Glas-Kunst«Wer hat hier die Scheibe eingeschlagen?»
Ein Fenster der Galerie Artstübli in Basel zieht zurzeit staunende Blicke von Passanten auf sich. Was zunächst wie Vandalismus aussieht, ist Teil einer spektakulären Ausstellung.
«Es kommen immer wieder Leute und fragen, ob jemand die Scheibe eingeschlagen hat», sagt Philipp Brogli vom Artstübli in Basel amüsiert. Doch wer Vandalen am Werk vermutet, irrt sich. Denn die zersplitterte Scheibe, die die Blicke von Passanten auf sich zieht, ist ein Kunstwerk von Simon Berger. Der gelernte Schreiner hat sich darauf spezialisiert, Motive in Glas zu meisseln. Wer sich das Fenster des Artstübli genau ansieht, erkennt darin ein detailliertes Portrait.
«Die Bilder sind nur aus einem bestimmten Winkel als solche erkennbar. Darum wirkt das Gesicht im Vorbeilaufen oft nur wie eine kaputte Scheibe», erklärt Brogli. Doch genau das sei gewollt, weil es die Menschen neugierig mache.
Ein falscher Schlag und das ganze Kunstwerk ist dahin
Berger arbeitet die Bilder mit Hammer und Meissel in das Glas ein. Das klingt erst mal nach vielen Scherben. Tatsächlich ist es ein heikler Prozess, wie Brogli erklärt. «Er muss genau wissen, wo er wie viel Druck ausübt. Ein falscher Schlag und das ganze Kunstwerk ist dahin», sagt er.
Simon Berger rückt Glas mit Hammer und Meissel zu Leibe. Dabei entstehen eindrucksvolle Werke.
So entstehen die Kunstwerke von Simon Berger. (Video: las/Material: Artstübli)
Mit der kuriosen Scheibe will Brogli die Passanten ins Artstübli locken. Dort sind ab Freitag, 5. April, noch weitere Glasarbeiten von Berger sowie Crash- und Deformationskunst von Pierre-Alain Münger ausgestellt.
Moment mal, Crash-Kunst?
Während Berger meist Gesichter in Glas einarbeitet, kreiert Münger eine ganz andere Art von «Faces». So heissen nämlich die Abdrücke von Autos, die er gegen die Wand krachen lässt.
Pierre-Alain Münger schafft mit Crashs einzigartige Abdrücke von Autos. Hier sehen Sie die Entstehung in Zeitlupe.
So entstehen die «Faces». (Video: las/Material: Pierre-Alain Münger)
«Zwischen der Wand und dem Auto ist eine Metallplatte. Jedes Auto, das dagegenprallt, hinterlässt ein einzigartiges Bild», sagt Brogli. Das liege nicht nur an den unterschiedlichen Formen der Fahrzeuge, sondern auch daran, dass sie sich beim Crash unterschiedlich deformieren würden. Dennoch: «Autokenner erkennen die Wagen am Abdruck sofort», sagt er.
Die Ausstellung «Defekt» beginnt am Freitag, 5. April, um 17 Uhr in Anwesenheit der Künstler.