Schmerztabletten: Der Zürcher Martin Baumann fasziniert die Pharmaindustrie

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Fotografie-ExperimenteWeisst du, was sich hier in Wasser auflöst? Du hast es auch schon geschluckt

Martin Baumann (48) zeigt, was im Körper passiert, wenn eine Schmerztablette geschluckt wird. Dafür kaufte er Tausende verschiedene Medikamente – auf eigene Kosten.

Martin Baumann (48) zeigt, was im Körper vor sich geht, wenn eine Schmerztablette geschluckt wird.
Durch den Einsatz von speziellen Techniken und einem sorgfältigen Auge für Farbe und Form hat Baumann es geschafft, erstaunliche Aufnahmen zu machen, die das Auflösen von Pillen und Tabletten im Wasser zeigen.
Mit seinen Bildern und Videos zog der Zürcher die Aufmerksamkeit der Pharmaindustrie auf sich. Letztes Jahr durfte der Filmemacher sogar den SWISS Pavillon an der internationalen Pharmamesse (CPHI) in Frankfurt gestalten. 
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Martin Baumann (48) zeigt, was im Körper vor sich geht, wenn eine Schmerztablette geschluckt wird.

z.V.g.

Darum gehts

  • Der Zürcher Martin Baumann macht Aufnahmen von Schmerztabletten, die sich im Wasser auflösen.

  • Die Fotos und Videos zeigen ein Spektakel aus Farben. 

  • Mit den Fotos hat der 48-Jährige die Aufmerksamkeit der Pharmaindustrie auf sich gezogen.

Jeder hat sie schon geschluckt: Schmerztabletten. Doch was kaum einer weiss, ist, dass wenn sich die Pille im Körper auflöst, ein Spektakel aus Farben entsteht. Wie genau das aussieht, zeigt Martin Baumann mit seinen Fotos und Videos.

Darauf gestossen ist er durch einen Zufall. Zu Hause fiel ihm eine Pille ins Glas. Als sich diese auflöste, sah er ein Bild voller Farben, welches den Zürcher nicht mehr losliess. «Es ist wie eine Sucht geworden, Aufnahmen davon zu machen», sagt er. Mittlerweile beschäftigt sich der 48-Jährige seit über zweieinhalb Jahren mit Schmerztabletten verschiedenster Art.

Durch den Einsatz von speziellen Techniken und einem sorgfältigen Auge für Farbe und Form hat Baumann es geschafft, erstaunliche Aufnahmen zu machen, die das Auflösen von Pillen und Tabletten im Wasser zeigen. Die Makroaufnahmen entstehen in seiner privaten Küche. «Diese gleicht mittlerweile eher einem Labor», sagt Baumann, der zurzeit ein Film-Studium absolviert.

2500 Tabletten verpulvert

In der Küche steht eine 300 Kilogramm schwere Werkbank. Diese benötigt Baumann, damit die Tablette im Wasser keiner Vibration oder Ähnlichem ausgesetzt ist. Auf dieser hat der Zürcher mittlerweile über 2500 Tabletten aufgelöst. «Das geht schon auch ins Geld. Aber das Resultat ist es wert.» Ist die Aufnahme im Kasten, entsorgt Baumann das Wasser mit der Tablette darin in einem Kanister – den Inhalt wiederum entsorgt er fachgerecht.

Die Schmerzmittel kauft der Künstler in Zürcher Apotheken. Nur rezeptfreie, wie er sagt. «Ich ernte manchmal verwunderte Blicke und musste mich schon einige Male erklären, wenn ich Schmerztabletten für hundert Franken oder mehr kaufte.»

Erzählt Baumann jedoch, um was es geht, spürt er Faszination und Interesse für sein Tun. In seinem Warenkorb befinden sich dabei allerlei verschiedene Schmerzmedikamente. «Je nach Tablette unterscheidet sich die Aufnahme von anderen – das ist unheimlich spannend», sagt der 48-Jährige. Ein Schmerzmittel hat es dem Künstler aber besonders angetan. «Die Algifor erzeugt ganz spezielle Aufnahmen.»

Von Pharmariesen beauftragt

Mit seinen Bildern und Videos hat der Zürcher aber nicht nur die Aufmerksamkeit der Apotheker auf sich gezogen, sondern auch jene der Pharmaindustrie. «Bisher durfte ich für mehrere kleinere und grosse Pharmahersteller meine videografische Arbeit tätigen. Den einen ging es um wissenschaftliche Erkenntnisse, den anderen wohl eher um das visuelle Resultat», so Baumann. Ein Pharma-Unternehmen stellte für den Zürcher in einem aufwendigen Prozess sogar extra Placebo-Pillen her.

Letztes Jahr durfte der Filmemacher sogar den SWISS Pavillon an der internationalen Pharmamesse (CPHI) in Frankfurt gestalten, worauf er heute ganz besonders stolz ist. «Es motiviert mich vor allem, mit dem, was ich mache, weiterzumachen.»

Ausstellung in Schaffhausen

Nicht nur in der Pharmazie kommen die Bilder und Videos von sich auflösenden Schmerzmitteln gut an, auch in der Kunstszene stiess der 48-Jährige auf Interesse. Im Mai kann der Zürcher in Neuhausen bei der Rhyality Immersive Art Hall seine Bewegtbilder ausstellen – mit den 24 Beamern und nahezu 100 Lautsprechern wird dies ein ganz besonderes Erlebnis.

Der Art Director der Rhyality Immersive Art Hall, Devon Miles, war nach einem ersten Treffen mit Baumann überwältigt von den Bildern und Videos, wie er sagt. Deshalb war für ihn schnell klar: Die Show wird ins Programm aufgenommen. «Die Bilder versinnbildlichen eine verborgene Vorgehensweise im Körper. Die Idee, so etwas in unseren Räumlichkeiten zu zeigen, finde ich extrem gut.» Die Kunst sei barrierefrei und spreche bestimmt viele Menschen an.

Wirst du die Bilder von Martin Baumann in Neuhausen am Rheinfall anschauen gehen?

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