«Es geht nicht um die Gesundheit der Sexarbeiterinnen»

Publiziert

Waldibrücke LU«Es geht nicht um die Gesundheit der Sexarbeiterinnen»

Im Industriegebiet in Waldibrücke werden Sexarbeiterinnen gezwungen, Preise für Sex zu senken, um horrende Wochen-Mieten bezahlen zu können. Eine Sexarbeiterin spricht über ihre Erfahrungen.

Für 1600 Franken pro Woche bekommen die Sexarbeiterinnen zwei kleine Räume im Industriegebiet Waldibrücke.
Dünne und hellhörige Trennwende trennen den Raum in zwei Zimmer auf. Zwischen den Trennwänden kann man durchschauen.
«Hier bieten wir Sex ohne die Achtung der Privatsphäre an», sagt die Sexarbeiterin.
1 / 4

Für 1600 Franken pro Woche bekommen die Sexarbeiterinnen zwei kleine Räume im Industriegebiet Waldibrücke.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • 1600 Franken zahlen Sexarbeiterinnen für Zimmer, welche von dünnen Wänden abgetrennt sind, zwischen denen durchgeschaut werden kann.

  • «Die ehemaligen Grossraumbüros rechtfertigen die hohen Mietpreise nicht», findet eine Sexarbeiterin.

  • Die Vermieterin wollte gegenüber 20 Minuten keine Stellung beziehen.

Im Industriegebiet in Waldibrücke LU herrschen prekäre Verhältnisse für Sexarbeiterinnen. Diese zwingen sie dazu, ihre Preise drastisch zu senken, um den hohen Mietpreis stemmen zu können. Eine Sexarbeiterin spricht über ihre Erfahrungen.

Dünne und hellhörige Trennwände

Die Frau erhoffte sich in Waldibrücke Arbeit aus dem Raum Luzern. Im Industriegebiet wollte sie eine Wohnung mieten, doch die Wohnung entsprach nicht ihren Erwartungen. Die Wohnung erinnerte sie an ein umgebautes Grossraumbüro. «Die Zimmer waren klein. Zwischen den hellhörigen und dünnen Trennwände konnte man ins andere Zimmer sehen», sagt die Sexarbeiterin gegenüber 20 Minuten.

«Wenn du nichts verdienst, musst du trotzdem den vollen Preis bezahlen, sonst wird dir mit der Polizei gedroht», sagt die Frau. Es werde keine Rücksicht auf die Gesundheit der Sexarbeiterinnen genommen.

«Ich habe für das kleine Zimmer 800 Franken bezahlen müssen und hinter der dünnen Trennwand war eine weitere Frau, die ebenfalls 800 Franken bezahlen musste», rechnet die Sexarbeiterin vor. Für 1600 Franken pro Woche hätten die beiden das Zimmer benutzen können, was eine horrende Miete sei.

«800 Franken ist ein frecher Preis.»

Sexarbeiterin

«800 Franken zeigt die Profitgier der Vermieter und ist frech. Der Betrag stimmt nicht mit dem Zustand der Wohnung überein», sagt die Sexarbeiterin. Ein Fenster suche man in diesem Raum vergebens.

Hilfsorganisation ordnet ein

Christina Jeremić, Sozialarbeiterin und Teamleiterin bei der Hilfsorganisation Bloved ordnet gegenüber 20 Minuten die Situation ein. Falsche Versprechungen über die Zimmer fielen unter Menschenhandel und Ausbeutung, sagt sie. «Frauen, die sich an die Öffentlichkeit wenden, sind extrem mutig, denn die Gesellschaft will oft nur das Schöne und Freiwillige im Sexgewerbe sehen», so Jeremić.

Liegenschaftsbesitzer überrascht

Der Liegenschaftsbesitzer zeigt sich überrascht von den hohen Wochenmieten. «Wir vermieten die Liegenschaft zu marktüblichen Preisen an eine Drittpartei», sagt er gegenüber 20 Minuten. Gegenüber 20 Minuten sagt der Besitzer, dass er mit der Raumvermietung an die Sexarbeiterinnen nichts zu tun habe.

Die Vermieterin wollte auf Anfrage von 20 Minuten keine Stellung nehmen.

Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, teilt auf Anfrage mit, dass bei den Mietpreisen die üblichen Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben gelten. Kopp führt aus, dass «die Luzerner Polizei jederzeit einen Überblick über die Situation im gesamten Kanton hat.»

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Zwangsprostitution und/oder Menschenhandel betroffen?

Hier findest du Hilfe:

ACT 212, Nationale Meldestelle gegen Menschenhandel, Tel. 0840 212 212

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Etwas gesehen, etwas gehört?

Schick uns deinen News-Input!

Speichere unseren Kontakt im Messenger deiner Wahl und sende spannende Videos, Fotos und Dokumente direkt an die 20-Minuten-Redaktion. Sendest du uns Fotos oder Videos, die zu einem neuen Beitrag führen, erhältst du eines von vier Geschenken. Mehr Details findest du hier.

Handelt es sich um einen Unfall oder ein anderes Unglück, dann alarmiere bitte zuerst die Rettungskräfte.

Die Verwendung deiner Beiträge durch 20 Minuten ist in unseren AGB geregelt: 20min.ch/agb

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

134 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen