Was wusste Oberjugendanwalt Riesen?

Aktualisiert

Fall CarlosWas wusste Oberjugendanwalt Riesen?

Der Kantonsrat sollte heute Montag über den Fall Carlos debattieren. Doch der Termin wurde verschoben. Derweil rückt Oberjugendanwalt Marcel Riesen in den Fokus der Kritiker.

von
vro

Der Bericht der Justizkommission zum Fall Carlos sollte heute vom Zürcher Kantonsrat diskutiert werden. Doch die Geschäftsleitung hat die Debatte verschoben. Sie wolle warten, bis der Sonderbericht der Finanzkontrolle zu den Büchern der Oberjugendanwaltschaft vorliege, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

In der Zwischenzeit wird die Kritik an Oberjugendanwalt Marcel Riesen (SVP) immer lauter. Dieser hatte stets darauf beharrt, die Details zum Sonder-Setting von Carlos nicht gekannt zu haben. Jugendanwalt Hansueli Gürber habe die Pläne dafür selbständig erstellt. Doch Insider sehen das anders: Riesen habe bestens Bescheid gewusst und sich auch aktiv an der Ausarbeitung des Sonder-Settings beteiligt. «Ein solches Setting macht man nicht, ohne dass der Chef alles absegnet», sagt ein Kenner.

Auf Zufall gehofft

Ausserdem müsse Riesen von den finanziellen Beiträgen von rund 29'000 Franken pro Monat gewusst haben. Denn Beträge in dieser Höhe müssten zwingend der Oberjugendanwaltschaft vorgelegt werden und dürften nicht von den Jugendanwaltschaften selbst bezahlt werden. Insider vermuten, dass sich Riesen ahnungslos gab, weil er das offenbar gerne wäre. «Er möchte lieber nicht so genau wissen, wie die Jugendanwälte mit schwierigen Fällen umgehen. Hauptsache, sie erledigen die Arbeit.»

Auch bei der Verlegung von Carlos ins Massnahmezentrum Uitikon habe Riesen auf den Zufall gebaut. Die Insider berichten, dass der Oberjugendanwalt gehofft habe, Carlos werde aufmüpfig oder ein neues Sonder-Setting komme gar nicht erst zustande. Damit wäre die Entscheidung von alleine gefallen. Doch Carlos ist nicht renitent geworden und ein günstigeres Sonder-Setting wurde ausgearbeitet. Die Verlegung ins Massnahmezentrum ist deshalb für Fachleute irritierend.

Der Zürcher Kantonsrat hätte heute über die Geschehnisse im Fall Carlos debattieren sollen. Die Debatte wurde aber vertagt - zum Ärger der Bürgerlichen.

Sie hätten den Fall gerne als Grund für Budgetkürzungen verwendet:

(Keystone-Video)

Deine Meinung zählt