Miese GetreideernteWerden Brot und Bier jetzt teurer?
Die Schweizer Weizen- und Gerstenernte bricht dieses Jahr ein. Für Bauern bedeutet das Einkommensverluste von im Schnitt mehr als 20 Prozent.
Noch steht der Weizen in den Lagen von über 700 Metern auf den Feldern. Weil es während der Blüte im Frühling jedoch zu nass war, bricht der Ertrag ein: Je nach Region verlieren einzelne Bauern bis zu 40 Prozent ihrer Ernte, insgesamt fällt die Schweizer Weizenernte dieses Jahr zwischen 15 und 20 Prozent tiefer aus, so Fritz Glauser zu 20 Minuten. Glauser ist Präsident der Schweizerischen Getreideproduzenten. Bei Gerste verzeichnen die Landwirte zudem die dürftigste Ernte seit langem, sagt er.
Wird die Menge knapp, steigt im Markt normalerweise auch der Preis – jedoch nicht für Getreide. Der Weizen- und Gerstenpreis ist erstaunlich stabil, in der Schweiz wie auch auf dem Weltmarkt. Das Grundnahrungsmittel Brot wird aus diesem Grund also nicht teurer, und Bier auch nicht. Denn die Braugerste kommt ohnehin aus dem Ausland, wie Glaser betont.
Grosser Ertragsausfall
Die Schweizer Bauern allerdings müssen eine Einbusse von rund 50 Millionen Franken allein beim Weizen hinnehmen. Weil ihre Kosten für Saatgut, Dünger, Spritzmittel und Diesel gleich bleiben, fällt bei ihnen der durchschnittliche Einkommensverlust höher aus als der Ertragsausfall von 15 bis 20 Prozent, betont Glauser. «Das ersetzt den Bauern niemand», sagt David Brugger vom Schweizer Bauernverband.
Für die stabilen Getreidepreise in der Schweiz trotz miserabler Ernte in diesem Jahr gibt es mehrere Gründe:
• Vergangenes Jahr fiel die Schweizer Weizenernte zu hoch aus. Zieht man die Überproduktion 2015 in Betracht, stimmt damit die Menge für dieses Jahr fast. Die 20'000 bis 30'000 Tonnen Weizen vom letzten Jahr am Lager schliessen die verbleibende Lücke.
• Generell werden jedes Jahr 70'000 Tonnen Weizen aus dem Ausland importiert. Dafür gibt es ein Zollkontingent, das die Einfuhr zu einem bevorzugten Zolltarif garantiert. Es wird aber nicht nur Getreide selbst eingeführt, sondern auch fertige oder halbfertige Backwaren wie Doughnuts oder Teiglinge zum Aufbacken.
• Der Anteil von Schweizer Getreide sinkt ohnehin. Mehr und mehr Weizen kommt in Form von Backwaren aus dem Ausland. Der Grund: Es ist billiger.
Bei Brot macht Getreide nur ein Bruchteil der Kosten aus. Laut dem Bauernverband sind dies sieben Prozent. Für das zu Mehl weiterverarbeitete Getreide sind es dann schon mehr als doppelt so viel, nämlich 15 Prozent. Den Löwenanteil der Brotkosten machen mit 24 Prozent die Produktionslöhne der Bäcker aus, so der Verband Swissbaker.