TorontoWeil Besucher ihm ständig Videos zeigen, droht Gorilla Nassir Handysucht
Der Zoo Toronto bittet Besucher, dem Gorilla Nassir keine Handy-Videos zu zeigen: Er scheint sich bereits mehr für den Bildschirm als für seine Artgenossen zu interessieren. Doch es gibt noch krassere Beispiele.
Darum gehts
Im Zoo von Toronto werden Besucher gebeten, den Gorillas keine Filme zu zeigen, indem sie Smartphones an die Scheibe halten.
Da sich die neugierigen Tiere stark dafür interessieren, besteht die Gefahr, dass sie teils das Interesse an Artgenossen verlieren – besonders «Teenager» wie Gorilla Nassir.
Manche lernen sogar zu «swipen», wenn sie ein neues Bild sehen wollen.
Mit einem ungewöhnlichen Aufruf versucht der Zoo Toronto, seine Besucher zu erziehen: Am Glas seines Geheges prangt ein an die Besucher gerichteter Aushang, auf dem zu lesen ist: «Um das Wohlbefinden der Gorillaherde zu gewährleisten, bitten wir Sie, darauf zu verzichten, ihnen Videos und Fotografien zu zeigen, weil manche Inhalte dazu angetan sind, die Tiere aufzuwühlen, und sich auf ihr Verhalten und ihre Beziehung gegenüber ihrer Familie auswirken.» Kurz: Das Verhalten mancher Besucher droht, den Gorilla Nassir zu «verderben», und könnte dazu führen, dass er vollends in die Handysucht abgleitet.
«Nassir ist wirklich der Inbegriff eines Teenagers, der von Videos fasziniert ist und dessen Leben von der Bildschirmzeit beherrscht wird, wenn es nach ihm ginge», steht auf der Website des Zoos in der Beschreibung von Nassir.
«Wir hatten viele Mitglieder und Gäste, die tatsächlich ihre Handys ans Glas gehalten und ihm Videos gezeigt haben», sagt die Zoo-Direktorin Maria Franke gegenüber dem «Toronto Star». Sie präzisiert: «Nassir gefallen diese Videos sehr. Sie haben dazu geführt, dass er sogar zu abgelenkt war, um mit den anderen Gorillas zu interagieren und, nun ja, ein Gorilla zu sein.» Er sei von den Gadgets und Smartphones begeistert – und das habe konkrete Auswirkungen auf sein soziales Verhalten.
Teenage-Menschenaffe ignorierte wegen Smartphone Rivalen
Dass auch Menschenaffen eine Begeisterung für digitale Inhalte entwickeln können, ist schon mehrfach beobachtet worden. So hatte bereits im April 2022 der noch junge Gorilla Amare im Lincoln Park Zoo in Chicago für Schlagzeilen gesorgt, weil er sich mehr für die Bildschirme der Zoobesucher als für seine Artgenossen zu interessieren begann. Das führte so weit, dass Amare einen ebenfalls heranwachsenden Rivalen ignorierte, der ihn aggressiv zu einem Machtkampf herausforderte, und stattdessen wie gebannt auf den Bildschirm eines Besuchers starrte, der sein Smartphone an die Scheibe hielt. Schliesslich sah sich der Zoo genötigt, ein Seil vor dem Gorilla-Gehege anzubringen, damit die Besucher einige Schritte Abstand einhalten mussten.
Nun droht auch Nassir, in die Handysucht abzugleiten. Zwar nutzt auch der Zoo Toronto selbst das Interesse, das die Menschenaffen für Bildschirme an den Tag legen, um sie via Touchscreen Aufgaben lösen zu lassen, denen sie auch in der freien Wildbahn begegnen würden. Doch was die Menschen auf ihren Smartphones schauen, ist für deren soziale Entwicklung offenbar nicht immer förderlich.
Wie hast du es mit deiner Bildschirmzeit?
Gorilla «swipte» für neue Bilder
Gorillas teilen mit uns Menschen 98 Prozent des Erbguts. Forscher haben schon länger herausgefunden, dass sie in der Lage sind, 2-D-Bilder mit den darauf abgebildeten Sujets in Beziehung zu bringen. Laut Chris Martin, Verhaltensforscher im Zoo von Indianapolis, können sie auch sich selbst auf Bildern erkennen. Jelani, ein Gorilla im Zoo von Louisville in Kentucky, wurde deswegen berühmt und in diversen Artikeln verewigt, weil er jeweils eine wischende Bewegung machte, wenn er beim Zeigen von Tierbildern ein neues sehen wollte – ähnlich, wie paarungsbereite Menschen es auf Tinder praktizieren.
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)
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