Mensch als Seuchentreiber - Wenn der Wald verschwindet, kommen die Seuchen

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Mensch als SeuchentreiberWenn der Wald verschwindet, kommen die Seuchen

Covid-19 ist nicht die erste Pandemie und sie wird auch nicht die letzte sein. Da sind sich Fachleute sicher. Die Menschen sind da nicht ganz unschuldig dran.

Covid-19 ist nicht die erste Seuche, die von Tieren auf Menschen überging. Und es werden weitere kommen. Darüber sind sich Expertinnen und Experten aus aller Welt einig.
Ein Forschenden-Duo aus Frankreich zeigt im Fachjournal «Frontiers in Veterinary Science» einen Zusammenhang zwischen globaler Entwaldung und Ausbrüchen von zoonotischen und im Speziellen vektorübertragenen Krankheiten auf.
Dabei handelt es sich unter anderem um durch Zecken oder …
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Covid-19 ist nicht die erste Seuche, die von Tieren auf Menschen überging. Und es werden weitere kommen. Darüber sind sich Expertinnen und Experten aus aller Welt einig.

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Darum gehts

  • Die Covid-19-Pandemie zeigt, was von Tieren auf den Menschen übertragene Krankheiten anrichten können.

  • Dafür tragen die Menschen eine Mitschuld, wie eine neue Studie zeigt.

  • Laut dieser fördert Entwaldung diese Entwicklung.

Auch wenn sie weit entfernt sind: Die Abholzung von Regenwäldern geht uns alle etwas an. Zu diesem Schluss kommen Serge Morand von der Université de Montpellier und Claire Lajaunie von der Université Aix-Marseille im Fachjournal «Frontiers in Veterinary Science».

Der Evolutionsbiologe und die Wissenschaftlerin vom Population Environment Development Lab hatten sich für die Studie über 3880 von Tieren auf Menschen übergesprungene Krankheiten (Zoonosen) aus den Jahren 1990 bis 2016 sowie rund 2000 Ausbrüche von sogenannt vektorbasierten Krankheiten angeschaut. Dabei handelt es sich unter anderem um durch Zecken oder Mücken übertragene Seuchen.

Abholzung, Monokultur, Palmöl

Die Auswertung der beiden Forschenden ergab ein klares Bild: Der Mensch trägt einiges zur Entstehung solcher Krankheiten bei. So kam es in jenen tropischen Gebieten, in denen die Abholzung stark voranschritt und Wälder durch Minen oder Plantagen ersetzt wurden. Ausserhalb der Tropen stieg dagegen die Zahl der Zoonosen, wenn artenarm aufgeforstet wurde – wenn also Holzplantagen entstanden. Zudem zeigte sich, dass Ausbrüche von vektorübertragenen Krankheiten mit der Zunahme der Flächen von Palmölplantagen zusammenhängen.

Der Grund: Während in artenreichen Wäldern Fressfeinde andere Arten in Schach halten, fehlen diese in Monokulturen. Dadurch können sich einige Arten ungehindert ausbreiten, etwa Ratten, die als Reservoire für zum Beispiel Hantaviren gelten. Befinden sich in solchen Gegenden Wasserstellen, vermehren sich dort auch Mücken, ebenfalls Überträger verschiedener den Menschen krankmachender Viren (siehe Bildstrecke).

Besorgter Blick nach Brasilien

«Unsere Studie liefert neue Belege für einen Zusammenhang zwischen globaler Entwaldung und Ausbrüchen von zoonotischen und vektorübertragenen Krankheiten sowie Belege dafür, dass Aufforstung und Plantagen auch zu Epidemien von Infektionskrankheiten beitragen können», schreiben Morand und Lajaunie. Ob es sich bei dem beobachteten Zusammenhang tatsächlich um eine Kausalität und nicht nur eine Korrelation handelt, wollen Lajaunie und Morand nun mit Hilfe von Satellitenbildern prüfen.

Ihre Untersuchung zeige aber sicher einmal mehr, welch grosse Bedeutung die Wälder für die biologische Vielfalt, den Lebensunterhalt und die menschliche Gesundheit haben. Entsprechend sorgenvoll blickt das Forscher-Duo auf Brasilien, wo der Regenwald selbst während der Covid-19-Pandemie weiter gerodet wurde – und das in grösserem Ausmass als zuvor. Auch aus diesem Grund stellt das Land – allen voran sein rechter Führer Jair Bolsanaro – eine Gefahr für die Weltgesundheit dar.

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