«Live aus dem Chefbüro»Herr Berset, reichen die neuen Massnahmen im Corona-Kampf?
Bundesrat Alain Berset hat im Kampf gegen Corona die Schraube angezogen. Reicht das, um der Pandemie etwas entgegensetzen zu können? Der Gesundheitsminister beantwortete Leserfragen.
Alain Berset stellt sich den Leserfragen.
Deine Meinung zählt
Zusammenfassung
Alain Berset hat sich im Live-Chat den Fragen der Leser gestellt. Interessiert haben die neuen Corona-Massnahmen und ob es Bussen gibt. Die wichtigsten Fragen und Antworten findest du zudem in der morgigen 20-Minuten-Print-Ausgabe.
Reisen
Thomas fragt: Es ist ratsam, das Reisen innerhalb des Landes aufs Notwendigste zu beschränken. Einkaufstourismus ist aber weiterhin erlaubt – ist das nicht widersprüchlich?
Berset: Ja, aber wir fördern das Einkaufen im Ausland nicht. Verboten ist es aber nicht. Aber wir raten den Leuten, in der Region einzukaufen.
«Wir hatten im Frühling nicht genügend Masken»
Alain Berset
Ende
Der Chat ist vorbei. Vielen Dank für Ihr Interesse. Wir wünschen noch einen schönen Nachmittag.
Familie Berset
Also feiert die Familie Berset nur im kleinen Kreis?
Berset: Ja, ich plane im Moment eine Weihnachtsfeier mit höchstens 10 Personen.

Weihnachten
Bei privaten Veranstaltungen gilt die 10-Personen-Regel. Denken Sie, das bleibt bis Weihnachten so?
Berset: Ich weiss es nicht. Es kommt darauf an, wie sich die Zahlen weiter entwickeln. Aber ich würde im Moment nur mit 10 Leuten eine Feier planen.
«Von einigen Kantonen hätte ich mehr erwartet»
Alain Berset stellt sich den Leser-Fragen.
Zu viele Leute
Sie waren heute in Bern unterwegs. Haben Sie das Gefühl, es sind noch zu viele Leute unterwegs?
Berset: Ich war nicht lange in der Stadt unterwegs. Aber es ist ja noch alles offen. Die Leute arbeiten auch normal. Da ist es klar, dass die Leute unterwegs sind. Aber viele tragen eine Maske im öffentlichen Raum.
Schnelltests
Sandy fragt: Kann bald jeder einen Corona-Schnelltest machen und wer übernimmt die Kosten?
Berset: Es gibt einige Bedingungen, damit der Bund die Kosten übernimmt. Wer keine Symptome hat, kann sich nicht einfach testen lassen. Denn wir müssen die Tests effizient einsetzen.

M SAHIN
KEYSTONEImpfstoff
Jetzt nochmals ein paar Leserfragen. Andrin fragt: Wie wäre das Verfahren, wenn in naher Zukunft ein Impfstoff zur Verfügung steht? Sollten Ihrer Meinung nach bestimmte Personengruppen zur Impfung gezwungen werden?
Berset: Die Regeln sind gleich wie bei allen Impfungen, die in der Schweiz zugelassen werden. Es wird aber eine Strategie geben, dass die Risikogruppe zuerst geimpft werden kann. Ein Obligatorium gibt es nicht. Ich denke aber, dass die Leute interessiert sind, geimpft zu werden.
Volk bestimmt
Können Sie sich vorstellen, dass die Bevölkerung künftig über Corona-Massnahmen abstimmt?
Berset. Das ist denkbar. Es gab eine Unterschriftensammlung gegen die Covid-App. Das Referendum ist aber nicht zustande gekommen. Es ist klar, wie unsere Demokratie funktioniert, das ist auch weiterhin so. Was nicht möglich ist, ist abzustimmen, dass die Schweiz nicht geschützt werden müsste. Es braucht im Moment gewisse Massnahmen.

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Verunsicherung
Die Leute sind auch verunsichert oder resigniert, weil sich zu viele Exponenten unterschiedlich zu Wort melden: Gesundheitsdirektoren, Epidemiologen, Kantonsärzte, Experten des Bundes und Bundesräte. Sehen Sie da ein Problem?
Berset: Ich verstehe das, das hat sich sicher auch mit dieser Corona-Müdigkeit entwickelt. Aber wir können das und wir wissen, wie die Debatten in der Schweiz funktionieren. Ich glaube auch, dass viele Leute sehen, dass unser Weg der richtige ist, wenn wir den Schaden klein halten wollen. Zudem ändert sich auch die Kritik. Vor einigen Wochen hiess es noch, die Maskenpflicht braucht es nicht. Jetzt heisst es, die Massnahmen sind nicht streng genug. Unser Job ist es, eine Synthese aus dieser Kritik zu kreieren und einen Mittelweg zu finden.

Ärger
Es gibt auf Social Media rege Diskussionen und auch Kritik. Ärgert Sie das manchmal?
Berset: Es gab schon Kommentare, bei denen ich dachte, das wäre jetzt nicht nötig. Es muss keine Panik verbreitet werden. Wir müssen einen Weg finden, um diese Krise ohne Panik zu meistern.
«Wir alle sind Corona-müde»
Alain Berset stellt sich den Leserfragen.
Lob
Janine hat keine Frage sondern einen Kommentar: Ich habe keine Frage. Ich bin nur froh, dass der Bundesrat das Heft wieder übernommen hat. Ich wünsche Ihnen, Herr Berset, viel Kraft. Sie machen das super!
Berset: Das ist sehr nett. Vielen Dank. Seit einigen Tagen erhalte ich viele Rückmeldungen. Diese sind unterschiedlich. Es sind auch Ideen darunter. Wir haben nicht immer die Zeit, allen rasch eine Rückmeldung zu geben. Aber wir lesen alle Nachrichten!
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Bussen
Ana fragt: Was passiert, wenn die 10-Personen-Regel nicht eingehalten wird? Gibts Bussen?
Berset: Ja, es kann Bussen geben! Es ist auch nicht die Zeit für grosse Feste. Darum machen Sie bitte mit! Es wäre wirklich gut, zu verzichten. Ich glaube auch, dass die Leute sich daran halten. Man kann die Feste verschieben. Das war im Frühling auch so: Da haben die Leute die privaten Feste verschoben und teilweise im Sommer nachgeholt. So wird es jetzt wohl auch wieder sein. Ich hoffe aber, dass wir das nicht über Bussen regeln müssen.
Gymnasien
Celine fragt: Wieso sind Gymnasien und Berufsschulen noch immer offen und müssen nicht auf Fernunterricht umstellen?
Berset: Das ist eine gute Frage. Bei den Hochschulen muss alles online laufen. In den Sekundarschulen gibt es ein gutes Schutzkonzept. Im Frühling haben wird das verboten und das hatte grosse Auswirkungen. Jetzt haben wir den Eindruck, dass es mit den Schutzkonzepten funktionieren kann, Präsenzunterricht zu machen. Aber es ist eine Herausforderung für die Schulen.

Fitnesscenter
Samuel fragt etwas, das sehr viele Leser interessiert: Gilt die 15-Personen-Beschränkung auch für Fitnesscenter? Dürfen also nur 15 Personen gleichzeitig trainieren und müssen an den Geräten Masken tragen?
Berset: Ja, es ist begrenzt. Denn gerade beim Cardio-Sport atmet man viel stärker und das Virus kann sich besser verbreiten. Darum braucht es eine Maske und Abstand. Zwei Leute, die in einer grossen Halle Tennis spielen, brauchen natürlich keine Maske. Es ist streng. Aber das braucht es, damit die Fitnesscenter weiter offen haben können. Ansonsten kann man sich auch überlegen, in der Natur mehr Sport zu treiben.

Deutschland
Philippe fragt: Frankreich und Deutschland haben strengere Massnahmen ergriffen als die Schweiz. Warum zieht unser Land die Schraube nicht stärker an?
Berset: Ja, das ist die Frage der Kontrolle. Wir müssen die Massnahmen an das jeweilige Land anpassen. In der Schweiz ist die Partizipation der Menschen sehr wichtig. Das müssen wir beachten.

Masken
Das führt zur Frage von Dominic. Er fragt, ob es nicht als vertrauensbildende Massnahme sinnvoll wäre, der Bund würde zugeben, dass die Makenskepsis im Frühling mit den mangelnden Vorräten zusammenhing?
Berset: Ja, wir hatten zu wenig Masken. Daher mussten wir uns das überlegen. Und im Lockdown war alles zu, da brauchte es keine Maskenpflicht.

«Die Situation entwickelt sich sehr negativ»
Gesundheitsminister Alain Berset stellt sich den Leser-Fragen.
Eingeständnis
Aber dann geben Sie zu, dass es nicht genügend Masken gab?
Berset: Ja, genau. Was würden Sie sagen, wenn es auf einem Boot zu wenig Schwimmwesten gibt? Dann muss man sagen, es gibt zu wenig Schwimmwesten und das beste aus der Situation machen. Das haben wir auch so im Frühling getan.