Köpfungs-Tweet der Reitschule geliktWerden Jolanda Spiess-Hegglins Netzcourage die Bundesgelder gestrichen?
Als Reaktion auf eine Aussage postete die Reitschule ein Meme mit dem abgetrennten Kopf von Journalistin Michèle Binswanger, den auch die Zuger Ex-Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin likte. Für sie könnte das ein Nachspiel haben.
Jolanda Spiess-Hegglin, die sich als Gründerin von Netzcourage eigentlich gegen Gewalt im Netz engagiert, likte kürzlich einen Tweet der Berner Reitschule, der zu reden gab. Zu sehen war eine Hinrichtungsszene zu Zeiten der Französischen Revolution.
Ein Revolutionär präsentiert der Meute, hineinfotomontiert, den von der Guillotine abgetrennten Kopf von Journalistin Michèle Binswanger. Dazu schrieb die Reitschule: «Journalist*innen bemühen seit Jahr und Tag wirre Hinrichtungsmetaphern. Aber wehe, wenn das mal jemand in ein Bild packt – das ist doch menschenverachtend!» Der Tweet entstand als Reaktion auf ein Interview von Binswanger mit dem ehemaligen «Spiegel»-Chefredaktor Stefan Aust in der «Sonntagszeitung». An einer Stelle behauptet Binswanger: «Der Vorwurf, rechts zu sein, kann ein gesellschaftliches Todesurteil sein.»
«Gespräch mit Verantwortlichen geführt»
Der Like von Spiess-Hengglin für dieses Bild sorgt nun seinerseits für Diskussionen. Denn Netzcourage, wo die frühere Zuger Grünen-Politikerin Geschäftsführerin ist und gegen «Hass und Hetze im Netz» kämpft, wird mit Subventionen vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) unterstützt. Das EBG seinerseits gehört zum Innendepartement von Alain Berset. Wie das EBG auf Anfrage der «Weltwoche» sagt, habe man «eine Stellungnahme des Vereins eingefordert».
Eine mögliche Konsequenz des Nicht-Einhaltens von Auflagen und Anforderungen könnte die Streichung oder Kürzung von Finanzhilfen sein, wie die «Weltwoche» weiter schreibt. Das EBG habe mit den «Verantwortlichen des Vereins ein Gespräch geführt und professionelle Kommunikation eingefordert».
Das Bild hat die Reitschule nach Kritik, auch von linker Seite, inzwischen gelöscht und sich öffentlich entschuldigt. Zwar stehe man nach wie vor zu der, dem Meme zugrundeliegenden Kritik – jedoch habe das Bild «Assoziationen zu Angriffen auf Journalist*innen» geweckt und «eine Frau zur Zielscheibe» gemacht, räumen die Reitschüler ein: «Das kann und darf kein Nebeneffekt satirischer Arbeit sein.»
Für den «Tages-Anzeiger», wo Michéle Binswanger arbeitet, ist die Sache damit aber nicht gegessen. Die Zeitung reichte Strafanzeige gegen die Reitschul-Zeitung «Megafon» ein. Die Karikatur sei unverantwortlich in einer Zeit, in der Journalistinnen und Journalisten für ihre Arbeit weltweit an Leib und Leben bedroht würden, schrieb Arthur Rutishauser, Chefredaktor des «Tages-Anzeigers», der wie 20 Minuten zur TX Group gehört: Wer sich als Newsplattform verstünde, müsse sich vorher übelegen, welche Folgen sein Tun habe, so Rutishauser.
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