FoodwasteWie es Luzerner Spitäler schaffen, weniger Essen zu verschwenden
Das Luzerner Kantonsspital hat der Lebensmittelverschwendung den Kampf angesagt. Dank genauem Hinschauen wirft es heute nur noch halb so viel Essen weg wie früher. Das Beispiel soll Schule machen.
Darum gehts:
2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel werden laut dem Bundesamt für Umwelt in der Schweiz jedes Jahr weggeworfen. Foodwaste geschieht in der Landwirtschaft, in privaten Haushalten, aber auch in anderen Bereichen. Bis zu 322 Tonnen Esswaren musste allein das Kantonsspital Luzern (LUKS) jährlich entsorgen. Eine Fallstudie von «United Against Waste» zeigt nun, wie der Spitalbetrieb diese Zahl innerhalb von drei Jahren fast halbieren konnte.
«Es war schnell allen klar, dass man bei der Verschwendung von Lebensmitteln etwas tun muss», stellt Fabian Gut fest. Der Qualitätsmanager im Bereich Gastronomie und Hotellerie beim LUKS bezeichnet das Projekt als grossen Erfolg. Im Abfall der LUKS-Standorte Luzern, Wolhusen Sursee sowie der Höhenklinik Montana landen nun jährlich rund 155 Tonnen weniger Lebensmittel. «Unsere Mitarbeitenden haben mit ihrem Engagement grossen Anteil an diesem Erfolg.»
«Foodwaste komplett zu vermeiden, ist eine Illusion»
Das LUKS leitete in einem Pilotprojekt über 30 Massnahmen ein, die dazu führen sollen, dass weniger Esswaren im Müll landen. «Die Abfälle wurden gemessen und analysiert, Prozesse in der Küche angepasst, die Menüportionen verkleinert und die Menüplanung für die Patienten überarbeitet», erklärt Gut. In einem Spital, in dem sich Patientenbedürfnisse gesundheitsbedingt kurzfristig ändern, sei das eine Herausforderung gewesen. «Beispielsweise wurde die Milchportionengrösse reduziert, womit rund 40 Prozent der bisherigen Milchmenge eingespart werden konnten.» Trotz der grossen Reduktion sei das Thema aber noch nicht abgeschlossen. «Wir sind laufend daran, unsere Mitarbeitenden immer wieder für dieses Thema zu sensibilisieren», sagt Gut. Aber es gebe eben auch Grenzen.
«Foodwaste komplett zu vermeiden, ist eine Illusion», weiss Alexander Pabst. Als Leiter des Projekts «Food Save Luzern» hat er das LUKS betreut. Er sieht dennoch grosses Potenzial in der Gastronomie. Laut Pabst sei in Gastrobetrieben durchschnittlich eine Foodwaste-Reduktion von 35 Prozent innert zwei Jahren möglich. «Je nach Ausgangslage und Motivation der Betriebe kann aber auch bis zu 70 Prozent eingespart werden.»
Wer weniger Lebensmittel verschwendet, ist nicht nur ökologischer, er spart dazu auch. «Auch bei Warenkosten können so rund 35 Prozent gespart werden. Gerade bei Fisch und Fleisch ist das Einsparungspotenzial sogar noch grösser.» Damit das klappt, müssen die Betriebe laut Pabst jedoch motiviert sein und dann auch langfristig dranbleiben. Pabst: «So können mit relativ simplen Massnahmen viele Lebensmittel eingespart werden.»
Halbierung bis 2030 möglich
«Unsere Modelle zeigen, dass bis 2030 die Hälfte der weggeschmissenen Lebensmittel in der Schweizer Gastronomie gerettet werden könnten», sagt Pabst. Dazu müsse in den Betrieben und der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette jedoch noch viel passieren. «Das LUKS hat hier klar eine Vorreiterrolle eingenommen und zeigt, was möglich ist», sagt Pabst.
Das Projekt «Food Save Luzern» geht nach dem Erfolg am LUKS nun in die nächste Runde. Dazu sucht der Kanton Luzern laut einer Medienmitteilung 30 interessierte Catering- und Gastro-Betriebe aus allen Bereichen, die mit praxisnahen Massnahmen dabei unterstützt werden sollen, weniger Essen zu verschwenden. Start der nächsten Projektphase ist der 11. April 2022.