Was taugt Googles Vorzeige-Handy?

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Galaxy Nexus im TestWas taugt Googles Vorzeige-Handy?

Riesiges Display, ultraschneller Prozessor, beeindruckende Gimmicks: Das Google-Handy von Samsung ist ein echter Hingucker – wenn man vom Design mal absieht.

Oliver Wietlisbach
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Oliver Wietlisbach

Mit dem Galaxy Nexus findet die neue Android-Generation ihren Weg in die Schweiz. Es ist Googles Vorzeige-Handy, das in Kooperation mit Samsung entstanden ist. Vollgepackt mit modernster Technologie ist es das erste Mobiltelefon mit der neuen Betriebssystem-Version Android 4. Das Google-Handy wird voraussichtlich in den nächsten Tagen, gerade noch zum Weihnachtsgeschäft, in den Schweizer Läden stehen. 20 Minuten Online konnte es bereits auf Herz und Nieren testen.

Was schon vor dem ersten Einschalten klar wird: Das Galaxy Nexus ist mit seinem 4.65 Zoll grossen Display ein Smartphone-Titan (siehe obige Bildstrecke). Es überragt das Galaxy S2 um einen und das iPhone 4S um zwei Zentimeter. In die Hosentasche passt es dennoch gut, zumal es mit neun Millimetern zu den dünnsten Handys gehört. Wer eher kleine Hände hat, kann das Nexus allerdings nicht mehr bequem mit einer Hand bedienen.

Scharf und schnell

Richtig zur Geltung kommt das von Samsung neu entwickelte Super-AMOLED-Display mit 720 mal 1280 Bildpunkte beim Schauen von Videos in High Definition. Die enorm hohe Pixel-Dichte von 316 DPI führt dazu, dass die einzelnen Bildpunkte nicht mehr wahrnehmbar sind. Dies macht sich insbesondere bei der Schriftendarstellung positiv bemerkbar. Auch Fotos wirken auf dem High-End-Screen deutlich farbechter als bislang auf Smartphones gewohnt. Abzüge gibt es für die 5-Megapixel-Kamera, die weder mit den besten Handy-Kameras von Nokia mithalten kann noch an die Qualität der Kamera im Galaxy S2 herankommt.

Im Speed-Test macht dem neuen Google-Handy niemand etwas vor. Mit dem 1,2 GHz schnellen Dual-Core-Prozessor zeigt das Nexus allen Konkurrenten den Auspuff. Lediglich das Motorola Droid Razr und iPhone 4S vermögen im Windschatten zu verbleiben. Schneller als mit dem Nexus hat man vermutlich noch nie auf einem Smartphone im Web gesurft. Obwohl der inoffizielle Vorgänger, das Samsung Galaxy S2, ebenfalls über einen 1,2 GHz schnellen Zweikern-Prozessor verfügt, bleibt er bei der Geschwindigkeit weit hinter dem Nexus zurück.

Ein Design-Verbrechen

Die inneren Werte zählen, scheint man sich bei Samsung und Google gesagt zu haben – einen Schönheitspreis wird das Galaxy Nexus mit seiner unförmigen Plastikschale auf jeden Fall nicht gewinnen. Die graue Rückseite ist gummiert. Dies macht die Plastikabdeckung rutschfest und soll dem Premium-Handy vermutlich einen edlen Anstrich verpassen – grenzt aber an ein Design-Verbrechen. Böse Zungen könnten behaupten, Samsung bringe mit Absicht ein möglichst hässliches Smartphone, um für einmal nicht von Apple verklagt zu werden.

Der Star: Android 4.0.1

Das eigentliche Highlight des Galaxy Nexus ist nicht die flotte Hardware, sondern das neue Betriebssystem Android 4. Während Käufer anderer Android-Handys noch Monate auf das aktuelle Update warten müssen – falls es überhaupt für ihr Gerät kommt – erhalten Kunden des Google-Handys die neuste Version von Anfang an. Das Galaxy Nexus wird in der Schweiz mit Android 4.0.1 ausgeliefert werden. Im Gegensatz zur fehlerhaften Version 4.0, die im November mit der ersten Galaxy-Nexus-Baureihe in England eingeführt wurde, wird hierzulande der ominöse Lautstärke-Fehler daher nicht auftreten.

Die neue Android-Generation wartet mit einer Reihe sinnvoller Neuerungen auf. Nebst der vereinfachten Oberfläche können mit «Android Beam» beispielsweise Kontakte, Webseiten, Fotos, Apps und alle erdenklichen Inhalte mit einem Klick zwischen zwei Android-Handys ausgetauscht werden. Die Übertragung läuft per Magnetimpuls (Near Field Communication), wenn zwei Mobiltelefone ganz nahe aneinandergehalten werden.

Android Beam

Quelle: YouTube

Android wird effizienter

Im täglichen Einsatz besonders nützlich ist der überarbeitete Task Manager. Er wird mit der bisherigen, umfunktionierten Menü-Taste aufgerufen, eine eigentliche Menü-Taste gibt es deshalb nicht mehr. Mit dem Task Manager lassen sich die zuletzt verwendeten Programme jederzeit im Überblick behalten. Gerade nicht mehr benötigte Apps können mit einer Fingerbewegung aus dem Screen gewischt werden, wie man es von Nokias Betriebssystem MeeGo her kennt.

Zur Kategorie «weitere nennenswerte Verbesserungen» zählen die neu gestaltete Touch-Screen-Tastatur, in der Grösse veränderbare Widgets (Mini-Programme zur Anzeige von Informationen), der neue Tab-Manager für den Webbrowser und die integrierte Foto-Nachbearbeitung. Auf den ersten Blick mehr Gimmick als echter Nutzen scheint die Gesichtserkennung zu sein, die das Handy freischalten soll, das Gesicht des Testers indes nur bei etwa jedem zweiten Versuch erkennt.

Fazit: Das Galaxy Nexus ist trotz kleiner Schwächen derzeit das beste Android-Handy. Die 16 GByte-Version wird in den nächsten Tagen in der Schweiz erwartet und ohne Abo rund 600 Franken kosten. Das grössere Modell mit 32 GB-Speicher wird frühestens Anfang 2012 erhältlich sein.

Update 09.12.2012:

Das Galaxy Nexus ist ab sofort in der Schweiz erhältlich.

(Quelle: YouTube/AppDated)

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