B.S. starb bei missglückter VerhaftungWer war die Freundin des mutmasslichen Impfchef-Entführers?
Bei der missglückten Verhaftung in Wallisellen starb auch die Freundin des mutmasslichen Impfchef-Entführers. Welche Rolle die 28-Jährige im Entführungsdrama spielte, ist unklar.
Darum gehts
Im Entführungsdrama um Impfchef Christoph Berger stehen zwei Personen im Mittelpunkt: Der bei einem Schusswechsel mit der Polizei in Wallisellen getötete B.V. (38) und ein mutmasslicher Komplize, sein Geschäftspartner T.W.* Der 34-Jährige sitzt mittlerweile in U-Haft. Der Tatvorwurf lautet unter anderem Beteiligung an der Freiheitsberaubung, Entführung sowie versuchte Erpressung.
Die Freundin von B.V. kam bei der missglückten Verhaftung am Mittwochabend ebenfalls ums Leben. Gemäss ersten Erkenntnissen verstarb die 28-Jährige durch einen von B.V. abgegebenen Schuss. Laut Tamedia-Zeitungen richtete der 38-Jährige eine Schusswaffe gegen den Kopf seiner Freundin und drückte ab. Zuvor wollte das Paar mit einem BMW in die Tiefgarage fahren. Als B.V. die Spezialeinheit erblickte, soll er noch versucht haben, rückwärts wegzufahren.
Welche Rolle die 28-jährige B.S.* bei der Entführung spielte und ob sie überhaupt davon Kenntnis hatte, ist unklar. Familienangehörige und Freunde beschreiben sie als eine sehr liebevolle und offene Person, die temperamentvoll und stolz auf ihre brasilianischen Wurzeln gewesen sei. «Für mich war sie etwas ganz Besonderes. Schon als Kind war sie sehr extrovertiert, aber ein gutes Mädchen. Sie hat mich immer mit sehr viel Respekt behandelt. Ich bin unglaublich traurig, was passiert ist», sagt eine Verwandte.
«Sie waren als Impfgegner bekannt»
«B.S. war für jeden Spass zu haben, vertrat aber immer sehr stark ihre eigene Meinung», erzählt eine gute Freundin. Dabei habe die 28-Jährige keinen einfachen Start ins Leben gehabt und sei erst mit fünf Jahren in die Schweiz gekommen. «Sie fand dennoch ihren Weg. Sie hatte einen guten Job bei einer Versicherung und nachträglich noch die Matura erfolgreich abgeschlossen.» Das Ziel der 28-Jährigen sei es gewesen, erfolgreich zu sein. «Sie und B.V. hatten da die gleichen Interessen und Ziele. Beide wollten ein Unternehmen gründen und selbstständig sein.» Die beiden seien seit rund zwei Jahren ein Paar gewesen. Laut der Freundin habe der 38-Jährige B.S. immer gut behandelt: «Wieso er ihr das angetan hat, kann ich mir nicht erklären.»
Auch auf Social Media zeigte sich das Paar glücklich. Die 28-Jährige postete regelmässig Bilder der gemeinsamen Wohnung in Wallisellen sowie der beiden Hunde. Auch Videos von gemeinsamen Aktivitäten teilte B.S. auf Instagram mit ihren Followern und Followerinnen, dazu gehörten Reisen oder der Besuch eines Schiessstandes. Dass das Paar mehrere Waffen besass, zeigt auch eine Hausdurchsuchung in der Wohnung des Paares. Die Polizei fand in der Wohnung in Wallisellen diverse Waffen inklusive Munition, wie es in einer Mitteilung heisst.
Während sich der mutmassliche Komplize von B.V., der 34-jährige T.W.*, auf Social Media als Anhänger der Flat-Earth-Verschwörungstheorie zeigte und auf Facebook Corona-skeptische Thesen verbreitete, ist bisher unklar, ob das Paar ebenfalls Kontakte zu verschwörungstheoretischen Kreisen pflegte. Laut einer Freundin äusserte sich das Paar mehrfach gegen die Corona-Impfung. «Sie galten im Bekanntenkreis als Impfgegner und rieten in Gesprächen ihren Freunden und Bekannten mehrfach davon ab, sich impfen zu lassen», so die Freundin. Ein Blick auf den Insta-Account der 28-Jährigen zeigt: in ihrer Followerliste befindet sich unter anderem der Corona-massnahmenkritische Verein «Mass-voll!».
«Der Täter hatte mich eine Stunde in seiner Gewalt»
Gemeinsam gründeten T.W. und B.V. im März 2020 ein Start-up. Laut Tamedia-Zeitungen hatte die Firma finanzielle Schwierigkeiten. Berger äusserte sich am Sonntag in einem Schreiben zum Tatablauf. «Der mir bis dahin unbekannte Täter hatte mich eine gute Stunde in seiner Gewalt. Er hat mich in dieser Zeit mit der Forderung eines substanziellen Geldbetrags konfrontiert. Es standen einzig wirtschaftliche Interessen des Täters im Vordergrund. Bezüge zu meiner Rolle als Präsident der Impfkommission machte der Täter dabei nicht», so Berger. Laut CH Media ging es um einen sechsstelligen Betrag. Das sollen mehrere Quellen bestätigen.
Zum Tathergang der Einführung Ende März sind weiterhin nur wenige Details bekannt. Berger wurde gemäss eigenen Aussagen nur über einen kurzen Zeitraum festgehalten. Wie die NZZ am Montag schreibt, habe der Entführer anschliessend noch einmal Kontakt mit dem Impfchef aufgenommen. Daraufhin habe man den Mann ausfindig machen können.
*Name der Redaktion bekannt
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