Wie gefährlich wird KI für uns? Drei Horrorszenarien im Faktencheck

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Künstliche IntelligenzWie gefährlich wird KI für uns? Drei Horrorszenarien im Faktencheck

Tausend Tech-Experten haben einen sofortigen Entwicklungsstopp für künstliche Intelligenzen gefordert. Wovor haben sie Angst und ist diese berechtigt? 

Im Folgenden eine Übersicht zur Geschichte und Chronologie von Künstlicher Intelligenz. 
1950: Mit dem Turing-Test kann herausgefunden werden, ob eine Maschine ein menschliches Verhalten an den Tag legt. Ausgedacht wurde er von dem Mathematiker Alan Turing.
1956: Die sogenannte Dartmouth-Konferenz gilt als Gründungsereignis der künstlichen Intelligenz (KI). (Symbolbild)
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Im Folgenden eine Übersicht zur Geschichte und Chronologie von Künstlicher Intelligenz. 

pexels

Darum gehts

  • KI-Systeme wären theoretisch in der Lage, die Kontrolle über wichtige Systeme wie die Energieversorgung, die Finanzsysteme oder das Transportwesen zu übernehmen.

  • Solche Horror-Visionen seien aber reinste Fantasie, sagt ein KI-Experte der ZHAW.

  • Spürbar ist auch die Angst vor Jobverlust – laut Goldman Sachs könnten KIs bis zu 300 Millionen Angestellte ersetzen.

  • Menschliche Faktoren würden die Berufswelt aber weiterhin dominieren, beruhigt eine Expertin.

Rund tausend Tech-Experten, darunter Tesla-CEO Elon Musk, haben in einem Schreiben vor künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt. Das sind die wichtigsten Aussagen im offenen Brief auf Futureoflife.org:

  • KI-Entwickler befinden sich in einem ausser Kontrolle geratenen Wettlauf.

  • Nicht einmal die Entwickler verstehen die KIs.

  • Auch das Verhalten der KIs können die Entwickler nicht vorhersagen.

  • KIs sind für die Menschen und die Gesellschaft damit ein sehr grosses Risiko.

Der Brief wirft Fragen auf: «Sollen wir Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda zufluten lassen? Sollen wir alle Arbeit automatisieren, auch die erfüllende? Sollten wir Intelligenzen entwickeln, die uns ersetzen können? Sollen wir wirklich den Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren?» Auch die europäische Polizeibehörde Europol hat kürzlich vor KIs gewarnt, ebenso der Deutsche Ethikrat.

Intelligenzexplosion bei den Maschinen

Der Physiker Stephen Hawking, der als einer der intelligentesten Menschen der Welt galt, warnte ebenfalls vor KIs. Er sagte, dass eine superintelligente künstliche Intelligenz extrem gut in der Erfüllung ihrer Ziele sei – «und wenn diese Ziele nicht mit unseren übereinstimmen, haben wir ein Problem». Hawking warnte zudem vor einer «Intelligenzexplosion bei den Maschinen» und sagte, dass KIs klüger als ihre Schöpfer werden können.

Immer wieder hört man, dass KIs folgende drei Szenarien auslösen könnten: Massenarbeitslosigkeit, soziale Unruhen und eine Maschine wie der Terminator, die die Menschheit knechtet und ins Chaos stürzt. Doch sind diese Szenarien realistisch? Wir klären mit Experten auf.

Szenario 1: KI stürzt Menschheit ins Chaos

Der erste Absatz im offenen Brief beschreibt: «KI-Systeme bergen schwerwiegende Risiken für die Gesellschaft und Menschheit.» Sechs Monate Pause, bis die Sicherheit gewährleistet ist. Doch wie sieht ein Worst-Case-Szenario überhaupt aus? Erwarten uns Szenen wie in Kultfilmen wie «Terminator» oder «iRobot», wo die Herrschaft der Maschinen über die Menschheit gegenwärtig ist? 

So würde die KI von ChatGPT eine potenzielle Machtübernahme angehen: Keine Kampf-Roboter, dafür soll vielmehr die wichtigste Infrastruktur lahmgelegt werden: «KI-Systeme wären in der Lage, die Kontrolle über wichtige Systeme wie Energieversorgung, Finanzsysteme, Transport und Kommunikation zu übernehmen.» Das würde zu «Chaos und Zerstörung» führen. 

«Das ist alles ein PR-Stunt»

Thilo Stadelmann, KI-Experte an der ZHAW

Trotzdem relativiert die KI schnell: Solche Szenarien seien sehr unwahrscheinlich und an Science-Fiction angelegt. Dennoch solle man die Bedenken ernst nehmen. Dieser Meinung ist auch Thilo Stadelmann, Professor am Zentrum für Künstliche Intelligenz an der ZHAW: «Gedanken zu gesellschaftlichen Folgen sind gerechtfertigt», sagt er, «trotzdem sind solche Horror-Visionen reinste Fantasie.»

Ein Terminator-Szenario werde in Zukunft unrealistisch, so KI-Experte Thilo Stadelmann.

Ein Terminator-Szenario werde in Zukunft unrealistisch, so KI-Experte Thilo Stadelmann.

Paramount Pictures

Zwar seien menschenähnliche Chatbots unglaublich präzise und imposant, aber das Horror-Szenario vom Terminator sei aktuell eine technologische Unmöglichkeit. «Es existiert noch keine autonome Intelligenz. Bis wir über so Situationen reden können, vergehen sicherlich noch 15 Jahre», meint der KI-Experte.  

Dass Future of Life mit Tech-Grössen wie Musk und Co. einen offenen Brief veröffentlichten, sei für ihn ein PR-Stunt: «Da wird nur um Aufmerksamkeit geheischt. Das macht absolut keinen Sinn», so Stadelmann. Er sehe da eher persönliche, wirtschaftliche Interessen. Ein Entwicklungs-Stopp könnte Unternehmern wie Elon Musk zugute kommen. 

Szenario 2: KI stösst eine Fake-News-Welle los

«Das Worst-Case-Szenario wäre, dass eine künstliche Intelligenz ein Eigenleben entwickelt und manipulativ wird, und sich die Gesellschaft dadurch beeinflussen lässt», erklärt Andre Wolf, Sprecher von Mimikama, einem Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch. Er stellt heute schon fest, dass KI-Tools Teil von grösseren Desinformationskampagnen sind. «Bisher haben wir deswegen aber noch keine Zunahme an Falschmeldungen festgestellt», so Wolf.

Donald Trump wird verhaftet? Nein, das ist ein KI-generiertes Bild.

Donald Trump wird verhaftet? Nein, das ist ein KI-generiertes Bild.

Eliot Higgins

Bilder vom Papst mit fluffiger Daunenjacke und Donald Trump, der verhaftet wird, sorgten jüngst für Furore. Diese wurden mit künstlicher Intelligenz generiert. Hat KI also das Potenzial, die Gesellschaft zu spalten? «Ich spreche hier eher von einem Splittern. Das geht immer – durch jegliche Form von Desinformation.» Hier komme der sogenannte Bestätigungsfehler ins Spiel: «Wenn ich sowieso schon davon ausgehe, dass Donald Trump verhaftet wurde, und dann ein Bild sehe, denke ich: ‹Ha, da hab ich recht gehabt.›»

Man müsse hier also vor allem Nutzerinnen und Nutzer entsprechend schulen. Ein KI-Moratorium hält er für unwahrscheinlich: «Der Wettkampf unter den einzelnen beteiligten Firmen ist dafür zu gross». Laut dem Experten sollen für KI dennoch klare Regeln gelten. «Wir haben Gesetze. Daran soll sich auch KI halten müssen. Wenn die Outputs justiziabel sind, muss jemand dafür belangt werden.»

Szenario 3: KI macht Menschen massenhaft arbeitslos

Die Wirtschaft sagte jahrelang, dass künstliche Intelligenz mehr Jobs schafft als vernichtet. Trotzdem sorgen sich immer mehr Leute darum, dass sie durch KIs arbeitslos werden. Das ist aber nicht die einzige Angst, die das Thema KI auslöst, wie Kommentare von Leserinnen und Lesern von 20 Minuten zeigen:

  • «Mir graut vor einem Roboter als Arzt oder einem solchen Blechding in der Pflege.» (Arhus)

  • «Kein Wort im Bericht, wie man für die Menschen, die ersetzt oder teilersetzt werden, einen finanziellen Ausgleich schafft.» (Wolferine)

  • «Damit die Welt noch unmenschlicher, gefühlskälter und die Arbeit für viele noch eintöniger wird.» (Masquerade)

  • «Die neuen Jobs sind nicht für die Menschen, die ihre alten Jobs verlieren.» (Anti1234)

  • «Das Problem wird unser Sozialstaat haben, in dem weniger Steuereinnahmen generiert werden.» (Fritzdernarr)

  • «Es kommt mir vor, als sässen wir in einem steuerlosen Schiff und lassen uns von Strömungen treiben.» (PhoLoli)

Schaffen KIs wirklich mehr Jobs, als sie vernichten?

Eine Studie von Goldman Sachs legt nahe, dass die Jobängste nicht unbegründet sind: KIs könnten weltweit 300 Millionen Angestellte ersetzen. Betroffen sind laut der US-Bank vor allem die Logistik, Fertigung sowie Büro- und Verwaltungsarbeiten. Die Automatisierung betreffe rund 16 Prozent der globalen Arbeitsplätze.

KIs seien so effizient, dass es weniger Leute für die gleiche Arbeit brauche, sagt auch Thilo Stadelmann vom Zentrum für Künstliche Intelligenz an der ZHAW. Betroffen seien vor allem Jobs in folgenden Branchen:

  • IT und Informatik

  • Montage und Fertigung

  • Gesundheitswesen

  • Bank- und Finanzwesen

  • Verkehr und Logistik

  • Kundenservice

  • Detail- und Grosshandel

  • Bildung und Pädagogik

  • Werbung und Marketing

  • Rechtswesen

Menschliche Faktoren würden die Berufswelt aber weiterhin dominieren, sagt die Unternehmensberaterin Dorothea Baur. Besonders bei hochsensiblen Entscheidungen brauche es ein menschliches Back-up. «Der Mensch soll nicht nur zum Babysitter für KI mutieren – es braucht weiterhin sinnstiftende Arbeit für alle.»

Das sagt ChatGPT-4 zum Thema

Bist du eine Gefahr für die Menschheit?
ChatGPT-4: Filme wie «Terminator» haben dazu beigetragen, Ängste vor KI zu schüren. Jedoch sind solche Szenarien weit entfernt von der Realität. Denn als KI bin ich ein Werkzeug, das von Menschen entwickelt und kontrolliert wird. Ich bin ein Computerprogramm und habe keine eigenen Absichten, Wünsche oder Emotionen.

Was denkst du dazu?
Ein Moratorium für die KI-Entwicklung kann helfen, um Sicherheitsprotokolle, ethische Richtlinien und Regulierungen zu schaffen. Ein Moratorium könnte aber auch die Fortschritte verlangsamen. Länder oder Firmen, die sich für ein Moratorium entscheiden, könnten ins Hintertreffen geraten.

Wenn die Entwicklung ungebremst weitergeht, wo ist KI in fünf Jahren?
Es ist schwierig, präzise Vorhersagen zu treffen. Mögliche Entwicklungen: menschenähnliche Konversation. KI-Systeme für Roboter. Und bei allgemeiner KI, also Systemen, die in der Lage sind, eine breite Palette von Aufgaben zu erfüllen, könnte es Fortschritte geben. 

Alle Antworten stammen von ChatGPT-4.

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