Kurs an ETH Zürich: Weisse sollen lernen, sich für Schwarze und People of Color einzusetzen

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Kurs an ETH ZürichWeisse sollen lernen, sich für Schwarze und People of Color einzusetzen

Zwei Workshops, welche die ETH Zürich im Rahmen des Black History Month in Europe anbietet, haben eine Kontroverse ausgelöst. Die Hochschule nimmt Stellung dazu. 

Im Rahmen des «Black History Month in Europe» bietet die ETH unter anderem zwei Workshops an.
«How could I have acted? Allyship Workshop for White People» heisst einer der beiden Kurse.
Gemäss der Kursbeschreibung ist der Allyship-Workshop «für weisse ETH-Angehörige gedacht, die Verbündete im Umgang mit Rassismus sind oder werden wollen».
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Im Rahmen des «Black History Month in Europe» bietet die ETH unter anderem zwei Workshops an.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

«How could I have acted? Allyship Workshop for White People» heisst einer der beiden Kurs, welche die ETH Zürich im Rahmen des Black History Month in Europe im November anbietet. Gemäss der Kursbeschreibung ist der Allyship-Workshop «für weisse ETH-Angehörige gedacht, die Verbündete im Umgang mit Rassismus sind oder werden wollen». Dabei wolle man diskutieren und analysieren, wie, wo und wann Weisse sich für BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) einsetzen können oder sollen. Der zweite Workshop richtet sich an Menschen, die Rassismus selbst erleben und sich in einer sicheren Umgebung darüber austauschen möchten. Die Kurse leitet eine Dozentin mit BIPoC-Herkunft. 

Die gebürtige Angolanerin Isabel Lunkembisa findet es wichtig, dass Rassismus auch an Universitäten thematisiert wird. Mit der Idee, die Kurse exklusiv für BIPoC beziehungsweise Weisse anzubieten, könne sie aber wenig anfangen: «Auf diese Art wird die Bevölkerung in zwei Gruppen aufgeteilt, die Weissen und die anderen.» So etwas sei nicht zielführend und hochproblematisch. «Anstatt uns abzuschotten und über Benachteiligung zu jammern, müssen wir Schwarzen, besonders die junge Generation, diese Gefühle mit positiver Haltung bekämpfen», sagt Lunkembisa, die mit 13 Jahren in die Schweiz flüchtete.

Zum Ally-Workshop meint sie: «Hier soll eine einzelne BIPoC-Person interessierten Weissen erzählen, wie sie mit Schwarzen in Zukunft umgehen sollen. Dabei sind beispielsweise die Rassismus-Erfahrungen von Schwarzen und People of Color sehr verschieden.» Ihr Wunsch: Ein offener Austausch, in dem BIPoC aller Herkünfte und Gesellschaftsschichten ihre Erfahrungen teilen können. «Wir brauchen keinen Safer Space und keine Allyship-Kurse für weisse Personen, um in der Schweiz ein erfolgreiches Leben zu haben.»

Kurs innerhalb kürzester Zeit komplett ausgebucht

Laut der ETH Zürich richtet sich einer der beiden Workshops an Menschen, die Rassismus selbst erleben und soll diesen einen Safer Space bieten, in dem sie sich austauschen können und ein gemeinsames Empowerment finden möchten. Der Allyship-Workshop sei für Menschen gedacht, die selbst keinen Rassismus erleben, sich aber für das Thema interessieren und sich gegen Rassismus engagieren wollen.

«Eines der Ziele des Workshops ist es, dass Teilnehmende diskriminierende Situationen erkennen und betroffene Personen gegebenenfalls unterstützen können», erklärt Sprecherin Franziska Schmid. Der Kurs sei für maximal 25 Teilnehmende konzipiert und innerhalb kürzester Zeit komplett ausgebucht gewesen. 

Der Grund, weshalb die Veranstaltungen so aufgeteilt wurden, sei, dass Erfahrungen gezeigt hätten, dass sich Diskussionen anders entwickeln, wenn ausschliesslich direkt Betroffene anwesend sind. Bei den Workshops handle es um ein Pilotprojekt: «Es kann gut sein, dass Konzepte auch angepasst werden oder dass man in Zukunft verschiedene Formen von Workshops anbietet.»

Stephanie Graetz, Geschäftsleiterin der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA), begrüsst die Workshops: «Ich finde es wichtig, dass die ETH als Institution das Thema Struktureller Rassismus aufgreift.» Besonders bei der BIPoC-Community sei dieser ein reales Problem. Wichtig dabei sei, dass die betroffene Community in die Diskussion involviert sei. Über den Allyship-Workshop sagt Graetz: «In vielen Fällen ist Rassismus nicht etwas, das bewusst passiert. Diese Kurse können helfen, unbewusste rassistische Verhaltensweisen aufzudecken.»

Black History Month 

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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