Winzige Riesen im Zoo Zürich
Bei den Galapagos-Schildkröten im Zoo Zürich ist Nachwuchs geschlüpft. Und weitere Miniatur-Ausgaben künftiger Riesen werden erwartet.
Der Zoo engagiert sich seit Jahren auch für die Erhaltung der arg bedrohten Tiere in freier Natur.
Eifrig beineln zwei handteller-grosse Schildkrötlein durch die Galapagos-Anlage. Das dritte Geschwisterchen hat sich irgendwo versteckt. Im Inkubator liegen zurzeit noch ein Dutzend weitere Eier, wie Kurator Samuel Furrer am Mittwoch vor den Medien sagte.
Die Kleinen bewohnen ein eigenes Abteil, das mit grossen Steinbrocken von der übrigen Anlage abgetrennt ist. Hier bleiben sie die ersten vier Lebensjahre - zur Sicherheit, könnten sie doch von ihren grossen Verwandten aus Versehen platt gewalzt werden.
Zusammen mit anderen Grossen leben hier die Eltern der Kleinen: Der riesenhafte, rund 50-jährige Jumbo bringt stolze 210 Kilogramm auf die Waage. Deutlich kleiner, aber immer noch eindrücklich ist Mutter Nigrita. Mit ihren gut 70 Jahren ist sie im besten Schildkrötenalter.
Videoüberwachung
Die Schildkröten-Mütter legen ihre Eier jeweils nachts ab, wie Furrer erzählt. Sie buddeln in den weichen Sandboden ein recht tiefes Loch, legen sorgfältig Ei um Ei hinein und schaufeln dann das Gelege stundenlang wieder zu. Am Morgen ist nichts mehr davon zu sehen.
Die Tierpfleger aber sind aufgrund von Ultraschall-Kontrollen vorgewarnt, dass eine Eiablage in den kommenden Nächten bevorsteht. Auch sei Nigrita am Tag vor der Ablage jeweils unruhiger als sonst, sagte Furrer. Eine Videokamera überwacht deshalb die Anlage. Die Aufnahmen verraten, wo das Gelege ist.
Die Eier werden dann ausgegraben und in den Brutkasten gelegt. Das lasse die Mutter völlig kalt, versichert Furrer: Ist das Gelege erst einmal zugedeckt, ist für sie die Sache erledigt.
Schutz vor Schweinen
Auch auf den Galapagos-Inseln bedient man sich inzwischen des Ultraschalls, wie Zoodirektor Alex Rübel erklärte. Man beobachte die werdenden Mütter, grabe das Gelege aus und bringe es in Brutkästen in Sicherheit. Wenn die Jungtiere mit etwa vier Jahren eine «sichere» Grösse haben, werden sie ausgewildert.
Wilde Schweine riechen nämlich die versteckten Gelege und tun sich daran ebenso gern gütlich wie an den frisch geschlüpften Jungtieren. Weitere Feinde sind etwa Ratten, streunende Hunde oder Katzen. Dazu kommen verwilderte Esel und Ziegen, welche den Schildkröten die Nahrung wegfressen.
Drei Unterarten der Galapagos-Schildkröten sind denn auch bereits ausgerottet. Die elf verbleibenden sind stark bedroht. Von der Pinta-Riesenschildkröte lebt gar nur noch ein einziges Tier: Der legendäre «Lonesome George».
Im Hinblick auf einen besseren Schutz gibt es auf den Galapagos- Inseln auch Projekte für eine gezielte Umwelterziehung. Vom Kleinkindalter an lernen die Kinder die Bedeutung der Natur kennen. Über die Kinder hofft man, eine Verhaltensänderung bei den Eltern bewirken zu können.
(sda)