Taskforce-Chef«Es braucht grossflächige Schliessungen»
Die Experten des BAG informierten am Dienstag über die aktuelle Corona-Situation in der Schweiz. Die Covid-Taskforce fordert grossflächige Schliessungen.

Die Experten des Bundes sind besorgt. Sie rechnen damit, dass die Reproduktionszahlen wieder stark steigen. «Die Massnahmen des Bundes reichen nicht aus», so Martin Ackermann. Es bräuchte nun schweizweite Massnahmen.
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Fazit
Die Pressekonferenz ist zu Ende. Das Fazit: Die Experten fordern weitere Massnahmen der Politik. Martin Ackermann von der Covid-Taskforce spricht von weitgehenden Schliessungen und erinnert an den Lockdown im März und April.
Die Experten betonen auch, dass sich die Situation in den nächsten Tagen weiter verschlimmern wird. Patrick Mathys vom BAG spricht von einer möglichen Verdoppelung der aktuellen Corona-Zahlen innert 30 Tagen. Ackermann sagt, dass das Virus keine Kantonsgrenzen kenne. «Die kommenden Festtage, die höhere Mobilität und das kalte Wetter bergen ein hohes Risiko, dass sich die Lage weiter verschlechtert.»
Auch die umliegenden Länder wurden erwähnt. Die Schweiz sei gemäss Mathys vom BAG kein Musterbeispiel. Mathys betont, dass die umliegenden Ländern bereits starke Massnahmen getroffen haben. Sollte die Schweiz nicht reagieren, wird sich die Schweiz im negativen Sinne weiter absetzen.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft hat negative und positive Corona-Szenarien erarbeitet. Demnach könnte die Erholung ab Frühjahr 2021 einsetzen oder aber erst Ende 2022 erreicht sein.
Wie soll man Weihnachten feiern
Mathys: «Mit so wenigen Kontakten wie möglich. Verzichten Sie auf grosse Familienfeiern. Es geht darum die Kontakte sicher wie möglich zu machen.»
Lohnt es sich vor Weihnachten einen Schnelltest zu machen?
Mathys: «Schnelltests sind vorallem gut, wenn man Symptome hat, ohne Symptome muss man allerdings mit Fehlern rechnen. Ein Schnelltest kann ein zusätzliches Hilfsmittel sein. Es ist gefährlich aufgrund eines negativen Schnelltests sämtliche andere Massnahmen zu ignorieren.»
Sind die Lockerungen für Weihnachten haltbar?
Ackermann: «Aus wirtschaftlicher Situation ist der Fall klar. Schlechte Situation, Chance zur Verschlimmerung, aus epidemiologischer Sicht macht es also keinen Sinn. Ackermann erinnert allerdings auch an die menschlichen Bedürfnisse. »
Sind harte Massnahmen das richtige für die Wirtschaft?
Scheidegger vom Seco betont, dass es keinen Widerspruch zwischen der Gesundheit und Wirtschaft gibt. Es gilt die zweite Welle so früh wie möglich zu beenden.
Haben die Behörden kommunikativ ein Chaos angerichtet?
Mathys verstehe alle Personen, die Probleme mit den geltenden Regeln haben. Er gibt zu, selber Probleme mit den diversen kantonalen Lösungen zu haben. «Es ist nicht einfach, aber wenn wir möglichst wenige Kontakte haben, dann tun wir nichts falsches.»
Welche Massnahmen sollen gelten?
Martin Ackermann hat keinen endgültigen Katalog mit Massnahmen. Er betont jedoch, dass der Schutz der älteren Personen sehr wichtig ist.
Sie denken alle, dass ein Lockdown der richtige Weg wäre?
Ackermann: «Die Covid-Tasforce ist von weitgehenden Schliessungen überzeugt. »
Mathys: «Wir sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Wir begrüssen, wenn weitere Massnahmen getroffen werden. Es sei jedoch eine politische Entscheidung.»
Hauri: «Wir erwarten auch klare und schnelle Massnahmen. Ob es sich dabei um einen starken Lockdown handelt, dass können wir nicht sagen.»
Wäre es nicht sicherer die Läden am Sonntag offen zu halten?
Mathys: «Wir sind der Meinung die Schliessung am Sonntag macht durchaus Sinn. So könne man den Verkehr einschränken.» Die Situation hat sich deutlich verändert. Der Bundesrat wird am Freitag wohl weitere Enscheidungen treffen, meint Mathys.
Herr Ackermann: Was würden Sie als Politiker machen?
Ackermann: «Wenn ich für das Land eine Massnahme treffen könnte, würde ich jetzt vorschlagen, so schnell wie möglich sehr weitgehende Massnahmen zu treffen. Schliessung von Restaurants, Schliessung von nicht essenziellen Geschäften und Umsetzung von striktem Homeoffice. »

Wie sieht es mit der Zwei-Haushalte-Regelung aus?
Erneut ist Martin Ackermann an der Reihe: «Es gibt viele Übertragungen im Privatbereich. Alle Massnahmen, die das reduzieren können sind aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll.» Patrick Mathys vom BAG ergänzt: «Regeln müssen auch umsetzbar und kontrollierbar sein. Sonst machen sie keinen Sinn. Wir alle müssen unsere Kontakte reduzieren.» Der BAG-Experte ist der Meinung, dass dies eher über Empfehlungen statt Regeln passiert.
Fordern Sie eine Schliessung der Schulen?
Ackermann: «Wir stellen nie Forderungen. Wir stellen unsere Einschätzung zur Verfügung. An den Weihnachtstagen besteht die Chance auf eine erhöhte Übertragung. Wenn man das verhindern will, lohnt es sich, den Präsenzuntericht nach hinten zu verschieben. Das ist ein Vorschlag aus wissenschaftlicher Sicht.»
Möchten Sie einen sofortigen Lockdown?
Nun sind die Journalisten an der Reihe: Am Freitag hat Alain Berset uns gesagt, dass er den Lockdown verhindern will. Möchten Sie einen sofortigen Lockdown?
Ackermann: «Unserer Meinung nach braucht es grossflächige Schliessungen. Je früher diese angesetzt werden, desto besser. Wir befürchten an den Feiertagen viel Mobilität zwischen den Regionen.»
BIP
Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik, ist an der Reihe. Die Wirtschaftserholung ist geringer als erwartet. In einem Negativ-Szenario rechnet Scheidegger vor, dass das Bruttoinlandprodukt erst im Jahr 2022 wieder im Normalbereich ist. «Wenn sich im Frühling vor allem wegen einer erfolgreich verlaufender Impfung die epidemiologische Lage stabilisiert, dann wird das BIP wieder schneller wachsen als in früheren Prognosen», so Scheidegger.
Spitäler funktionieren noch
Es wird immer schwerer, Patienten mit schweren Verletzungen in Spitälern unterzubringen. Er sichert der Bevölkerung allerdings zu: «Die Spitäler funktionieren noch.» Hauri spricht auch über die Weihnachtszeit. Er appelliert, nur an kleinen Feiern teilzunehmen.
Übertragungsorte
Die Übertragungsorte des Virus bleiben die gleichen. Hauptsächlich läuft die Infizierung im Familien- und Freundeskreis, aber auch bei Essen und Pausen während der Arbeit. Hauri betont, dass Kontakte weiter vermieden werden müssten.
Impfen
Nun ist Rudolf Hauri, der Zuger Kantonsarzt, an der Reihe. Er bestätigt die Aussagen von Ackermann und Mathys. Bei den Impfungen seien die Logistik in den Kantonen sehr herausfordernd. Das Ziel: «Die Impfungen sollen ab Eintreffen des Impfstoffs begonnen werden.»
Steil nach oben
Der R-Wert zeigt nur noch oben, so Ackermann. Auch aus wirtschaftlicher Sicht seien sofortige Massnahmen sinnvoll. Ackermann sagt, dass der Unterricht vor Ort an den Schulen nach den Weihnachtsferien erst wieder aufgenommen wird, wenn man die epidemiologische Lage im Griff habe.
Keine Zeit
Ackermann: «Jeder Tag zählt. Wir haben weder Zeit noch Spielraum, um Massnahmen einzuführen, bei denen wir nicht wissen, ob sie wirken.» Ackermann betont, dass das Virus keine Kantonsgrenzen kennt. «Die kommenden Festtage, die höhere Mobilität und das kalte Wetter bergen ein hohes Risiko, dass sich die Lage weiter verschlechtert», so der Wissenschaftler.

Massnahmen reichen nicht aus
Nun ist Martin Ackermann, der Präsident der Covid-Taskforce, an der Reihe. Ackermann: «Die beschlossenen Massnahmen reichen nicht aus. Es braucht schweizweite Massnahmen.» Ackermann bezieht sich auf den Lockdown von März und April. Der Epidemologe weiter: «Wir haben den Bundesrat über unsere Schlussfolgung informiert.»
Spitäler müssen zusammenarbeiten
Um freie Stationen zu schaffen müssen Spitäler ihre Patienten verschieben. So kann die Aufnahmebereitschaft in Intensivstationen aufrecht erhalten werden. Zehn Kantone haben dem Sanitätsdienst gemeldet, dass ihre Intensivplätze ausgelastet seien, so Stettbacher.
Bettenauslastung
Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst KSD, zeigt die aktuelle Bettenauslastung in der Schweiz. Stettbacher: «Bei den Intensivbetten beträgt die Auslastung derzeit 78 Prozent. Bei den Covid-Patienten stellen wir eine Zunahme in den Akutbetten um sechs Prozent fest.» Auf den Intensivstationen machen Covid-Patienten rund 57 Prozent aus.
Appell an die Bevölkerung
Mathys wendet sich an die Bevölkerung. Er erinnert nochmals an die geltenden Hygieneregeln.
Internationaler Vergleich
Die Schweiz ist im Vergleich zum Ausland kein Musterbeispiel. Mathys betont, dass die umliegenden Ländern bereits starke Massnahmen getroffen haben. Sollte die Schweiz nicht reagieren, wird sich die Schweiz im negativen Sinne weiter absetzen. Mathys: «Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, werden wir im Januar massiv höhere Fallzahlen haben.»
