Grosse EnttäuschungSo reagieren die Veranstalter auf die Horror-Bilanz am Matterhorn
Die Enttäuschung bei den Verantwortlichen ist gross. Man habe alles versucht, aber die Natur hatte wieder einmal etwas dagegen, heisst es. Ein finanzieller Verlust ist nicht entstanden.
Darum gehts
Im zweiten Jahr in Folge findet am Matterhorn kein Skirennen statt.
OK-Chef Franz Julen nimmt nach der Absage gegenüber 20 Minuten Stellung.
Die Veranstalter haben alles versucht, es sollte nicht sein – wie schon im letzten Jahr.
Immer und immer wieder zerplatzte der Traum. Es blieb ein Fünkchen Hoffnung, das zuletzt auch zunichtegemacht wurde. So am Sonntag, als die letzte vorgesehene Abfahrt am Matterhorn abgesagt werden musste. Der Wind hatte wieder sein Votum eingelegt, es blieb keine Chance auf ein faires Rennen.
Nach 2022 konnten somit insgesamt keines von acht Rennen in Zermatt/Cervinia durchgeführt werden. Ein herber Rückschlag für die Veranstalter und alle möglichen Helfer. OK-Chef Franz Julen äusserte sich wie nach jeder Absage auch am Sonntag.
«Die Enttäuschung ist riesig, wir stehen mit leeren Händen da. Wobei nicht ganz: Viele Leute waren skeptisch, ob wir diese Rennen stemmen können», sagte er gegenüber 20 Minuten. «Die sind noch viel komplexer zu organisieren als ein Tennisturnier, hier sowieso, mit zwei Ländern, zwei Sprachen, zwei Bergbahnen. Uns wurde unisono bestätigt, dass wir einen Top-Event organisiert haben.»
Grosser Respekt vor Rennfahrerinnen
Der Frust sitzt bei den Organisatoren tief, deshalb dachte auch Rennfahrerin Jasmine Flury ans OK und die Helfer. Sie sagte im «Blick»: «Das OK ist seit drei Wochen dran – wenn man sieht, was hier aufgebaut wurde, ist es bitter.» Und die Veranstalter versuchten auch in der Nacht auf Sonntag alles, um das Rennen zu realisieren. «Wir haben alles gegeben, waren um zwei Uhr auf der Strecke, die Natur wollte einfach nicht», das gelte es zu akzeptieren, so Julen.

Einen finanziellen Verlust hat das OK trotz erneuter Absage keinen zu deklarieren.
AFPDer Walliser hat grössten Respekt davor, was die Skirennfahrerinnen und -fahrer leisten. «Sie verdienen ein faires und reguläres Rennen. Das war heute nicht möglich, die Sicherheit war wegen des Windes nicht gewährleistet. Darum verstehe und respektiere ich die Absage.»
Keine Rennen im Frühling
Peter Gerdol, FIS-Renndirektor bei den Frauen, sagte: «Die Entscheidung heute war viel komplizierter als am Samstag. Gestern war der Wind sehr stark, heute etwas weniger. Wir haben es versucht, auch die Athletinnen haben die Strecke besichtigt. Unsere Hoffnung war, dass der Wind ab elf Uhr abnimmt. Er wurde auch schwächer, aber nicht schwach genug, um ein faires und vor allem sicheres Rennen zu gewährleisten.»
Macht ein Skirennen am Matterhorn überhaupt Sinn?
Ex-Skirennfahrer Felix Neureuther sprach sich in der ARD zum wiederholten Mal dafür aus, die Rennen in den Frühling zu verlegen: «In Zermatt und Cervinia ist Tourismus gross zu der Zeit. Man muss schauen, wie man das mit den Hotelzimmern geregelt bekommt. Aber im März hinten raus würden die Rennen deutlich mehr Sinn machen.»
Julen zählte diverse Gründe auf, weshalb eine Verschiebung nicht in Frage kommt: «Da ist die Finanzierung, die Sponsoren wollen das nicht. Wir könnten das nie finanzieren, weil das Interesse nicht so hoch ist wie jetzt. Ausserdem muss auf dem Gletscher noch mehr gearbeitet werden, der Aufwand ist noch grösser. Zudem ist Zermatt/Cervinia im März bumsvoll. Und da ist die Logistik im Ziel: Die Zelte und Tribünen können nur im August/September hochgefahren werden. Im März sind da Skipisten, das ist nicht machbar.»
Vertrag bis 2026
Einen finanziellen Verlust hat das OK keinen zu deklarieren, wie im letzten Jahr habe man ein ausgeglichenes Budget, kein Partner habe Verluste erlitten. «Wir haben alle Einnahmen versichert», so Julen. Die Veranstalter haben einen Fünfjahresvertrag mit dem internationalen Skiverband FIS. Das bedeutet, bis 2026 wird erneut versucht, die Rennen am Matterhorn zu bestreiten.
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