Kampf gegen ISWarum Australien ein Terrorziel ist
In Sydney hat ein mutmasslicher Terrorist mehrere Geiseln genommen. Erst im September hatte Australien die Terror-Warnstufe massiv erhöht – aus gutem Grund.
In einem Café im australischen Sydney hat ein bewaffneter Mann mehrere Geiseln in seine Gewalt gebracht. Dabei könnte es sich um einen terroristischen Hintergrund handeln. Geiseln hielten eine schwarze Flagge ans Fenster, auf dem das muslimische Glaubensbekenntnis stand. Dass es ausgerechnet in Australien zu einer Terrorattacke gekommen ist, dürfte kein Zufall sein: Im September hatte Australien seine Terror-Warnstufe auf «hoch» angehoben. Diese Stufe bedeutet, dass ein Terroranschlag für wahrscheinlich gehalten wird.
Damals sagte der australische Premierminister Tony Abbott gegenüber «The Australian»: «Wir haben keine Informationen über konkrete Anschläge in unmittelbarer Zukunft. Doch gemäss unserem Geheimdienst gibt es Leute mit solchen Absichten und entsprechenden Möglichkeiten.» Seit der Einführung der Skala im Jahr 2003 hatte die Terror-Warnstufe in Australien stets auf «mittel» gestanden.
Angst vor Rückkehrern
Gemäss Abbott hatten mehrere Gründe dafür gesprochen, die Warnstufe zu erhöhen. Am meisten Sorgen machen den Behörden die zurückkehrenden Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Schätzungen gehen davon aus, dass 60 australische Bürger für den IS oder die Nusra-Front im Irak oder in Syrien im Einsatz sind. 15 Australier sollen bei den Kämpfen bereits gestorben sein. Weitere 100 unterstützen die Milizen innerhalb Australiens, indem sie etwa Kämpfer rekrutierten. Gemäss Abbott sollen bereits mehr als 20 Australier von den IS-Schlachtfeldern in die Heimat zurückgekehrt sein.
Dass Australien ein mögliches Terrorziel von IS-Rückkehrern ist, hat vor allem mit dem Entscheid zu tun, sich aktiv im Kampf gegen den IS im Irak zu beteiligen. So beschloss die australische Regierung, den Vereinigten Arabischen Emiraten mehrere Kampfflugzeuge zu liefern – darunter moderne F/A18 Hornets. Auch 600 Angehörige der australischen Luftwaffe und der Armee wurden für den Kampf gegen den IS abkommandiert. Abbott kündigte damals an, dass der Kampf wohl mehrere Monate andauern würde. Die Entscheidung, aktiv gegen den IS vorzugehen, habe mit dem Ruf der USA nach Verbündeten zu tun, sagte Abbott.
Inwiefern und ob der Geiselnehmer in Sydney Verbindungen zum IS hat, ist noch unklar. Abbott meldete sich auf Twitter folgendermassen zur aktuellen Situation zu Wort: «Es war ein schwieriger Tag, der uns auf die Probe gestellt hat.»