Umstrittene Salzbohrungen gestoppt«Wir können es immer noch fast nicht glauben»
Die Schweizer Salinen wollten im beliebten Naherholungsgebiet Rütihard bei Basel nach Salz bohren. Dagegen ging die Bevölkerung auf die Barrikaden. Mit Erfolg: Die Pläne wurden jetzt für mindestens 20 Jahre auf Eis gelegt.
Die Interessengemeinschaft «Rettet die Rütihard» wehrte sich lange und vehement gegen die Salzbohrungen im beliebten Naherholungsgebiet.
Video: IG Rettet die Rütihard«Wir können es immer noch fast nicht glauben», schreibt Vroni del Zenero-Brunner von der Interessengemeinschaft «Rettet die Rütihard» auf Facebook. Der Verein wehrt sich seit Jahren gegen den geplanten Salzabbau im Naherholungsgebiet in Muttenz BL. Am Dienstag wurde nun bekannt, dass die Schweizer Salinen das Projekt auf Eis gelegt haben. «Für mindestens 20 Jahre ist die Rütihard gerettet!», frohlockt sie.
Mit del Zenero-Brunner freuen sich zahlreiche User: «Toller Erfolg, Danke für Euren Einsatz und Gratulation zu dieser Nachricht», heisst es etwa. Oder: «Eine erste Etappe gewonnen!». Einige User mahnen jedoch, dass die Rütihard zur Schutzzone erkärt werden muss, damit die Pläne in 20 Jahren nicht wieder auf dem Tisch liegen.
«Unsicherheiten und Verzögerungen»
Die Schweizer Salinen gehören den Schweizer Kantonen und Liechtenstein. Als Grund für den Entscheid geben sie regionalpolitische Unsicherheiten und Verzögerungen bei der Planung für das neue Fördergebiet an. Für dieses waren 2019 erste Sondierbohrungen durchgeführt worden.
Die IG «Rettet die Rütihard» wird von der Fondation Franz Weber unterstützt. Die Gegner befürchten, dass ein Salzabbau von bis zu 50 Jahren in diesem Landschaftsschutzgebiet irreparable Schäden anrichtet und ein einzigartiges stadtnahes Erholungsgebiet verschandelt. Zudem verweisen die Gegner auf geologische Risiken.
Aufgrund der intensiven öffentlichen Diskussionen über den Salzabbau unter der Rütihard hatten der Bürgerrat und der Gemeinderat von Muttenz zudem ein Dialogverfahren lanciert. Ihrer Ansicht nach lagen über das Vorhaben nicht genügend Informationen vor für eine sorgfältige Meinungsbildung.
Auch Importe eine Option
Inzwischen ist den Schweizer Salinen das unternehmerische Risiko für das Rütihard-Projekt zu gross geworden. Der Verwaltungsrat beauftragte daher die Geschäftsleitung aufzuzeigen, wie die Versorgungssicherheit der Schweiz ohne das bisher eingeplante Rütihard-Salz sichergestellt werden kann.
Geprüft werden in den nächsten Monaten verschiedene Szenarien innerhalb und ausserhalb der bestehenden Konzessionsgebiete, wie aus der Mitteilung hervorgeht. In Erwägung gezogen wird auch der Import von Salz. Allerdings sei die Versorgung der Schweiz mit Salz aus heimischer Produktion ökologisch und ökonomisch nachweislich besser, halten die Schweizer Salinen fest.
Nach 20 Jahren allenfalls wieder ein Thema
Deshalb strebt das Unternehmen auch eine Verlängerung der auslaufenden Konzessionsverträge mit den Kantonen Baselland und Aargau an. Die bisherigen Vereinbarungen laufen 2025 aus.
Nach Ansicht des Baselbieter Finanzdirektors Anton Lauber soll die Rütihard im Konzessionsgebiet verbleiben. Frühestens in 20 Jahren solle die kommende Generation die Möglichkeit haben, Vorzüge und Nachteile einer regionalen Salzgewinnung und -produktion unter neuen Vorzeichen zu beurteilen, hält Lauber im Communiqué fest.
Die Schweizer Salinen produzieren jährlich bis zu 600'000 Tonnen Salz. An seinen Standorten Riburg AG, der Schweizerhalle im Baselbiet und Bex VD beschäftigt das Unternehmen 200 Mitarbeitende.