Klimaschule: Wie erklärt man Kindern und Jugendlichen den Klimawandel?

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KlimaschuleWie erklärt man Kindern und Jugendlichen den Klimawandel?

Das Bildungsprogramm Klimaschule bringt Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Schweizer Schulen und motiviert junge Menschen, sich aktiv für die Umwelt einzusetzen.

von
Gabriella Alvarez-Hummel
Baustellentag in Gossau

Baustellentag in Gossau

Darum gehts:

  • Der Klimawandel ist eine komplexe Angelegenheit. Aber nicht zu kompliziert, um Kinder und Jugendliche nicht einzubinden.

  • Die Klimaschule der Schweizer Organisation MyBluePlanet ist ein Bildungsprogramm für Schweizer Schulen, das die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Schulalltag, in der Infrastruktur und Institution verankert.

  • Ronja Karpf von MyBluePlanet erklärt, wie man Kinder und Jugendliche über den Klimawandel aufklärt und sie motiviert, zum Klimaschutz beizutragen.

Die Klimakrise wird jüngere und kommende Generationen zwangsläufig extrem beschäftigen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist bereits Teil des Lehrplans 21, was bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler früher oder später mit diesen Themen in Berührung kommen werden. Doch reicht das? Schulen, die in dieser Hinsicht mehr machen wollen, wenden sich an MyBluePlanet: eine Winterthurer Klimaschutzbewegung, die das Bildungs- und Klimaschutzprogramm «Klimaschule» in vielen Schweizer Schulen umsetzt.

Die Klimaschule von MyBluePlanet hat seit 2013 über 10'000 Schüler und Schülerinnen motiviert und inspiriert, am Klimaschutz mitzuarbeiten. In diesem Zug wurden 25 Solaranlagen an den Schulen gebaut und 12'000 Quadratmeter Flächen zur Förderung der Biodiversität geschaffen.

Ronja Karpf, Kommunikationsverantwortliche bei MyBluePlanet, erklärt, mit welchen Grundsätzen die Klimaschule arbeitet und was Kopf, Hand und Herz damit zu tun haben.

Ronja Karpf, MyBluePlanet begleitet Schulen ganze vier Jahre lang, bis diese das Label «Klimaschule» erhalten. Was macht eine Klimaschule aus?

Während dieser Zeit verstehen wir uns als Projektpartner für die Schulen mit dem Ziel, dass sie Klimaschutz und Nachhaltigkeit langfristig und systematisch im Schulalltag verankern. Dabei schauen wir uns drei Bereiche genauer an:
1. Die Infrastruktur: Schulen sind meist grosse Gebäude mit Schulhöfen und Flachdach. Diese bieten oft viel Potenzial für eine nachhaltigere Gestaltung wie etwa das Anlegen eines Gartens oder der Bau einer Solaranlage.
2. Die Bildung: Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist Teil des Lehrplans 21 und darin steht, dass die Vermittlung fächerübergreifend und möglichst praxisnah umgesetzt werden soll. Dort sehen wir unseren Auftrag darin, die Lehrpersonen mit Ideen zu entlasten und sie in der Umsetzung zu unterstützen.
3. Die Institution: Jede Schule hat Reglemente und Leitbilder. Hier könnte man beispielsweise festlegen, dass Maturareisen nicht mehr mit dem Flugzeug, sondern nur noch mit dem Zug gemacht werden. Dies könnte man reglementarisch festhalten, damit auch spätere Jahrgänge sich daran halten.

Sie arbeiten mehrheitlich mit Jugendlichen. Wie vermitteln Sie die Inhalte, um sie für den Klimaschutz zu motivieren?

Unser Bildungsansatz ist angelehnt an den Pestalozzi-Ansatz: Kopf, Herz, Hand. Das heisst: Um etwas wirklich zu verstehen, müssen wir es mit dem Verstand, mit unseren Emotionen und mit unserem Tun begreifen. Ohne Wissen gibt es keine Handlung. Aber gleichzeitig müssen die Schülerinnen sich auch zugehörig und verantwortlich fühlen. Und drittens schaffen wir auch eine Spielwiese, auf der sie handeln können. Wir glauben, das ist der effektivste Ansatz, um auch nachhaltig eine Veränderung bei den jungen Generationen zu erzielen.

Können Sie mir ein Beispiel für die Spielwiese nennen?

Wir veranstalten verschiedene gesamtschulische Aktionstage. Zum Beispiel bauen die Schülerinnen und Schüler eine eigene Solaranlage für die Schule oder legen einen Garten an. Dabei lernen sie, dass es für grosse Veränderungen die Gemeinschaft braucht, sie können die Thematik der erneuerbaren Energien oder der Ökologie mit eigenen Händen anfassen und dabei noch Berufsfelder im Bereich Nachhaltigkeit kennenlernen. Das sind prägende Momente, die in Erinnerung bleiben. Schulen sind neben dem Elternhaus ein Vorbild und geben entscheidende Werte mit. Vieles, was wir vermitteln, wird aber nicht allen zu Hause mitgegeben.

Was wird den Schülerinnen und Schülern zu Hause weniger mitgegeben?

Viele berichten, dass sie zu Hause recyceln und die Lichter löschen. Kleine Dinge, die wichtig sind. Aber viele wissen nicht, welch grossen Einfluss auf das Klima beispielsweise Ernährung und Mobilität haben.

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen der Vermittlung der Klimakrise und dem Versuch, den Schülern und Schülerinnen nicht alle Hoffnung auf eine schöne Zukunft zu nehmen?

Sie sollen sich als Teil der Lösung verstehen. Damit wir das erreichen, schaffen wir neue Gremien. Zum Beispiel den Klimarat. Das ist ein Gremium von Schülern und Schülerinnen, das sich regelmässig trifft und Ideen umsetzt. Sie werden ermächtigt zu wählen, wie ihre Schule aussehen soll und was man im Bereich Nachhaltigkeit machen kann. Die Fakten sind wichtig, aber es ist auch wichtig, positiv und motivierend zu bleiben und Lösungen aufzuzeigen. Wichtig ist aber auch, den Schülerinnen und Schülern nicht das Gefühl zu geben, die Klimakrise jetzt alleine ausbaden zu müssen.

Wie gelingt das?

In dem sie sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen. Als Individuum ist es wichtig zu wissen, was man machen kann. Aber damit wir etwas erreichen können in diesem globalen Problem, braucht es eine Gemeinschaft. Und diese bilden wir in unserem Programm auch. Die Schule ist der soziale Knotenpunkt, aber auch die Eltern, die Gemeinde, Lehrpersonen und Schulkontakte, Gewerbe, Unternehmen spielen eine Rolle.

Sprichst du mit deinen Kindern über den Klimawandel? 

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