Corona-Schnelltest von Roche enthält giftige Chemikalie

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Medien melden GiftalarmWie gefährlich sind die Roche-Selbsttests?

Aufregung um Corona-Schnelltest in Hamburg: Weil die Flüssigkeit darin eine hochgiftige Substanz enthält, soll sie in den Schulen dort nicht mehr zum Einsatz kommen. Es handelt sich um die selben Tests, die in der Schweiz kostenlos an die Bevölkerung abgegeben werden.

Darum gehts

  • Die Corona-Schnelltests von Roche sind in Verruf geraten.

  • Schuld ist ein in der Testflüssigkeit enthaltener Giftstoff.

  • Laut dem Pharmariesen besteht allerdings keinerlei Gesundheitsgefahr.

  • Auch eine Gift-Fachfrau nimmt Stellung.

Erst vor Kurzem machten Behauptungen die Runde, die Tupfer von Corona-Schnelltests seien mit einer krebserregenden Substanz beschichtet und könnten Benutzerinnen und Benutzer darum krank machen. Diese Meldungen entpuppten sich als falsch. Doch nun sorgen Berichte über eine andere und tatsächlich hochgiftige Chemikalie für Aufsehen.

Wie der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf deutsche Medien schreibt, beinhalten die Antigen-Schnelltests von Roche, die derzeit kostenlos an die Schweizer Bevölkerung abgegeben werden, die Substanz Octylphenol. Diese befindet sich als sogenannte Pufferlösung in dem mitgelieferten Röhrchen, in das das Teststäbchen nach dem Nasenabstrich gesteckt werden muss. Der Stoff ist in der Europäischen Union als besonders besorgniserregender Stoff eingestuft und gilt als hochgradig giftig (siehe Box).

Darum wird Octylphenol mit Argwohn betrachtet

Grund ist die endokrine Wirkung der Chemikalie auf die Umwelt. So haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass bereits mehrere Millionstel Gramm Octylphenol ausreichen, um das Hormonsystem von Fischen zu beeinträchtigen und so deren Entwicklung und Fortpflanzung zu schädigen. Die Substanz kommt unter anderem bei der Herstellung von Farben, Klebstoffen und Reifen in Verwendung.

Alles halb so wild?

Entsprechend gross war die Aufregung in Hamburg, wo die Tests vor allem in Schulen eingesetzt werden. Zwar habe es keine Zwischenfälle mit Octylphenol gegeben. Doch vor allem der Hinweis im Beipackzettel, wonach bei der Anwendung «Handschuhe/Augenschutz/Schutzbrille» getragen werden sollten, liess Eltern und auch Behörden aufhorchen – und reagieren, wie Welt.de schrieb: Die Stadt Hamburg habe bereits erklärt, die Tests künftig nicht mehr an Schulen einzusetzen.

Dem widerspricht allerdings der Sprecher der Hamburger Schulbehörde, Peter Albrecht: «Der Schnelltest der Marke Roche wird weiterhin in Hamburg verwendet.» Er sei vom Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) freigegeben und entspreche den Vorgaben des Medizinproduktegesetzes und denen des Paul-Ehrlich-Instituts. «Zudem haben die an Schulen eingesetzten Tests die zusätzlich durchgeführte Evaluierung bestanden, sie gelten damit als medizinisch unbedenklich.» Auch in anderen Bundesländern werde er in Schulen und Verwaltungen eingesetzt.

Reizend, aber nicht gefährlich

So sieht man es auch beim Hersteller der in die Kritik geratenen Tests. Der Test sei in all seinen Bestandteilen sicher, so Roche-Sprecher Patrick Barth. Die Octylphenol-Konzentration in der Pufferlösung diene der Unschädlichmachung des Virus und sei sehr gering, sodass «selbst bei unsachgemässem Gebrauch, wie beispielsweise dem versehentlichem Kontakt des Puffers mit der Haut, keine besondere Gesundheitsgefahr besteht.»

So sieht es auch Katharina Schenk-Jäger von Tox Info Suisse: «Die Pufferlösung ist als ‹reizend für die Augen› eingestuft», zitiert die Oberärztin aus dem Sicherheitsdatenblatt des Tests. «Bekommt man das ins Auge, ist das ähnlich unangenehm, als wenn man einen Spritzer von einem Händedesinfektionsmittel ins Auge bekommt.» Das sei nicht schön, aber unproblematisch. «Man kann es einfach mit Wasser aus- und abspülen.» Das gelte auch für den Kontakt der Octylphenol-haltigen Lösung mit der Nasenschleimhaut.

Sowohl bei ordnungsgemässer als auch unsachgemässer Anwendung droht laut Roche-Sprecher Patrick Barth keine Gesundheitsgefahr.

Sowohl bei ordnungsgemässer als auch unsachgemässer Anwendung droht laut Roche-Sprecher Patrick Barth keine Gesundheitsgefahr.

20min/Marco Zangger

Unter Aufsicht von Erwachsenen

Doch warum dann der Hinweis, man solle bei der Verwendung eine Schutzmontur tragen? «Die Sicherheitshinweise im Beipackzettel beziehen sich auf die in der Pufferlösung befindlichen Konservierungsstoffe und Tenside und müssen aufgrund der Vorgaben der Reach-Richtlinie, einer EU-Chemikalienverordnung, aufgeführten werden, unabhängig von deren Konzentration», teilt Barth in einem Statement mit.

«Bei Verwendung des Tests gemäss der Gebrauchsanleitung haben die Anwender zu keinem Zeitpunkt Kontakt zu der Pufferlösung», so der Roche-Sprecher. Um die ordnungsgemässe Probenentnahme und -analyse zu garantieren (siehe Video oben), empfehle man deshalb, «dass die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nur unter Aufsicht eines Erwachsenen stattfindet, beziehungsweise von einem Erwachsenen durchgeführt wird.»

Kinder ohne Schutzbrille und Handschuhe

Dass die Kinder in Hamburg die Tests eigenständig und ohne Schutzbrille und Handschuhe verwenden, kommentiert das Pharmaunternehmen nicht. Barth verweist aber darauf, dass «die Hinweise zur Verwendung von Schutzausrüstung primär die professionelle Anwendung mit den ausgewiesenen Substanzen betreffen, wenn beispielsweise Fachpersonal mehrmals täglich mit dieser Substanz in hoher Konzentration arbeitet.» Die Konzentration des Octylphenols in der Pufferlösung sei hingegen sehr gering.

So gering, dass es auch nicht gefährlich wäre, wenn ein Kind die Lösung schlucken würde: «Für das Tensid sind die gemessenen akuten oralen und dermalen Toxizitäten (LD50) 1900-5000 Milligramm pro Kilogramm. In der Pufferlösung sind 5,25 Milligramm enthalten, das entspricht 0,26 Milligramm pro Kilogramm wenn ein Kind, ausgehend von 20 Kilogramm Körpergewicht, die Pufferlösung komplett verschlucken würde», erklärt Barth. Eine Aufnahme dieser Menge entspreche einer Dosis die 7300-fach geringer als der niedrigste LD50 Wert ist.

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BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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