Deutschlands wichtigsten Corona-RegelnWeniger Gäste bei privaten Feiern und Sperrstunden im Gastrobereich
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus haben Bund und Länder schärfere Corona-Regeln vereinbart. «Wir sind in einer Phase der Pandemie, die ernst ist», sagte Bundeskanzlerin Merkel vor der Presse.
Darum gehts
- Aus Sorge vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung der Corona-Pandemie verschärfen Bund und Länder die Gegenmassnahmen in Hotspots.
- Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten verständigten sich auf einheitliche Regeln für Städte und Regionen mit hohen Infektionszahlen.
- Dazu gehören eine Ausweitung der Maskenpflicht, eine Begrenzung der Gästezahl bei privaten Feiern, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und eine Sperrstunde für die Gastronomie.
Auf sieben Seiten haben die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwochabend neue Massnahmen zur «Bekämpfung der SARS-Cov2-Pandemie» festgehalten, auf die sie sich beim ersten gemeinsamen Treffen seit Juni im Kanzleramt verständigen konnten. Sie senken die Schwelle, ab der etwa bei steigenden Infektionszahlen eine erweiterte Maskenpflicht, Sperrstunden in der Gastronomie und strengere Teilnehmerbegrenzungen bei privaten Feiern empfohlen werden.
Verbindlich wird das Papier für Hotspots mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100’000 Einwohnern in einer Woche: Private Feiern werden dort auf zehn Teilnehmer beschränkt. Keine gemeinsame Linie gibt es beim faktischen Beherbergungsverbot in vielen Ländern für innerdeutsche Urlauber aus Risikogebieten. Die wichtigsten Punkte im Detail:
1. Früher eingreifen
Regional sollen strengere Massnahmen bereits greifen, wenn die Schwelle von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche erreicht wird. Hier sollen Feiern im Familien- und Freundeskreis auf 25 Teilnehmer im öffentlichen Raum und auf 15 Teilnehmer im privaten Raum beschränkt werden. Es solle zudem «eine ergänzende Maskenpflicht dort eingeführt werden, wo Menschen dichter und/oder länger zusammenkommen». Darüber hinaus werde für die Gastronomie eine Sperrstunde empfohlen.
2. Hotspot-Regeln
Ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in einer Woche gelten Regionen weiter als Risikogebiete. Die Länder ergriffen hier «konsequent verschärfende lokale Beschränkungsmassnahmen», die zielgerichtet und überregional vergleichbar sein müssten, heisst es in dem Beschluss. Dazu gehörten «Erweiterungen der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung», Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum auf maximal zehn Personen und die verbindliche Einführung einer Sperrstunde um 23.00 Uhr für Gastronomiebetriebe. Zudem gebe es «weitergehende verbindliche Beschränkungen der Teilnehmerzahlen für Feiern auf zehn Teilnehmer im öffentlichen Raum und auf zehn Teilnehmer aus höchstens zwei Hausständen im privaten Raum».
3. Ultimatum
Bund und Länder setzen sich und der Bevölkerung eine Frist: Wenn der bundesweite Anstieg der Infektionszahlen «nicht spätestens binnen zehn Tagen zum Stillstand» komme, «sind weitere gezielte Beschränkungsschritte unvermeidlich, um öffentliche Kontakte weitergehend zu reduzieren». In einem ersten Schritt würden Kontakte im öffentlichen Raum nur noch einer Gruppe von höchstens fünf Personen oder den Angehörigen zweier Haushalte gestattet.
4. Urlauber
Besonders umstritten in der öffentlichen Debatte sind die Einschränkungen für innerdeutsche Urlauber, wenn sie aus einem Risikogebiet mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100’000 Einwohnern in einer Woche kommen. In vielen Bundesländern dürfen sie in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen nur übernachten, wenn sie einen negativen Test vorweisen können.
Bei diesem sogenannten Beherbergungsverbot finden Bund und Länder keine gemeinsame Linie. Zum Ende der Herbstferien am 8. November würden die Regelungen der Länder «neu bewertet». Bund und Länder fordern aber «eindringlich alle Bürgerinnen und Bürger auf, nicht erforderliche innerdeutsche Reisen» in und aus Risikogebieten zu vermeiden.
5. Contact-Tracing
Zentrales Element bleibe es, die Kontakte von nachgewiesenen Corona-Infizierten nachzuverfolgen, um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen. Dazu sollen die Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen den öffentlichen Gesundheitsdienst mit Personal unterstützen. Die Bundeswehr könne zudem in wenigen Wochen mit bis zu 15’000 Kräften helfen.
«Lieber auf ein paar Feten verzichten»
Kanzlerin Merkel appelliert an die Bevölkerung, die Massnahmen mitzutragen. «Ich persönlich bin einfach der Meinung, dass wir die Mittel in der Hand haben, uns dem Virus entgegenzustemmen und mit ihm umzugehen.»
Es gehe um eine Riesenherausforderung, die ganz viel nach sich ziehen könne für die Gesundheit, für die Wirtschaft und auch für die Jugend. Sie appelliere daher an junge Leute, lieber auf ein paar Feten und Partys jetzt zu verzichten, «um morgen und übermorgen gut zu leben».