Jungs mit EiernWie schwierig ist eigentlich Football?
Sie checken, tackeln, sprinten, fangen, und das alles mit einem Ei. Wir haben getestet, wie hart man sein muss, um American Football zu spielen.
Sportredaktor Adrian Hunziker und Sportchef Sandro Compagno von 20 Minuten stürzen sich in ein sportliches Abenteuer: den Crashkurs als American Footballer. (Video: Roland Schäfli/Lorenz von Meiss)
St. Gallen, ein nasskalter Abend, es ist etwa 5 Grad, es nieselt leicht, Sportplatz Gründenmoos, gleich gegenüber der AFG Arena. «Nein, ein dickes Oberteil nützt nichts, da ihr die Ausrüstung tragt», werden wir vorgewarnt. Wir, das sind Sportchef Sandro Compagno und Sportredaktor Adrian Hunziker, die regelmässig über American Football aus der nordamerikanischen NFL berichten. Nun probieren wir diese Sportart selber aus, im Training mit den St. Gallen Bears.
Zahnschutz haben wir uns gekauft, zur Sicherheit. Dass ich einen benötige, beruhigt mich keineswegs. Bevor ich gegen die harten Männer auf dem Platz stehe, werde ich eingekleidet. Über-Hose und -Shirt, die gegen Checks schützen sollen, habe ich schnell angezogen. Dann folgen der Brustpanzer und der Helm. Nur schon das ungewohnte Ankleiden dauert 15 Minuten. Doch jetzt ist mir warm – ab aufs Feld.
Kunstrasen gegen Ellbogen
Hmm, es nieselt immer noch. Da fällt mir auf, ich bin beinahe der Einzige, der ärmellos unterwegs ist ... Egal, das klappt schon. Sandro übernimmt die Position des Line-Backers und ich die des Running-Backs – wir sind also Gegenspieler. Das Einlaufen geht gut, die Sprintübungen auch. Dann heisst es: Liegestütze machen. Von Natur aus ist das nicht meine Stärke, aber mit dem gesamten Material am Körper ist es noch schwieriger. Nun heisst es: Bälle fangen. «Das kann ich», sag ich mir, hab ja mal Handball gespielt. Da fliegt das Ei, aber wo ist es denn genau? Der Helm nimmt mir einen Teil der Sicht – da kommt es, Hände hoch. Ei nicht gefangen, sch...ade.
Das geht besser. Jetzt aber! Jawohl, dieses Ei fange ich im Springen, rolle mich ab und schürfe mir den Ellbogen auf dem Kunstrasen auf. Macht nichts, ich bin voller Adrenalin. Kälte? Spüre ich nicht. Schmerzen? Kenne ich nicht. Das macht richtig Spass. Trinkpause. Hmm, wie bringe ich die Pet-Flasche durch den Helm an den Mund? Irgendwie gehts.
1 gegen 1 gegen den Chef
Es kommt zum Duell mit Sandro, meinem Chef. Endlich geht es zur Sache. Ich habe mit meinem Gewicht klare Vorteile und darf für einmal meinen Vorgesetzten über den Haufen rennen. Das macht immer mehr Spass. Nun wird es seriöser. Spielsituationen werden mit kleinerer Gruppe eingeübt, mir wird mein Teil erklärt. Ich bekomme den Ball vom Quarterback und renne damit durch die Abwehr. Dort soll mich Sandro stoppen. Meine Vorderleute blocken hervorragend, ich kann durchlaufen. Da ich viel mehr Tempo habe als Sandro, komme ich locker an ihm vorbei.
Zum Schluss wird es ernst. Alle 22 Spieler sind auf dem Platz, ein kleines Trainingsspiel wird vorbereitet. «Du darfst beim Durchrennen nicht zögern. Wer zögert, verliert die Spannung im Körper und kann sich verletzen. Wenn du zögerst, verlierst du Tempo und wirst getacklet», wird mir von Sportchef Martin Osterwalder geraten. Erster Spielzug: Ich soll neben dem Quarterback rechts durchbrechen, wo meine Vorderleute für mich blocken. Das Ei ist da, «wo muss ich durch?», ich zögere, da werde ich zu Boden gerissen.
Ein Run von rund fünf Metern
Ich merke, ich muss meinen inneren Schweinehund überwinden. Ich darf keine Angst vor einem Tackle, einem Check oder einer Verletzung haben. Beim nächsten Versuch denke ich mir: Augen zu und durch. Okay, ich lasse die Augen geöffnet, aber sonst einfach drauflos. Ich komme etwa fünf Meter weit, weiche einem oder zwei Spielern aus – das sehe ich nicht genau, da werde ich getackelt, umgerissen und bekomme ein Knie in den Oberschenkel. Das sass. Die Bears-Spieler applaudieren, sie helfen mir auf, ich werde abgeklatscht. Was für ein geiler Sport, was für ein Teamgeist bei den St. Gallen Bears. Ich bin voller Adrenalin – und Stolz. Schmerzen? Spüre ich nicht.
Doch, als ich an die Seitenlinie laufe, macht sich das Tomätli bemerkbar. Ein Zeichen, nun aufzuhören und nichts zu forcieren. Sandro und ich sind beide fertig, haben alles gegeben. Es hat uns wahnsinnig Spass gemacht, der Respekt vor den Footballern ist noch mehr gewachsen. Unser Dank gebührt den harten Kerlen der St. Gallen Bears. Go, Bears, go!
St. Gallen Bears auf der Crowdfunding Plattform «I believe in you»
Die St. Gallen Bears kann man auf der Crowdfunding Plattform «I believe in you» unterstützen. Dort erfahren Sie mehr über die Bears, können sie mit einem Beitrag unterstützen und sich eine Teilnahme an einem American-Football-Training sichern.