KommentarWas heisst schon machbar?
Die Schweiz freut sich über ein glückliches Los für die WM in Brasilien. Doch auch in Frankreich, Ecuador und Honduras knallen die Champagnerkorken.
Prädikat «machbar». Die Gruppe E, in der die Schweiz als Gruppenkopf Frankreich, Ecuador und Honduras zugelost erhielt, ist aus Schweizer Sicht machbar. Klar, genau so gut hätte es die Nati in eine Gruppe mit den Niederlanden und der Elfenbeinküste verschlagen können. Machbar ist die Gruppe aber nicht nur aus der Schweizer Perspektive. Genau das gleiche werden jetzt die Sportsfreunde in Paris, Quito und Tegucigalpa denken. Super, die Schweiz! Nicht Brasilien, Spanien oder Deutschland, sondern die kleine Schweiz.
Von «favorable» (günstig) schreibt die französische Sportzeitung «L'Equipe», «adorable» (reizend) findet Verteidiger Mathieu Débuchy von Newcastle United. Die Franzosen sind sicher die härteste Knacknuss für unsere Nati auf dem Weg in den Achtelfinal. Die Equipe Tricolore hat sich zwar nur via Barrage für Brasilien 2014 qualifiziert, doch die Mannschaft von Franck Ribéry, Karim Benzema und Paul Pogba verfügt über sehr viel Qualität.
Die WM-Gruppe ist vergleichbar mit jener, an der sich die Schweizer Nati 2010 in Südafrika die Zähne ausbiss. Damals hiessen die Gegner Spanien, Chile und Honduras. Auch ans Kap flog die Nati mit den Worten «machbar» auf den Lippen – ehe sie nach ihrem Sensationssieg gegen Spanien an Chile und Honduras scheiterte.
Ecuador ist wohl schwächer einzustufen als Chile. «La Tri», die Dreifarbige, trägt ihre Heimspiele auf 2800 m ü. M. aus, wo ihren Gegnern schlicht die Puste wegbleibt. Auswärts gewann Ecuador kein einziges Spiel. Dafür ist Honduras wohl stärker als noch in Südafrika, wo sie der Schweiz ein 0:0 abtrotzte. Am Olympischen Fussballturnier 2012 in England schafften es die Mittelamerikaner in den Viertelfinal, wo sie knapp am späteren Finalisten Brasilien scheiterten.
Die Schweiz hat sicher die Qualität, an der WM 2014 für Aufsehen zu sorgen. Aber die Nati steht von der ersten Sekunde an unter Druck. Druck macht sich Ottmar Hitzfeld, der seine grosse Trainerkarriere nicht mit einem Vorrunden-Out beenden will und das auch nicht verdient hat. Druck spürt aber auch die Mannschaft. Dass sie in Los-Topf 1 gesetzt war, rief weltweit spöttische Kommentare hervor. In der feuchten Hitze von Brasilia, Manaus und Salvador ist die junge Equipe gefordert zu belegen, dass ihr Platz unter den Grossen des Weltfussballs mehr war als nur eine statistische Kuriosität. Druck enthält auch der Spielplan. Um es mit den Worten von Gelson Fernandes, 2010 in Südafrika der Siegtorschütze gegen Spanien, auszudrücken: «Wenn du das erste Spiel gegen Ecuador nicht gewinnst, steckst du schon ziemlich tief in der Sch…»
Die Gruppe E ist machbar. Für alle vier beteiligten Mannschaften.