Wil: 21-Jähriger attackiert Zug-Personal und wird verurteilt

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Wil SG21-Jähriger griff Zug-Personal an – jetzt wirds teuer

Ein 21-Jähriger floh vor der Billettkontrolle. Er schubste eine Sicherheitsmitarbeiterin und trat einen Kundenbegleiter. Jetzt wurde er per Strafbefehl verurteilt.

Mehrfach war ein 21-Jähriger ohne Billett im Zug unterwegs. (Symbolbild)
Einmal benützte er das GA einer Drittperson – allerdings wurde er erwischt.
Im Juli 2023 versuchte er vor einer Billettkontrolle zu flüchten und griff einen Kontrolleur an.
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Mehrfach war ein 21-Jähriger ohne Billett im Zug unterwegs. (Symbolbild)

20min/Celia Nogler

Darum gehts

  • Ein 21-Jähriger fuhr mehrfach ohne gültiges Billett Zug.

  • An einem Bahnhof schubste der Mann eine Sicherheitsmitarbeiterin und trat nach einem Kontrolleur.

  • 2023 gab es 696 Angriffe auf ÖV-Personal, viele davon an Bahnhöfen und Haltestellen.

  • Der 21-Jährige wurde per Strafbefehl zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt.

Ein 21-Jähriger aus dem Kanton St. Gallen fuhr 2023 mehrmals ohne gültiges Billett Zug. An einem Sonntag zeigte der Mann der Kontrolleurin ein GA einer anderen Person.

Als der Versuch aufflog, füllte er das Personalienblatt der SBB mit den Daten des Besitzers des GAs aus, um der Überprüfung seiner Identität und der Ausstellung einer Busse zu entgehen.

Von Billettkontrolle davongerannt

An einem Freitag Anfang Juli 2023 dann fuhr der 21-Jährige mit einer unbekannten Person frühmorgens mit der Frauenfeld-Wil Bahn. Beide wurden vom Kontrolleur auf ihre Billetts kontrolliert; der Unbekannte hatte keines.

Die zweite Person verweigerte die Angabe der Personalien. Bei der Ankunft des Zuges in Wil SG flüchteten sowohl der Beschuldigte, als auch die unbekannte Person in Richtung Ilgen-Kreisel.

Bei der Ankunft des Zugs rannten die beiden Personen davon. (Symbolbild)

Bei der Ankunft des Zugs rannten die beiden Personen davon. (Symbolbild)

20min/Celia Nogler

Kontrolleur geschubst

Dabei schubste der 21-Jährige eine Sicherheitsmitarbeiterin, sodass sie auf die Strasse stürzte. «Im Rahmen der Verfolgung trat der Beschuldigte den Kundenbegleiter in sein rechtes Bein, sodass dieser ebenfalls stürzte», schreibt die St. Galler Staatsanwaltschaft im Strafbefehl.

Der Beschuldigte habe laut der Staatsanwaltschaft so gehandelt, um zu verhindern, dass der Unbekannte eine Busse erhält. Die ganze Sache wird nun teuer für den jungen Mann.

696 Fälle

Auf Anfrage von 20 Minuten teilt der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, mit, dass 2023 insgesamt 696 Fälle von Gewalt und Bedrohung gegen Behörden oder Beamte verzeichnet wurden. 490 davon betrafen wie beim Fall des 21-Jährigen den Bahnhof, das Bahnareal oder Haltestellen.

Noch immer kommen laut dem SEV verbale und körperliche Übergriffe auf das Personal des öffentlichen Verkehrs viel zu oft vor. So wurde beispielsweise im April 2024 eine Zugbegleiterin von Dutzenden Jugendlichen, die auf dem Heimweg vom Ausgang waren, angepöbelt. Die Szene sei im Zug von Sitten nach Genf-Flughafen passiert.

2023 kam es zu 490 Fällen, bei denen Personal des öffentlichen Verkehrs an Bahnhöfen oder Haltestellen angegriffen wurden. (Symbolbild)

2023 kam es zu 490 Fällen, bei denen Personal des öffentlichen Verkehrs an Bahnhöfen oder Haltestellen angegriffen wurden. (Symbolbild)

20min/Taddeo Cerletti

Eine Kontrolleurin gegen Dutzende Jugendliche

«Das war schon immer ein Problemzug, aber so schlimm war es noch nie. Auf diesem Zug befinden sich oft Betrunkene, auf dem Heimweg von Partys, und gleichzeitig Reisende, oft Familien, die einen frühen Flug von Genf erwischen müssen», sagte die Lokführerin, die damals den Zug fuhr, in der «SEV-Zeitung».

Die Kantonspolizei habe die Jugendlichen in Martigny auf den Zug begleitet, wo sie zu randalieren begannen. «Anwesend neben mir war eine einzige Kundenbegleiterin, nicht wie eigentlich vorgesehen zwei», so die Frau. Es sei zu Messerstechereien unter den Jugendlichen gekommen.

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«Eine schreckliche Erfahrung»

«Wir waren völlig machtlos und riefen die Transportpolizei. Meine Kollegin konnte die anderen Reisenden in die 1. Klasse in Schutz bringen», sagte die Lokführerin.

In Lausanne sei die Transportpolizei gekommen und die Jugendlichen hätten sich aus dem Staub gemacht. «Die Wagen sahen aus, als wäre ein Wirbelsturm durch sie gefegt. Eine schreckliche Erfahrung.»

21-Jähriger muss 1550 Franken bezahlen

Die St. Galler Staatsanwaltschaft verurteilte den Serben Mitte März wegen

  • mehrfacher unbefugten Benützung eines Fahrzeugs in Sachen des Personenbeförderungsgesetzes,

  • geringfügiges Erschleichens einer Leistung

  • Urkundenfälschung

  • Fälschung von Ausweisen

  • Gewalt oder Drohung gegen Behörden oder Beamte

  • Begünstigung

Der Mann wurde zu einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen à je 30 Franken verurteilt. Diese muss er nur bezahlen, falls er innert zwei Jahren erneut straffällig würde. Fix bezahlen hingegen muss der Serbe eine Busse von 600 Franken. Ebenso muss er für die Verfahrenskosten in der Höhe von weiteren 950 Franken aufkommen.

Der Strafbefehl ist noch nicht rechtskräftig.

Staatsanwaltschaft in St. Gallen.

Staatsanwaltschaft in St. Gallen.

20min/Shannon Zangger

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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