
Mit Diagnosegeräten lässt sich der Tacho relativ leicht manipulieren.
PexelsBetrugWie erkenne ich, ob der Tacho manipuliert wurde?
Roli hat eine Occasion mit wenig Kilometern gekauft. Nun ist er skeptisch, ob der Tachostand stimmt.
Frage von Roli ans AGVS-Expertenteam:
Ich habe einer Privatperson ein Auto abgekauft. Zehnjährig, anscheinend wenig genutzt und daher mit nur 45'000 Kilometern auf dem Tacho. Wie kann ich erkennen, dass am Kilometerstand nichts manipuliert wurde?
Antwort:
Lieber Roli
Im Durchschnitt legt ein Auto in der Schweiz pro Jahr rund 12'000 Kilometer zurück. Daher verstehe ich deine Skepsis, zumal die Manipulation des Kilometerstands mit dem richtigen Werkzeug weder schwierig noch teuer ist. In modernen Autos ist der Kilometerstand meistens in mehreren Steuergeräten hinterlegt und kann bei entsprechendem Zugriff relativ einfach überschrieben werden. Das geschieht oft durch eigens dafür entwickelte Diagnosegeräte, die über die OBD-Buchse angeschlossen werden. Da der Besitz der Geräte an sich legal ist und nur deren unzulässige Nutzung, also die Manipulation des Tachostandes, eine kriminelle Handlung darstellt, sind solche Geräte einfach und günstig zu beschaffen.
Der Kilometerstand kann relativ einfach mit Diagnosegeräten überschrieben werden.
Wichtig für Autokäufer ist, dass man sich absichert und darauf beharrt, dass der Kilometerstand im Kaufvertrag steht und der Verkäufer schriftlich bestätigt, dass der Tachostand auch der tatsächlichen Fahrleistung entspricht. Damit ist man im Falle von späteren Rechtsstreitigkeiten besser gerüstet. Nicht jeder Tachobetrug lässt sich als solcher erkennen – insbesondere, wenn er moderat ausgefallen ist. Ob ein Auto 105'000 km oder 95'000 km gefahren ist, sieht man ihm in aller Regel nicht an, kann aber gerade rund um die Marke von 100'000 km beim Preis einen deutlichen Unterschied machen.
Aber es gibt einige Tipps, wie du mögliche Manipulationen am Tacho erkennen kannst. Erstens die eingangs erwähnte Laufleistung. Statistisch müsste ein zehnjähriges Auto rund 120'000 Kilometer gefahren sein. Sind es deutlich weniger, würde ich den Verkäufer um eine Begründung bitten. Gibt es einen plausiblen Grund? Falls nicht, rate ich zur Vorsicht.
Im Serviceheft oder auch in Reparaturrechnungen wird der Kilometerstand festgehalten. Liegt der Kilometerstand plötzlich tiefer, wurde geschummelt. Fehlende oder auffallend einheitliche Eintragungen sollten zum Nachdenken oder Nachfragen animieren. Immer mehr Fahrzeuge besitzen inzwischen elektronische Servicehefte, was die Manipulationsgefahr zwar nicht ganz verhindert, zumindest aber eine deutlich höhere Hürde darstellt als ein Serviceheft in Papierform zu fälschen.
Liegt der Kilometerstand tiefer als im Serviceheft, wurde geschummelt.
Auch der Fahrzeugzustand gibt Aufschlüsse: Ein abgegriffenes Lenkrad und abgenutzte Schalthebel und Pedalgummis, durchgesessene Sitze, – alles Hinweise, dass ein Fahrzeug eine gewisse Anzahl Kilometer auf dem Buckel hat.
Ich rate dir in einem solchen Fall, den Wagen vor dem Kauf von einem Profi checken zu lassen. Manchmal ist übrigens bereits die Reaktion des Verkäufers auf die Mitteilung dieses Vorhabens genügend aussagekräftig…
Gute Fahrt!
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