Gulich, Brunner, BerbigWie GC zum Provinz-Klub wurde
Nach dem letzten Meistertitel im Jahr 2003 schlittern die Grasshoppers in die Krise. Wirren in der Vereinsführung, sportlicher Niedergang – eine Bilanz des Grauens.
In den 1980er und 1990er Jahren verband man GC mit Erfolg, Glanz und Meistertiteln. Zum letzten Mal konnten die Grasshoppers 2003 einen Pokal in den Händen halten. Seit damals sinkt der Rekordmeister immer tiefer in die Krise – sportlich, führungstechnisch und finanziell.
Als Meister wollten die Grasshoppers unter Trainer Marcel Koller im August 2003 die Champions League erobern – geschafft haben sie es nicht. Damals begann der sportliche Niedergang in der heimischen Liga, der bis heute andauert. Rang 7 belegt der Zürcher Traditionsverein – wäre Xamax nicht Konkurs gegangen und Sion nicht mit einem riesigen Punkteabzug bestraft worden, würde sich GC auf Rang 9 wiederfinden.
Man setzte auf den Nachwuchs
An die Königsklasse ist nicht mehr zu denken – dabei haben die Klubs der Super League im harten internationalen Fussball-Geschäft nur eine Überlebenschance, wenn sie aus dem Honigtopf der Champions League schöpfen können. Geht das nicht mehr, heisst es auf Sparkurs zu gehen – auch bei den Spielern. Grosse Namen fand man in den letzten Jahren nicht mehr im Kader. Man setzte auf den Nachwuchs. Identifikationsfiguren wie Ricardo Cabanas und Boris Smiljanic bilden die Ausnahme.
Die einzige Alternative wäre ein reicher Investor, wie es einst Werner Spross, Fritz Gerber, Rainer E. Gut und Uli Albers waren. Bis 2010 war Heinz Spross, Neffe des langjährigen Mäzens, Garant für die Deckung des Fünf-Millionen-Defizits. Zuviel wie sich herausstellte. Spross zog sich zurück – und seither fehlt ein starker Mann mit grossem Portemonnaie im Hintergrund.
Der GC vor dem Ruin
Seit 2003 mangelte es zudem an einer stabilen Klubführung. André Dosé ist der sechste GC-Präsident in neun Jahren. Im Juni 2003 trat Thomas Gulich an die Spitze des Klubs. Unter ihm begann der andauernde Sinkflug – in sportlicher und finanzieller Hinsicht. Eineinhalb Jahre später trat er zurück und GC stand vor dem Ruin.
Seinem Nachfolger Walter Brunner gelang es nicht, das Budget des Vereins zu reduzieren und Stabilität zu bringen – er wurde nach zweieinhalb Jahren von einer Gruppe um Intimfeind Erich Vogel aus dem Amt gehoben. Es folgte der ehemalige GC- und Nati-Goalie Roger Berbig. Auch der konnte das Steuer nicht herum reissen. Unter ihm kam es zur traurigen Episode mit Volker Eckel: Der Hochstapler machte den Grasshoppers Hoffnung auf Millionen - gesehen hat der Klub davon nie etwas.
Das Stadion-Debakel
Ein weiterer Lichtblick sollte Denner-Chef Philippe Gaydoul sein. Doch auch diese Zusammenarbeit kam nicht zu Stande - Kommunikationsprobleme. Berbig liess es in seiner Amtszeit an Präsenz mangeln und das Defizit des Vereins wuchs wieder an. Es folgten die kurzen Intermezzi von Urs Linsi und Roland Leutwiler, wesentliche Erfolge konnten auch sie nicht verbuchen. Nun soll es André Dosé richten.
Ein weiteres leides Thema für das einstige Spitzenteam: Seit im September 2007 der Hardturm abgerissen wurde, fehlt dem einstigen Nobelklub ein richtiges Zuhause. Die Zwischenlösung mit dem Letzigrund widerstrebt nicht nur den Fans. Das Vorhaben von Ex-Ex-Präsident Urs Linsi, die Grasshoppers nicht mehr im Letzigrund spielen zu lassen, scheiterte. Aarau, Winterthur und Emmenbrücke kamen als Ersatz schliesslich nicht in Frage.
Schon mit dem Bau des GC-Campus 2005 in Niederhasli verschwanden die Grasshoppers in der ländlichen Anonymität. Der traditionelle Stadtklub setzte auf die Provinz - für viele Anhänger unverständlich und ein weiterer Schritt weg vom Glanz der alten Tage.