Was Dempsey zu den Vorwürfen sagte

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WM-2006-BeschuldigungenWas Dempsey zu den Vorwürfen sagte

Sepp Blatter deutet Wahlmanipulationen bei der WM 2006 an. Dabei ging es um Charles Dempsey. Dieser rechtfertigte sich schon vor zwölf Jahren. Jetzt kann er das nicht mehr tun.

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Charles Dempsey (l.), hier bei einer Aufnahme 2002 mit Sepp Blatter, enthielt sich bei der WM-2006-Vergabe der Stimme und entschied so die Wahl entscheidend mit.

Charles Dempsey (l.), hier bei einer Aufnahme 2002 mit Sepp Blatter, enthielt sich bei der WM-2006-Vergabe der Stimme und entschied so die Wahl entscheidend mit.

Die Schmiergeldzahlungen bei der Fifa kontert Sepp Blatter im Interview mit dem SonntagsBlick mit einem Gegenangriff. «Gekaufte WM ... Da erinnere ich mich an die WM-Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verliess», so der Fifa-Boss. Dieser «jemand» war der Neuseeländer Charles Dempsey.

Bei der WM-Vergabe für 2006 im Jahr 2000 in Zürich setzte sich Deutschland mit 12:11 gegen Südafrika durch. Dempsey hätte gemäss seinem ozeanischen Verband für Südafrika stimmen sollen, er selbst sei jedoch für Deutschland gewesen. Daher enthielt er sich der Stimme und verhinderte so den Stichentscheid von Sepp Blatter, der als klarer Südafrika-Befürworter galt.

Tuscheleien von Schmiergeldern

Was genau Dempsey zur Enthaltung der Stimme bewog, ist umstritten. In einem der wenigen Interviews danach sprach er von «Druck durch einflussreiche europäische Interessensgruppen». Dempsey geriet nach dem Entscheid arg in die Schusslinie und wurde zum Buhmann des Weltfussballs. «Die Entscheidung, die ich getroffen habe, würde ich heute genauso noch einmal treffen», erklärte er Monate später. «Den Hauptausschlag für meine Entscheidung gab, dass im Kreis meiner Kollegen getuschelt wurde, ich würde Geld von der Delegation Südafrikas nehmen. Dem wollte ich mit der Enthaltung entgegentreten.» Weitere Erklärungen kann er jetzt nicht mehr abgeben. Dempsey verstarb 2008 im Alter von 87 Jahren.

Die möglichen «Interessensgruppen» spricht jedoch Thomas Kistner in seinem Buch «Fifa Mafia» an. «In den Schlusswochen wechselten vor allem die asiatischen Verbände (4 Stimmen) das Lager. Kistner beschreibt Millionen-Investitionen von deutschen Firmen in Länder, die Vertreter im Exekutivkomitee hatten. Daimler, Sponsor der deutschen Nationalmannschaft, investierte beispielsweise 800 Millionen Euro in den südkoreanischen Autobauer Hyundai. Ein Sohn des Hyundai-Gründers sass zufälligerweise zu jener Zeit im Exekutivkomitee der Fifa», zitiert die «Welt» daraus.

Tognoni glaubt an «Schuss in den eigenen Fuss»

Was genau geschah, wird kaum je aufgelöst werden. Aber Guido Tognoni, jahrelanger Medien- und Marketing-Spezialist am Hauptsitz des Weltfussballverbands und einer der besten Fifa-Kenner, erklärte in der «ARD», was es mit den Vorwürfen von Blatter wohl auf sich hat: «Blatter steckt in einem Überlebenskampf. Er braucht einen Befreiungsschlag. Aber das ist ein Schuss in den eigenen Fuss, denn alles ist unter Aufsicht von Blatter geschehen. Er war immer dabei. Er hätte es damals stoppen können, er wusste über jedes Detail Bescheid. Jetzt im Nachhinein zu kommen, finde ich billig.»

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