Swisscom, Post, SBBWas ist los bei den bundesnahen Betrieben?
Datenklau, Tricksereien und App-Probleme: Die bundesnahen Betriebe stehen unter Beschuss. Kritiker sagen: Solche Pannen hätte es früher nicht gegeben.
Die Ex-Bundesbetriebe machen derzeit zahlreiche Negativschlagzeilen: Die Post trickste bei den Postauto-Subventionen, die Swisscom kämpft mit Störungen sowie mit einem Fall von Datenklau, und die SBB muss schon länger für ihren Swiss-Pass oder ihre App Kritik einstecken. Was ist los bei den ehemaligen Bundesbetrieben? Eine Übersicht.
Swisscom: Datenklau und Netzstörungen
Beim Telekomriesen Swisscom kam es im Januar zu mehrmaligen Netzstörungen bei den Geschäftskunden. Zudem wurde am Mittwoch bekannt, dass 800'000 Kunden von einem Datenklau betroffen sind.
So tönt es bei den Lesern: «Wieder ein Betrieb, der seit er privatisiert wurde, unkontrolliert herumwurstelt», schreibt Leser M.M. «Dass die Swisscom dabei immer noch einen Milliarden-Gewinn ausweisen kann, stimmt mich bedenklich», so ein weiterer Leser.
Das sagt die Swisscom: «Die Liberalisierung des Telekommarkts und die dazu gehörende Grundversorgung sind eine Erfolgsgeschichte: Die Preise sind massiv gefallen, die Innovationsrate ist substanziell gestiegen, die Investitionen ebenfalls», sagt Sprecherin Sabrina Hubacher. Zum Vorwurf des übertriebenen Gewinns sagt sie: «Um die Zukunft des Unternehmens zu sichern und die nötigen Investitionen tätigen zu können, muss Swisscom einen angemessenen Gewinn erwirtschaften.»
Das sagt der Experte: Für Samuel Rutz, Wettbewerbsexperte bei der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse, haben die jüngsten Pannen nichts mit der Teilprivatisierung zu tun. Dies könne jedem Unternehmen passieren, das sich in einem umkämpften digitalen Markt befinde. Mit Blick auf die Qualität gibt er zu bedenken, dass noch zu Telecom-PTT-Zeiten ein Anruf ins Ausland ein kleines Vermögen gekostet habe. Zudem hätten die Kunden lediglich zwischen zwei Festnetz-Telefonen auswählen können.
Post: Poststellenabbau und Postauto-Debakel
Bis 2020 plant die Post, 458 Poststellen zu schliessen. Dafür will sie die wegfallenden Schalter durch Agenturen in Dorfläden oder 24-Stunden-Automaten ausgleichen. Daneben, dass die Poststellenschliessungen bei den Betroffenen auf Widerstand stossen, sorgte nun die am Dienstag publik gewordene Trickserei bei Subventionszahlen an die Tochterfirma Postauto für weitere Negativschlagzeilen.
So tönt es bei den Lesern: «Als die Post noch PTT hiess, stand sie noch für Qualität, Zuverlässigkeit und Seriosität», schreibt Leser Daniel Egli. Jemand ergänzt: Poststellenschliessungen und Entlassungen sind konzeptlos und nicht nachhaltig.»
Das sagt die Post: «Während traditionelle Leistungen aufgrund sinkender Nutzung zurückgefahren werden, entstehen gleichzeitig viele neue digitale oder digital unterstützte Angebote für die Kunden», sagt Sprecher Oliver Flüeler. Die Wahrnehmung der Veränderung im Dienstleistungsangebot falle daher je nach Zugehörigkeit der Nutzergruppe in der Bevölkerung unterschiedlich aus. Der Bundesrat hielt in seinem Bericht fest: «Die Gesamtzufriedenheit der Kunden der Post liegt wie in den vergangenen drei Jahren bei 80 Punkten (Skala 1- 100).» Die Privatkunden seien nach wie vor äusserst zufrieden mit Poststellen und Verkauf.
Das sagt der Experte: «Gerade bei den Dienstleistungen der Post schwingt oft eine nostalgische Verklärung mit», sagt Rutz von Avenir Suisse. Natürlich könnte die Post noch dieselben Leistungen wie damals, die nun als ausgezeichnet gelobt werden, anbieten. «Nur würde dies heute kaum jemand mehr nachfragen.» Zudem bezweifelt Rutz, dass früher tatsächlich alles besser war: «Schnell ist vergessen, dass man früher oft anstehen musste am Schalter und dieser um 4 Uhr Nachmittags zumachte.»
SBB: Swiss-Pass-Störungen und App-Beschwerden
Der Swiss-Pass der SBB sorgt bei Kunden regelmässig für emotionale Debatten, etwa wenn es um die Speicherung von Kundendaten geht, die inzwischen wieder eingestellt wurde. Jüngstes Beispiel der Querelen mit ihrem Digital-Angebot ist die SBB-App, mit der keine Anschlussbillete gekauft werden können.
So tönt es bei den Lesern: «Halt ein typischer Schweizer Betrieb. Wenns um IT geht halt wie in einem Entwicklungsland.» Ein weiterer meint: «Die SBB hat nicht nur ihre App nicht im Griff. Was sie aber im Griff hat, ist ihre Preispolitik.»
Das sagt die SBB: «Die SBB ist immer pünktlicher und sicherer unterwegs, auch die Kundenzufriedenheit hat zugenommen», sagt Sprecher Reto Schärli. Auch im Bericht des Bundesrats heisst es: «Bei der Kundenzufriedenheit ist ein Anstieg festzustellen. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf eine bessere Bewertung von Platzangebot, Pünktlichkeit und Sauberkeit zurückzuführen.»
Das sagt der Experte: «Die SBB ist heute nicht mehr nur einfach eine Eisenbahn. Sie muss sich im Markt gegenüber anderen Mobilitätsdienstleistern behaupten und dort auch technologisch Schritt halten», sagt Ökonom Rutz. Da sei es klar, dass es auch zu Fehlschlägen bei digitalen Experimenten kommen könne. «Und als Argument anführt, bei den hohen Billetpreisen müsse doch alles funktionieren, liegt falsch: Die Benutzerfinanzierung im öffentlichen Verkehr beträgt gerade einmal 40 Prozent – für den Rest kommt der Steuerzahler auf.»