«Sanierungsrate klar zu tief»: War es das mit der Energiewende?

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Wärmepumpen«Sanierungsrate klar zu tief»: War es das mit der Energiewende?

Schwankende Energiepreise und unzureichende Anreize bremsen den Wärmepumpen-Markt. Experten bezweifeln die Energiewende bis 2050.

Wärmepumpen erleben aktuell eine Flaute, während Öl- und Gasheizungen wieder zunehmend eingebaut werden.
Obwohl die Technologie Zukunft habe, sehen Experten die Energiewende bis 2050 in Gefahr.
Für diese seien stärkere politische Mittel notwendig. Aktuell existiert etwa kein generelles Verbot von Öl- und Gasheizungen.
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Wärmepumpen erleben aktuell eine Flaute, während Öl- und Gasheizungen wieder zunehmend eingebaut werden.

Hendrik Schmidt/dpa

Wärmepumpen: darum gehts

  • Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist rückläufig, während fossile Heizstoffe ein Comeback erleben.

  • Schwankende Preise für Öl, Gas und Strom sowie unzureichende gesetzliche Anreize bremsen den Wechsel.

  • Experten zweifeln, ob die aktuellen Massnahmen für die Energiewende bis 2050 ausreichen.

Der Absatz von Wärmepumpen geht zurück und die fossilen Heizstoffe erleben ein Comeback: Der Wärmepumpen-Branche geht es aktuell nicht gut, Kurzarbeit und sogar Entlassungen sind die Folge. Vorbei scheint der Enthusiasmus der Energiewende und des Klimaschutzgesetzes.

War es das mit der Technologie? Hinter der Flaute stecken diverse ökonomische und politische Faktoren. So erleben etwa die Preise für Öl, Gas und Strom rege Schwankungen. Doch auch die Gesetzgebung spielt eine wichtige Rolle.

Kein Verbot

Auf nationaler Ebene wurde mit der Annahme des Klima- und Innovationsgesetzes die Förderung von Wärmepumpen bei Neu- und Umbauten beschlossen. Für Hauseigentümer entstand so ein finanzieller Anreiz, die Öl- und Gasheizungen mit einer Wärmepumpe zu ersetzen.

Ein Blick nach Deutschland

Das Thema Wärmepumpen polarisiert auch im Nachbarland. Dort hat das Heizgesetz des Wirtschafts- und Klimaministers Robert Habeck für ordentlich Kritik gesorgt. Dieses sieht ähnlich wie in der Schweiz vor, dass Heizsysteme, die auf erneuerbaren Energien basieren, gefördert werden.

Nach viel Widerstand wurde das Gesetz allerdings mehrfach überarbeitet. Aktuell befürchten Wärmepumpen-Branchenverbände, dass mit den Neuwahlen Anfang 2025 Gesetzgebung und Vorlagen für Fördermittel verändert oder gar gestrichen werden können.

Dass dieser Anreiz für die Energiewende aber nicht unbedingt ausreicht, zeigt die aktuelle Situation. In einigen Kantonen wie etwa Zürich ist der Einbau von Heizungen mit fossilen Brennstoffen zwar nur noch in wenigen Ausnahmen möglich, doch: Verboten sind neue Öl- und Gasheizungen nicht generell.

Energiewende verpasst

Ob es mit der bestehenden Gesetzgebung noch reicht für die Energiewende bis 2050, bezweifeln Experten und Branchenkenner aber. «Zürich gehört mit seinem strengen Gesetz zu jenen Kantonen, die im Gebäudebereich noch am ehesten auf Kurs sind», wie EKZ-Mediensprecherin Sophia Siegenthaler auf Anfrage sagt.

«Generell ist die Sanierungsrate in der Schweiz aber klar zu tief.» Von einem Tief der Technologie will Siegenthaler aber nicht sprechen. Zu erklären sei der aktuelle Rückgang durch den Wärmepumpen-Aufschwung im letzten Jahr.

Glaubst du, dass die Energiewende bis 2050 gelingen wird?

Rechnen mit einer Zunahme

2023 habe sich eine erste Welle gezeigt, ausgelöst durch den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von Russland und weniger stark schwankenden Heizkosten. «Verstärkt wurde die Welle durch die eingeschränkte Liefersituation Ende 2022.»

Eine Zukunft für die Technologie sei daher gegeben. «Die Wärmepumpen werden ihr Versprechen auch künftig einlösen, da sie ja drei Viertel der Energie gratis aus der Umwelt beziehen.» EKZ rechnet darum mittelfristig mit einem Wachstum bei Wärmepumpen.

Gas als kurzsichtige Perspektive?

Für die Energiewende bis 2050 sei aber trotzdem mehr notwendig. «Ein steigender CO₂-Preis mit Rückverteilung an die Bevölkerung wäre wohl das stärkste politische Instrument. Bis es kommt, werden wir aber weiter auf Subventionen zählen müssen», so Siegenthaler.

Für die Energiewende seien stärkere politische Mittel notwendig.

Für die Energiewende seien stärkere politische Mittel notwendig.

20min/Matthias Spicher

In Regionen mit Gasnetzen führe der Umstieg auf Wärmepumpen mit der Zeit immerhin dazu, dass sich die Kosten für das Netz auf immer weniger Anschlüsse verteilen werden, was das Heizen mit Gas verteuert.

«Wer sich heute aufgrund der Preise von Gas, Öl und Strom für eine neue fossile Heizung entscheidet, tut dies mit einer kurzsichtigen Perspektive. Dass die Strompreise weiter sinken werden, ist schon heute klar, während zum Beispiel die Gaspreise weiter schwanken dürften.»

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