PakistanWas, wenn der Damm bricht?
Von den schweren Überschwemmungen in Pakistan sind jetzt mehr als drei Millionen Menschen betroffen. Das Hochwasser bedroht auch einen grossen Staudamm.
Nach der Jahrhundert-Flut im Nordwesten Pakistans warnen Helfer und Behörden vor Seuchen. Und die Zahl der Opfer steigt stark: Nach Schätzungen des UNO- Kinderhilfswerks UNICEF leiden insgesamt schon 3,2 Millionen Menschen unter den Fluten.
Nach Angaben der Verwaltung der schwer betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa starben bereits etwa 1500 Menschen in den Fluten. «Die Zahl könnte aber noch viel höher steigen», sagte Martin Mogwanja vom UNO-Kinderhilfswerk UNICEF Pakistan am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
Unter den Notleidenden seien 1,4 Millionen Kinder, von denen bereits unzählige an lebensgefährlichem Durchfall erkrankt seien, sagte Mogwanja weiter. Das Rote Kreuz sprach von rund 100 000 Erkrankungen.
Die Hilfswerke befürchten, dass sich Seuchen wie Cholera schnell ausbreiteten. «Noch haben wir keine bestätigten Fälle», sagte eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf. Die Lage sei aber ernst.
«Die Trinkwasserversorgung ist vielerorts total zerstört, die Leute müssen Wasser aus der Flut trinken», sagte Mogwanja von UNICEF. Dieses sei verschmutzt, mancherorts schwämmen Tierkadaver darin. Zudem begünstige die Hitze die Krankheiten. In Pakistan herrschen derzeit sommerliche Temperaturen von über 40 Grad.
Zum Warten verdammt
Schwierig sei auch der Kontakt zu den abgeschnittenen Dörfern in den Bergen, berichtete Mogwanja. Strassen und Brücken seien verschüttet oder weggespült, der Strom ausgefallen und damit auch jede Kommunikation unmöglich. Nicht überall stünden Boote und Helikopter zur Verfügung.
«Es gibt Regionen, wo wir nur warten können, bis das Wasser wieder zurückgeht», sagte Mogwanja. Bis es soweit ist, könnte es noch lange dauern. Bereits sind neue Regenfälle vorhergesagt.
«Rund 30 000 Häuser sind beschädigt oder zerstört, zehntausende Menschen leben unter freiem Himmel», sagte Latifur Rehman, ein Sprecher der regionalen Katastrophenhilfe. Das Swat-Tal mit dem gleichnamigen Fluss trifft es besonders hart, weil hier zuletzt Kämpfe zwischen den radikalislamischen Taliban und pakistanischen Regierungstruppen viel Verwüstung angerichtet haben.
Hilfe läuft auf Hochtouren
Schweizer Hilfswerke riefen zu Spenden für die Opfer der heftigsten Überflutung in der Region seit 80 Jahren auf. Die Partnerhilfswerke der Glückskette - Caritas, HEKS, das Schweizerische Rote Kreuz, die Heilsarmee und das Schweizerische Arbeiterhilfswerk - teilten mit, dass sie mit Geld und vor Ort Soforthilfe leisten würden.
Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Kochutensilien und Medikamenten sowie mit provisorischen Unterkünften hätten im Moment oberste Priorität, hiess es. Auch Decken, Moskitonetze und Hygieneartikel würden benötigt.
Laut dem Welternährungsprogramm der UNO sind etwa 700 000 Menschen auf Nahrungsmittelrationen angewiesen. Die WHO meldete, dass bis zum Montagabend landesweit medizinische Hilfspakete verteilt worden seien, die für die Behandlung von 200 000 Patienten über einen Monat ausreichen. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond richteten mobile Medizinstationen ein.
Zardaris «Vergnügungsreise»
Angesichts der nur schleppend anlaufenden Hilfe wuchs bei den Betroffenen der Zorn auf die Regierung und die Behörden. Vor allem Präsident Asif Ali Zardari geriet zunehmend in die Kritik, weil er statt im Land zu helfen auf eine Europareise ging.
«Warum ist Zardari nach Frankreich und Grossbritannien gereist, wenn sein eigenes Volk in tiefer Trauer und unter Schock ist», fragte beispielsweise Murad Khan in Majuky Faqirabad, einem der am schlimmsten betroffenen Dörfer im Nordwesten des Landes. Zardari solle seinen Landsleuten helfen, anstatt auf Vergnügungsreise zu gehen.
Spenden: Glückskette Postkonto 10-15000-6 (Vermerk «Überschwemmungen Asien»), www.glueckskette.ch. UNICEF Postkonto 80- 7211-9 (Vermerk: Nothilfe Pakistan), www.unicef.ch. (sda/dapd)
Hilfswerke rufen zu Spenden auf
Schweizer Hilfswerke haben zu Spenden für die Opfer der Überschwemmungen aufgerufen. Die bereits vor den Unwettern in Pakistan tätigen Organisationen würden kurzfristig Nothilfe für die Millionen betroffener Menschen leisten.
Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Kochutensilien und Medikamenten sowie mit provisorischen Unterkünften hätten im Moment oberste Priorität, schreibt die Glückskette in einer Mitteilung. Auch Decken, Moskitonetze und Hygieneartikel würden benötigt.
Vor Ort im Einsatz stünden die Partnerhilfswerke Caritas, HEKS, das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) und die Heilsarmee. Weitere Partner würden Einsätze abklären, heisst es weiter.
HEKS und Caritas teilten mit, dass sie je mit 200 000 Franken Nothilfe leisteten. Das SRK sprach laut eigenen Angaben 100 000 Franken. Mit dem Geld würden Hilfsgüter für über tausend Haushalte verteilt. Da die Regenzeit eben erst begonnen habe, sei mit weiteren heftigen Regenfällen zu rechnen.
Für die über eine Million Kinder in den Überschwemmungsgebieten seien sie grössten Gefahren Durchfall, Cholera, Malaria sowie Haut- und Augenkrankheiten, teilte das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF Schweiz mit. «Es gibt bereits Kinder, die an lebensgefährlichem Durchfall erkrankt sind.»
Spenden:
Glückskette Postkonto 10-15000-6 (Vermerk «Überschwemmungen Asien»), www.glueckskette.ch.
UNICEF Postkonto 80- 7211-9 (Vermerk: Nothilfe Pakistan), www.unicef.ch.