Was Sie über Kurzarbeit wissen müssen

Aktualisiert

Mindestkurs-AusWas Sie über Kurzarbeit wissen müssen

Bundesrat Johann Schneider-Ammann ermöglicht wegen des starken Frankens Kurzarbeit. Was bedeutet das für die Betroffenen?

von
C. Landolt/S. Spaeth
Das exportorientierte Gewerbe, wie die Metall- und Maschinenindustrie, ist von der Aufhebung des Euro-Mindestkurses besonders betroffen.

Das exportorientierte Gewerbe, wie die Metall- und Maschinenindustrie, ist von der Aufhebung des Euro-Mindestkurses besonders betroffen.

Johann Schneider-Ammann will verhindern, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Deshalb hat sich der Bundesrat dafür entschieden, Kurzarbeit zu ermöglichen. Arbeitsausfälle werden teilweise von der Arbeitslosenversicherung entschädigt, wie das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung am Dienstag mitteilte.

Was ist Kurzarbeit genau, und welche Folgen hat sie für die Betroffenen? 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist Kurzarbeit?

Wenn ein Betrieb in wirtschaftliche Not gerät, kann er vorübergehend die Arbeitszeit reduzieren oder ganz einstellen. Bei mehr als zehn Prozent Arbeitsausfall spricht man von Kurzarbeit. Die Massnahme gilt als Instrument in Krisenzeiten, um Arbeitsplätze zu erhalten und zu retten.

Wie viel Lohn erhalten Angestellte bei Kurzarbeit?

Für den Arbeitsausfall erhalten betroffene Angestellte eine Kurzarbeitsentschädigung. Diese beträgt 80 Prozent des Verdienstausfalls, d.h. 80 Prozent des wegfallenden Lohns. Sie werden aber erst von der Arbeitslosenkasse entschädigt, wenn die in den letzten sechs Monaten geleisteten Überstunden zeitlich abgebaut sind – egal, ob diese ausbezahlt worden sind oder nicht.

Ein Beispiel: Wird das Arbeitspensum auf die Hälfte herabgesetzt, erhält man 50 Prozent des Lohnes plus, für die verbleibende Hälfte, 40 Prozent (entspricht 80 Prozent des «gestrichenen» Pensums von 50 Prozent). Das ergibt zusammen 90 Prozent des bisherigen Lohnes. Während der Kurzarbeit muss der Arbeitgeber die vollen gesetzlichen und vertraglich vereinbarten Sozialversicherungsbeiträge entsprechend der vereinbarten Arbeitszeit bezahlen – AHV, Pensionskasse, Unfallversicherung usw.

Kann man Kurzarbeit ablehnen?

Im Grundsatz kann der Arbeitgeber Kurzarbeit nicht einseitig diktieren. Alle Arbeitnehmer haben das Recht, die Kurzarbeitsentschädigung abzulehnen, schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auf seiner Webseite. Der Arbeitgeber muss diesen Angestellten dann weiterhin den vollen Lohn auszahlen. Laut dem Seco besteht für Mitarbeiter, welche die Kurzarbeit verweigern, jedoch allenfalls ein erhöhtes Risiko, die Kündigung zu erhalten.

Sind auch Lehrlinge oder temporär Angestellter von Kurzarbeit betroffen?

Als Lernender ist man von Lohnkürzungen wegen Kurzarbeit ausgenommen. Ein Lehrling kann darum auf dem vertraglich vereinbarten Lohn beharren. Weil der Lehrvertrag befristet ist, kann die Firma dem Lernenden auch nicht kündigen. Von einer Salärkürzung wegen Kurzarbeit ausgenommen sind laut Arbeitslosenversicherungsgesetz zudem Temporärangestellte und Mitarbeiter mit einem befristeten Arbeitsverhältnis.

Wie lange kann Kurzarbeit dauern?

Die Kurzarbeitsentschädigung kann während zweier Jahre höchstens zwölf Abrechnungsperioden lang ausgerichtet werden. Eine Abrechnungsperiode entspricht einem Monat. Sollte sich die wirtschaftliche Situation nicht verbessern, kann der Bundesrat das Maximum auf 18 Perioden heraufsetzen, heisst es in einem Merkblatt der Unia-Arbeitslosenkasse.

Wie gefragt war Kurzarbeit in der letzten Wirtschaftskrise?

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise zog die Schweizer Volkswirtschaft 2009 stark in Mitleidenschaft. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) sank um 1,9 Prozent und die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg von 2,5 Prozent Mitte 2008 auf 4,2 Prozent Ende 2009. Besonders hart vom Auftragseinbruch betroffen waren Finanzdienstleistungs-Unternehmen und die Exportindustrie. Bis im Mai 2009 gab es rund 60'000 Betroffene und kulminiert 3,17 Millionen ausgefallene Arbeitsstunden. Laut Berechnungen des Seco konnten im Jahr 2008 dank Kurzarbeit 20'000 Stellen erhalten werden.

Welche Branchen sind besonders gefährdet?

Grundsätzlich sind die exportorientierten Gewerbe besonders betroffen. Dazu gehören die Metall- und Maschinenindustrie, die Elektro-, Automobil- und Uhrenindustrie, aber auch der Tourismus.

Was muss man als Angestellter unternehmen?

Als Angestellter müssen Sie selbst nichts unternehmen. Es ist Sache des Arbeitgebers, die Kurzarbeit beim Kanton schriftlich zu melden. Der Kanton prüft anschliessend, ob die Kurzarbeit rechtmässig ist und ob sie effektiv der Sicherung des Arbeitsplatzes dient. Der Arbeitgeber muss bei den Mitarbeitenden die schriftliche Zustimmung für die Kurzarbeit einholen.

Was, wenn man danach arbeitslos wird?

Im Prinzip soll Kurzarbeit die Arbeitsplätze erhalten. Wer danach doch arbeitslos wird, dann hat er nach Kurzarbeit keine Beitragslücken. Da die Sozialversicherungen vom 100-prozentigen Lohn errechnet werden, richtet sich der Anspruch der Betroffenen nach dem letzten Lohn vor der Kurzarbeit. Auch die Bezugstage für die Arbeitslosenentschädigung bleiben durch die Kurzarbeit unangetastet.

Stichwort Kurzarbeit

Mit der Einführung von Kurzarbeit wird verhindert, dass Unternehmen bei schlechter Auftragslage umgehend Angestellte entlassen. Die Arbeitslosenversicherung entschädigt den Arbeitgebern maximal 18 Monate lang 80 Prozent der ausgefallenen Arbeitsstunden.

Dank der Einführung von Kurzarbeit bleibt den Betrieben das Fachwissen erhalten: Sie erhalten Sicherheit für ihre Planung und können die Angestellten bei verbesserter Auftragslage rasch wieder vollumfänglich einsetzen. Die Einführung von Kurzarbeit erfordert eine Bewilligung vom Kanton.

Deine Meinung zählt