Wer gesund lebt, soll weniger zahlen

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CSSWer gesund lebt, soll weniger zahlen

CSS-Chefin Philomena Colatrella will Kunden, die sich gesund ernähren, mit Rabatten belohnen. Sie fordert zudem ein Vetorecht bei Medikamentenpreisen.

von
kwo
Wer viel Sport treibt und sich gesund ernährt, ist aus Sicht der Krankenkassen ein Traumkunde. «Wir können uns auch vorstellen, ein Rabattangebot für Kunden einzuführen, die sich nachweislich gesund ernähren», erklärt Philomena Colatrella von der CSS.
Wie genau eine Überprüfung der Ernährung der Kunden stattfinden würde, sagte Colatrella im Interview nicht. Foto: eine Händlerin verkauft Salat auf dem Helvetiaplatz in Zürich.
Doch möglich wäre, dass die Leute mit dem Health Score der Firma Dacadoo zum Kauf von Salat motiviert werden.
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Wer viel Sport treibt und sich gesund ernährt, ist aus Sicht der Krankenkassen ein Traumkunde. «Wir können uns auch vorstellen, ein Rabattangebot für Kunden einzuführen, die sich nachweislich gesund ernähren», erklärt Philomena Colatrella von der CSS.

AP/Matthias Rietschel

Wer viel Sport treibt und sich gesund ernährt, ist aus Sicht der Krankenkassen ein Traumkunde. Der Krankenversicherer CSS hat deshalb letztes Jahr ein Produkt getestet, das Kunden einer Zusatzversicherung mit einem Rabatt von 12 Franken belohnt, wenn sie täglich 10'000 Schritte gehen. Längerfristiges Ziel: die Kosten bei den Prämien senken. Das Rabattmodell werde im Sommer nun definitiv eingeführt, so die neue CSS-Chefin Philomena Colatrella im Interview mit der «SonntagsZeitung».

Die studierte Juristin erklärt: «Wir wollen das Angebot auf weitere Bewegungsarten wie Velofahren und Schwimmen ausweiten. Wir können uns auch vorstellen, ein Rabattangebot für Kunden einzuführen, die sich nachweislich gesund ernähren.» Wie genau eine Überprüfung der Ernährung der Kunden stattfinden würde, sagte Colatrella im Interview nicht. Da das Experiment mit dem Schrittezählen ein grosser Erfolg gewesen sei, gehe sie aber davon aus, dass dies auch beim Essen gut klappen würde.

Studie mit Universitäten

Für ihr Rabattexperiment beim Schrittezählen arbeitete die CSS mit der Universität St. Gallen und der ETH Zürich zusammen. Das Pilotprojekt wurde von der CSS selbst technisch implementiert. Dazu mussten die Kunden gegenüber den verschiedenen Herstellern der Fitnessarmbänder einwilligen, dass ihre Daten an die CSS übermittelt werden. Die Versicherung wertete die Daten schliesslich aus und erstellte in Kooperation mit den beteiligten Universitäten einen Bericht. Der Datenschutz sei dabei immer eingehalten worden, so eine Sprecherin.

Nicht nur zu Prämienrabatten, auch zu Medikamentenpreisen äusserte sich die neue CSS-Chefin. Die Krankenkassen müssen ihrer Ansicht nach für Medikamente bezahlen, die nicht mehr wirtschaftlich sind. Sie fordert den Bund daher auf, den Leistungskatalog mit neuen Tests und häufiger zu überprüfen. Heute schreibe das Gesetz zwar vor, dass Leistungen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein müssten, um vergütet zu werden. «Aber eine wirkliche Überprüfung der Leistungen und der Preise findet heute nicht statt», sagte sie.

Wissenschaftliche Tests

Deshalb fordert Colatrella: «Wir wollen, dass in der Schweiz für alle Leistungen, die von der Grundversicherung bezahlt werden, wissenschaftliche Wirksamkeitstests durchgeführt werden.» Erste Schritte des Bundesrats begrüsse sie sehr. «Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr Kosten werden uns belastet.» Zudem kritisiert sie, dass Pharma und Krankenversicherer heute bei den Medikamentenpreisen mit «ungleichen Spiessen» kämpften. «Pharmahersteller können Beschwerde einreichen, wenn sie mit der Preisgestaltung nicht einverstanden sind.» Die Versicherer hätten dagegen kein Vetorecht, wenn ein aus ihrer Sicht unwirtschaftliches Medikament in die Grundversicherung kommt.

Mit Material der Agentur SDA.

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