frisur handle.

Seit letzter Woche habe sich die Zahl der bekannten Fälle von neun auf elf erhöht. Darum sei der kantonsärztliche Dienst daran, ein Schreiben auszuarbeiten, um Coiffeure und Barbershops über das gehäufte Auftreten der Pilzerkrankungsfälle zu informieren. Ausserdem sollen die Betriebe auf die fachgerechte - gegen Pilze wirksame - Desinfektion von Rasiermessern, Haarscheren und Kämmen hingewiesen werden.

Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind die Fälle in Basel-Land bekannt. Kenntnis von Fällen in anderen Kantonen habe man keine.

Laut dem Verband Coiffure Suisse werden diese Infektionen übertragen, wenn insbesondere Rasierer und Trimmer nicht nach jedem Kunden und jeder Kundin gereinigt und desinfiziert werden. Eine solche Verbreitung einer Hautkrankheit sei nach ihrem Wissen aber noch nie vorgekommen. «Wir empfehlen die Werkzeuge stets zu desinfizieren», sagt Zentralpräsident Damien Ojetti. Die Verantwortung für die Hygiene in den Salons liege aber bei den Besitzerinnen und Besitzern der Geschäfte.

Hattest auch du schon eine lästige Pilzinfektion?

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