Wut gegen Personal – Wegen Corona flippen Flugpassagiere immer häufiger und heftiger aus

Publiziert

Wut gegen PersonalWegen Corona flippen Flugpassagiere immer häufiger und heftiger aus

Sie beschimpfen, bedrängen oder attackieren das Bodenpersonal an Schweizer Flughäfen: Fälle von renitenten Fluggästen häufen sich gemäss Branchenvertretern. Die Corona-Krise und die damit einhergehende Dokumentenflut tragen massgeblich dazu bei.

Das Bodenpersonal an Schweizer Flughäfen muss sich immer mehr gefallen lassen.
Bereits vor Ausbruch der Corona-Krise hätten sich die Fälle von physischen oder verbalen Attacken gehäuft.
Die Angestellten werden immer wieder von Passagieren, die die notwendigen Dokumente nicht vorweisen können, beleidigt oder gar physisch angegangen.
1 / 3

Das Bodenpersonal an Schweizer Flughäfen muss sich immer mehr gefallen lassen.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

An Schweizer Flughäfen kommt es immer häufiger zu Fällen von physischen oder verbalen Attacken auf Vertreter und Vertreterinnen des Bodenpersonals. Renitente Passagiere gehen physisch auf die Angestellten los oder beleidigen diese. Am Flughafen Zürich kommt es jeden Tag zu mindestens einem solchen Fall, wie eine Sprecherin des Bodenabfertigungsunternehmens Swissport gegenüber dem Branchenportal Aerotelegraph erklärt. Betroffene schildern eindrücklich von Fällen der sogenannten «Terminal Rage» (Deutsch: Terminal Wut).

In einem besonders spektakulären Fall am Flughafen Zürich zertrümmerte ein Mann zunächst die Plexiglasscheibe am Check-In-Schalter, nachdem ihm mitgeteilt wurde, dass er aufgrund seines ungültigen PCR-Testresultats nicht fliegen könne. Anschliessend versuchte der Mann das Check-In «zu erzwingen». In einem weiteren Fall beschimpfte ein Mann eine Mitarbeiterin minutenlang, worauf ihre Chefin sie in die Pause schickte. Der renitente Passagier liess jedoch nicht von der Angestellten ab und lief ihr hinterher und beschimpfte sie weiter. Auch von Fällen, bei denen abgewiesene Passagiere mit Gewalt versuchten, sich Zugang zum Flieger zu verschaffen, berichten Betroffene. In sämtlichen Fällen musste die Polizei eingreifen.

Auch in der Luft wird immer häufiger gestritten

Die Problematik von Gewalt an Flughäfen oder in Fliegern besteht weltweit – und Corona hat die Lage klar verschärft. Um ganze 25 Prozent ist die Anzahl der Fälle von «Air Rage» in den USA bereits im ersten Pandemiejahr 2020 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2021 hat sich die Anzahl gewalttätiger Fälle an Bord dann versiebenfacht. In den meisten Fällen war die Maskenpflicht Anlass für Pöbeleien gegen das Kabinenpersonal oder Streit unter Passagieren. Wie die Tamedia-Zeitungen schreiben, registriert man auch beim in der Schweiz dafür zuständigen Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) immer mehr solcher Fälle. Der Trend begann bereits vor Corona: Zwischen 2016 und 2019 haben sie sich verdoppelt. 2020 ging die Anzahl der Fälle trotz der vielen ausgefallenen Flüge im Rahmen der Pandemie nur leicht runter. Gemäss den Verantwortlichen ist übermässiger Alkohol der häufigste angegebene Grund, weshalb Passagiere ausflippen.

Um die Mitarbeitenden zu unterstützen, führen die betroffenen Unternehmen Schulungen durch. Online-Checks der Corona-Dokumente würden ebenfalls dazu beitragen, kritische Situationen vor Ort zu vermeiden. Eine juristische Lücke für die Handhabung gewalttätiger Passagiere haben die Behörden 2020 geschlossen, wie die Tamedia-Zeitungen schreiben. Seit dann ist nämlich geklärt, wie Start- und Landedestinationen von Flügen, auf denen es zu gewalttätigen Vorfällen mit Passagieren kommt, sich die Verantwortung teilen. Tätern drohen diesbezüglich harte Strafen sowie Schadenersatzansprüche von Geschädigten.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

My 20 Minuten

Deine Meinung zählt

109 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen