Was können wir von dieser Armee lernen?

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Gemeinsam mit ÖsterreichWas können wir von dieser Armee lernen?

Rekruten aus der Schweiz und Österreich sollen zusammenspannen. Das von Bundesrat Ueli Maurer vorgestellte Pilotprojekt gibt Anlass zum Blick auf die Armee der Nachbarn.

von
gux

Die Schweiz und Österreich wollen in einem Pilotprojekt ihre Rekruten gemeinsam ausbilden. Davon verspricht sich der österreichische Verteidigungsminister Gerald Klug «einen deutlichen Mehrwert für unsere Rekruten». Was zeichnet denn Österreichs Armee und ihre Soldaten aus? Allerhand, wie einige Beispiele zeigen.

«Das österreichische Bundesheer ist verzweifelt auf der Suche nach Rekruten», schreiben österreichische Medien im Januar 2010. Grund war das Werbevideo des Bundesheers im Internet (siehe oben). Der Clip sei sexistisch und schlichtweg dumm, so das nationale Verdikt. Er wurde bald von der Seite heruntergenommen – auch wenn Oberst Johann Millonig von der Heeres-Marketingabteilung insistierte: «Unser Clip ist so deppert, dass er schon wieder genial ist.»

Deutsche Milch ärgert Österreichs Bauern

Neben «grossen Dingern» beschäftigte auch Milch die Ösi-Armee. So war die Empörung gross, als 2009 herauskam, dass Bundesheer-Einheiten aus Salzburg und Linz deutsche Milch tranken. Angesichts der angespannten Situation am heimischen Milchmarkt war der Ärger ob des «Milch-Skandals beim Bundesheer» umso grösser. «Dass das österreichische Bundesheer ins deutsche Milchregal greift und deutsche Produkte wie Milch, Käse, Joghurt für seine Rekruten einkauft», zeige die Ignoranz gegenüber den heimischen Bauern, polterte der Bauernbund. Wie sich herausstellte, war die Aufregung um die Fremd-Milch etwas übertrieben: Zwischen 80 und 85 Prozent der Milch, die die Soldaten in Salzburg und Oberösterreich tranken, kamen aus Österreich.

«Kellnern im Offizierscasino»

Skandale bei der österreichischen Armee können auch weit über das Milchtrinken hinausgehen – Stichwort «Europfighter-Skandal» unter ÖVP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, wo es um mutmassliche Schmiergeldzahlungen in der Höhe von bis zu 100 Millionen Euro ging. Doch unsere Nachbarn scheinen sich mit den Skandalen in und um ihre Armee abgefunden zu haben. Diese Annahme lässt zumindest ein Blick in das Wiener Stadtmagazin «Der Falter» zu, das sich fragt: «Welche Aufgaben hat das Bundesheer, wenn es nicht in Skandale verwickelt ist?» Für das Wochenmagazin steht ausserdem fest, dass die über 10'000 Rekruten «als billige Arbeitskraft zur Systemerhaltung» dienten: «Sie kellnern im Offizierscasino und chauffieren Generäle, sie kehren Höfe und sitzen in Büros.»

Missbrauch und Folter

Daneben mussten einige Rekruten unter fehlgeleiteten Vorgesetzten leiden, die für eine ganze Reihe von Sex- und Folterskandalen sorgten. « Schon wieder Sex-Skandal beim Bundesheer», titelten österreichische Medien, als im September 2011 ein Unteroffizier zwei Frauen im Dienst «psychisch unter Druck» gesetzt hatte und deswegen vom Dienst suspendiert wurde. Zuvor war auch ein Vizeleutnant entlassen worden, weil er einen 20-Jährigen nach einer privaten Feier sexuell missbraucht hatte. Und 2004 sorgte schliesslich ein auf Video festgehaltener «Folterskandal» für Wirbel: Ein Feldwebel des Bundesheeres zwang 80 junge Rekruten in Oberösterreich dazu, Plastiksäcke über ihre Köpfe zu ziehen und anschliessend durch Schlamm und Mist zu robben.

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