Handelspolitik: Börsen zeigen erste Reaktionen auf Trump-Zölle

Publiziert

Trumps ZölleNach Börsenzittern: China, Kanada und Mexiko schlagen zurück

Nach China haben die Strafzölle nun definitiv Mexiko und Kanada getroffen. Doch auch amerikanische US-Unternehmen gehören zu den Leidtragenden des Handelskrieges.

Jetzt sind die Trump-Zölle auf Produkte aus Mexiko und Kanada da. An den Börsen folgen direkt Reaktionen.
Dabei werde allerdings auch deutlich, dass dies nicht nur kanadischen und mexikanischen Unternehmen schadet, sondern auch US-amerikanischen.
Langfristig sei der Effekt der Zölle von der Dauer und den Gegenmassnahmen abhängig.
1 / 3

Jetzt sind die Trump-Zölle auf Produkte aus Mexiko und Kanada da. An den Börsen folgen direkt Reaktionen.

IMAGO/Sipa USA

Trumps Strafzölle: Darum gehts

  • US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle auf Produkte aus Kanada und Mexiko eingeführt.

  • Die Börsen reagieren gemässigt, aber auch negativ. Dabei sind auch US-Unternehmen und Märkte betroffen.

  • Kanada und China haben bereits Gegenmassnahmen angekündigt.

Nach der einmonatigen Aussetzung sind sie jetzt endgültig da. US-Präsident Donald Trump führt in der Nacht auf Dienstag Strafzölle für Produkte aus Kanada und Mexiko in einer Höhe von 25 Prozent ein – für Energieerzeugnisse aus Kanada sind es zehn Prozent. Die bereits bestehenden Zölle auf in China hergestellte Produkte wurden von zehn Prozent auf 20 Prozent erhöht.

An den Börsenmärkten zeigten sich bereits erste Reaktionen. So rutsche der deutsche Aktienindex DAX am Dienstagmorgen um 1,5 Prozent nach unten. Besonders deutlich wurde der Absacker bei Autoherstellern wie VW (minus 2,2 Prozent) und Stellantis (minus vier Prozent).

«Auch die US-Märkte leiden»

«In den USA und Kanada hat eine Umschichtung von zyklischen auf defensive Sektoren stattgefunden», erklärt Manuel Ferreira, Chefstratege der Zürcher Kantonalbank. Besonders stark betroffen sei dabei der IT-Sektor. «Allerdings merkt man, dass unter den Zöllen nicht nur Kanada und Mexiko, sondern auch die US-Märkte leiden.»

Schweizer KMUs fürchten Einbussen

Bei den Schweizer Unternehmen geht die Sorge um den potenziellen Zollkrieg um, wie eine am Montag veröffentlichte Raiffeisen-Studie zeigt. Ein Grossteil der befragten 200 Firmen befürchten massive Umsatzeinbussen.

Träfen Importzölle von zehn Prozent die Schweiz, befürchten knapp ein Drittel der befragten Unternehmen Einbussen von mehr als 20 Prozent. Ein Viertel befürchtet Einbussen zwischen zehn und 20 Prozent.

Auch in Europa ist eine Rotation in Richtung defensiver Titel zu beobachten. «Der Industriesektor und dort spezifisch der Automobilbereich leidet darunter. In der Schweiz etwa ist aktuell Kühne + Nagel am deutlichsten betroffen.» Generell seien die Zölle auch für Europa eine Belastung, aber Erwartungen hinsichtlich höheren Fiskalausgaben für die Industrie federn den negativen Effekt ab, wie Ferreira erklärt.

Auf dem chinesischen Markt sei derweil kaum Bewegung zu beobachten. Das liege daran, dass die Exporte in die USA gerade mal drei Prozent des chinesischen BIPs ausmachen. Die Zölle sind in der jetzigen Höhe also langfristig verkraftbar.

Tesla-Verkäufe brechen ein

Schweizer Autofahrer wenden sich offenbar immer mehr von Tesla ab. Das suggerieren zumindest die Verkaufszahlen seit Anfang Jahr: Schon im Januar brachen die Verkäufe um satte 26,6 Prozent ein.

Und im Februar ging es noch einmal einen Stock runter: Vergangenen Monat sackten die Neuzulassungen sogar um 66,6 Prozent ab. In absoluten Zahlen bedeutet das: Nur noch 335 Teslas fanden Käufer, im Vorjahr waren es noch 1003.

Im Vergleich sind bei Konkurrentin Genesis die Verkäufe im Februar nur 11,8 Prozent tiefer als im Vorjahresmonat. Bei Polestar sind sie sogar 360 Prozent höher.

Positiver Nebeneffekt der Trump-Zölle

Die langfristigen Folgen der Zölle seien stark abhängig von der Dauer und den Gegenmassnahmen. «In Nordamerika ist es gut möglich, dass die Zölle neu verhandelt werden, da sie auch die US-Wirtschaft stark beeinträchtigen.» Europa sei im Vergleich zur letzten Amtsperiode Trumps dieses Mal besser vorbereitet für Zölle und Verhandlungen. «Von China erwarten wir, dass die USA wenig nachgiebig sein wird.»

«Von China erwarten wir, dass die USA wenig nachgiebig sein wird.»

Manuel Ferreira, Chefstratege der Zürcher Kantonalbank

In der ganzen Volatilität dürfe man aber nicht vergessen, dass Anfang Jahr noch eine Überstimulierung des Marktes in den USA befürchtet wurde. «Eine Art positiver Nebeneffekt der Zölle ist also, dass sie die Konjunkturerwartungen normalisiert haben und sich die Trump-Euphorie abbaut.» Das nehme Druck von den Märkten weg und biete mehr Handlungsspielraum auf globaler Ebene.

Gegenreaktionen liessen nicht lange auf sich warten

China hat im Gegenzug auf die erhöhten Zölle ebenfalls Abgaben auf US-amerikanische Produkte eingeführt – unter anderem 15 Prozent auf Lebensmittelprodukte. «Wenn die Vereinigten Staaten ... darauf bestehen, einen Zollkrieg, einen Handelskrieg oder irgendeine andere Art von Krieg zu führen, wird die chinesische Seite sie bis zum bitteren Ende bekämpfen», sagte der Sprecher des Außenministeriums Lin Jian auf einer regulären Pressekonferenz am Dienstagnachmittag.

Doug Ford, Premierminister von Ontario, kündigte an, den USA im Notfall den Strom «mit einem Lächeln im Gesicht» abzudrehen.

Doug Ford, Premierminister von Ontario, kündigte an, den USA im Notfall den Strom «mit einem Lächeln im Gesicht» abzudrehen.

Chris Young/Canadian Press via ZUMA Press/dpa

Auch aus Kanada wurden bereits am Montag erste Gegenmassnahmen angekündigt. Das Land werde Vergeltungsmassnahmen in Form von Zöllen in der Höhe von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 155 Milliarden kanadischer Dollar ergreifen. Für Aufsehen sorgte auch die Aussage des Premierministers von Ontario, Doug Ford. «Wenn sie versuchen wollen, Ontario zu vernichten, werde ich alles tun – auch ihnen den Strom abdrehen – und zwar mit einem Lächeln im Gesicht», sagte Ford am Montag gegenüber NBC.

Mexiko reagiert ebenfalls mit Gegenzöllen und weiteren Massnahmen auf die von US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle auf mexikanische Einfuhren. «Wir haben beschlossen, mit tarifären und nichttarifären Massnahmen zu reagieren», sagte Staatschefin Claudia Sheinbaum am Dienstag. Näheres werde sie am Sonntag mitteilen.

Boykotte wahrscheinlich

In den USA selbst, aber auch in Mexiko äussern viele lateinamerikanische Menschen ihre Abneigung gegen die Trump-Zölle.

In den USA selbst, aber auch in Mexiko äussern viele lateinamerikanische Menschen ihre Abneigung gegen die Trump-Zölle.

IMAGO/ZUMA Press Wire

Bereits nach den ersten Androhungen von Zöllen haben besonders kanadische und mexikanische Staatsbürger, aber auch vereinzelt Personen in staatlichen Positionen, zu Boykotten US-amerikanischer Produkte aufgerufen.

So setzten sich etwa lateinamerikanische Aktivisten, besonders aus Mexiko, in den sozialen Medien für einen Boykott von Coca-Cola ein. Für die Marke hätte ein weit verbreiteter Kauf-Stopp schwere Folgen: Mexiko ist der grösste Pro-Kopf-Konsument der Cola-Getränke.

Was hältst du von den möglichen Boykotten gegen US-Produkte?

Folgst du 20 Minuten Wirtschaft auf Whatsapp?

Hier kriegst du die aktuellsten News aus der Wirtschaftswelt und die heissesten Updates zu Konsumententhemen direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

587 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen