Kepler-22bWasser, Sonnenschein, 22 Grad
Nasa-Forscher entdecken einen äusserst lebenswerten Planeten – keine 600 Lichtjahre von uns entfernt. Die Suche nach unseren allfälligen Nachbarn läuft.
Das Weltraumteleskop Kepler hat einen Planeten gefunden, der der Erde äusserst ähnlich scheint. Der Planet mit der Katalognummer Kepler-22b hat eine Oberflächentemperatur von etwa 22 Grad Celsius.
Die Entdeckung wurde auf einer Kepler-Konferenz der US-Raumfahrtbehörde NASA in Kalifornien (USA) bekanntgegeben. Kepler-22b liegt demnach mitten in der bewohnbaren Zone seines sonnenähnlichen Sterns. In dieser Zone ist es weder zu heiss noch zu kalt - gerade so, dass es Wasser in flüssiger Form geben kann.
«Diese Entdeckung stützt die wachsende Überzeugung, dass wir in einem Universum leben, in dem es vor Leben wimmelt», sagte einer der Forscher aus dem Entdeckerteam, Alan Boss von der Carnegie Institution.
Noch steht nicht fest, ob es sich überhaupt um einen Gesteinsplaneten wie die Erde handelt oder ob Kepler-22b hauptsächlich flüssig oder gasförmig ist. Nach Angaben der NASA ist es aber ein bedeutender Fund. «Dies ist ein wesentlicher Meilenstein bei der Suche nach einem Zwilling der Erde», sagte «Kepler»-Forscher Douglas Hudgins.
Mehr als ein Steinwurf entfernt
Der ferne Planet liegt etwa 600 Lichtjahre von der Erde entfernt. Und das dürfte sich als Problem erweisen, denn die Reise zu Kepler-22b wäre lange, sehr lange (siehe Infobox). Der Planet hat laut Nasa einen Durchmesser, der etwa 2,4 Mal grösser ist als derjenige unserer Erde. Er umrundet seine Sonne, die etwas kleiner und kühler ist als unsere, alle 290 Tage. Die Masse des Planeten ist nicht genau bekannt.
Es ist nicht der erste Nachweis eines Planeten in der bewohnbaren Zone eines anderen Sterns: Forscher der Universität Genf haben bereits zwei solche Planeten gefunden - allerdings liegen beide eher am Rand der bewohnbaren Zone und ihre Sterne sind weniger sonnenähnlich als jener von Kepler-22b.
Die Suche nach Leben läuft
Die Forscher haben inzwischen zwei Umläufe des Planeten um seinen Stern beobachtet, wie es auf der Konferenz im Ames- Forschungszentrum der Nasa in Moffet Field (Kalifornien) hiess. «Das Schicksal meinte es gut mit uns bei der Entdeckung dieses Planeten», sagte Kepler-Chefwissenschaftler William Borucki. Den ersten Hinweis auf Kepler-22b habe das Teleskop bereits drei Tage nach der offiziellen Inbetriebnahme im Frühjahr 2009 geliefert. «Den entscheidenden dritten Transit haben wir in der Weihnachtszeit 2010 beobachtet.»
Mit dem Kepler-Teleskop wurden bisher 54 Planeten entdeckt, von denen vermutet wird, dass sie in einer «bewohnbaren Zone» kreisen, in der flüssiges Wasser möglich wäre. Kepler-22b ist nun der erste «bestätigte» Planet, wie «MercuryNews.com» schreibt.
Eine erste Suche nach Funksignalen von Kepler-22b ist bereits im Gang, sagte eine Sprecherin des privat finanzierten Seti-Institutes (Search for extraterrestrial intelligence) von Mountain View. Es gäbe Milliarden von Funkkanälen zu untersuchen. (voi, tog/sda/dapd)
Die lange Reise zu Kepler-22b
600 Lichtjahre ist Kepler-22b von unserer Erde entfernt. Wie lange würde eine Reise dorthin dauern?
Laut Wikipedia hält derzeit die Raumsonde Helios mit 70,22 km/s den Geschwindigkeitsrekord für menschengemachte Objekte. Berechnen wir die Reisedauer also mit dieser Geschwindigkeit.
Die Strecke von 600 Lichtjahren ist nicht zu unterschätzen: Es handelt sich um die Distanz, die das Licht in 600 Jahren zurücklegt wobei es in einer einzigen Sekunde bereits rund 300'000 km zurücklegt.
Da 1 Jahr 31'536'000 Sekunden dauert, sind 600 Jahre 18,9216 Milliarden Sekunden.
600 Lichtjahre entsprechen also 18,9216 Milliarden mal 300'000 km. Das sind rund 5676 Billionen km.
5676 Billionen km : 70,22 km = 80,8385075477072 Billionen Sekunden
2'563'372,26 Jahre alles andere als ein Wochenendausflug.
dhr