ZürichWegen Zusammenarbeit mit «Pro Life» – Farbanschlag auf Helsana-Filiale
Unbekannte besprühten die Scheibe einer Helsana-Filiale in Zürich. Daneben hing ein Plakat: «Finanzielle Vorteile bei einem Verzicht auf Abtreibungen?! Gahts no?!»
Darum gehts
Seit längerer Zeit kooperiert die Helsana mit der Anti-Abtreibungsorganisation «Pro Life Schweiz». Mitglieder können zehn Prozent Rabatt auf Zusatzversicherungen erhalten, wenn sie eine «freiwillige Verzichtserklärung» unterzeichnen, in der sie sich dazu verpflichten, nicht abzutreiben.
In der Nacht auf den Montag wurde deshalb das Schaufenster einer Helsana-Filiale am Central besprüht. «Finanzielle Vorteile bei einem Verzicht auf Abtreibungen?! Gahts no?!» schrieben Unbekannte auf ein Plakat neben den Sprühereien. Barrikade.Info bekannte sich zur Protestaktion. Auf ihrer Website schreiben sie: «In der Nacht auf den 29. August haben wir der Helsana-Filiale am Central deshalb einen Besuch abgestattet.»
Helsana prüft Anzeige
Die Helsana nehme die Schmierereien mit Bedauern zur Kenntnis, wie sie auf Anfrage von 20 Minuten mitteilte. Auf die Frage weshalb es die Kooperation mit «Pro Life» gebe, antwortete sie, es handle sich um einen branchenüblichen Kollektivvertrag, «der nach Vorgaben der Aufsichtsbehörden in Bezug auf allfällige Rabatte rabattiert wird». Es sei wichtig zu betonen, dass die Helsana niemandem vom Recht auf Versicherungsschutz ausschliesse, unabhängig von der politischen oder religiösen Ausrichtung. Dies gelte auch für Mitglieder von Pro Life, so eine Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation.
Der entstandene Sachschaden sei noch nicht genau beziffert worden, es werde jedoch von einem geringen Schaden ausgegangen. Noch sei unklar, ob eine Anzeige erstattet werden soll: «Ob wir Anzeige erstatten und sich der Aufwand dafür lohnt, wird zurzeit durch unseren Rechtsdienst geprüft».
Bereits 2003 wurde die Zusammenarbeit öffentlich, wie die «NZZ» schreibt. Seit einigen Tagen wird sie in den Medien und der Politik erneut diskutiert. Auch die SP-Frauen zeigten sich empört und haben einen offenen Brief an die Krankenkasse verfasst. Darin steht: «Das Recht auf Abtreibung ist ein Grundrecht, für das Generationen von Frauen in der Schweiz und auf der ganzen Welt gekämpft haben und immer noch kämpfen.» Die Helsana unterstütze eine Bewegung, die dieses Grundrecht und damit auch die physische und psychische Gesundheit von Frauen direkt angreife. Im Brief fordern sie dazu auf, jegliche Zusammenarbeit mit der Anti-Abtreibungsorganisation zu beenden.
Die Idee scheint in der Branche verbreitet zu sein. Auch die CSS hat in der Vergangenheit mit «Pro Life» kooperiert. Wie sie selbst auf Twitter schreiben, haben sie jedoch alle Geschäftsbeziehungen mit der Organisation per Ende 2021 gestoppt.
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