Studie am Unispital ZürichWeniger Corona-Tote dank Blutverdünner?
Mediziner vermuten, dass eine Lungenembolie bei schweren Verläufen eine grosse Rolle spielt. Sie wollen nun eine Studie mit Blutverdünnern durchführen.
Ein Team um Nils Kucher, Direktor der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich, hat die Krankengeschichte von 388 Corona-Patienten analysiert. Die Patienten wurden im Februar und März am Universitätsspital Mailand behandelt. Etwas fiel den Medizinern auf: Rund jeder Dritte, der entsprechend untersucht worden war, litt an einer Lungenembolie.
Das lässt die Forscher vermuten, dass die Lungenembolie bei schweren Verläufen und auch bei Todesfällen eine grosse Rolle spielt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Mit einem üblichen Blutverdünner liesse sich das in vielen Fällen verhindern, sagt Kucher zur Zeitung. In Spitälern sei eine entsprechende Vorsorge üblich, zu Hause in Quarantäne nicht.
«Risiko um 60 Prozent reduzieren»
Nach Schätzungen von Kucher sterben etwa 70 Prozent der Corona-Patienten zu Hause oder in Alters- und Pflegeheimen. Das deute darauf hin, dass viele Betroffene ganz plötzlich sterben würden, während sie sich nach einem positiven Testresultat in Quarantäne befänden.
Eine Studie mit 1000 Teilnehmern soll nun zeigen, ob die Vermutung der Mediziner stimmt. «Wir hoffen, dass wir das Risiko für Spitaleinweisungen und Todesfälle um 60 Prozent reduzieren können», sagt Kucher. Die Bewilligung für die Studie steht noch aus, danach wird es eine Hotline für Ärzte und interessierte Patienten geben.
Blutgefässe im ganzen Körper entzündet
Eine zweite Studie aus dem Zürcher Unispital stützt die Vermutung von Kucher. Die Forscher haben nachgewiesen, dass bei verstorbenen Corona-Patienten nicht nur die Lunge, sondern Blutgefässe im ganzen Körper in verschiedenen Organen entzündet waren. Eine der Folgen davon kann eine Lungenembolie sein. Die Forscher schlagen deshalb vor, das Gefässsystem von Risikopatienten mit Vorerkrankungen zu schützen und zu stabilisieren.