100-mal Knaben geschändet«Wir glaubten, er helfe den Jungen einfach»
20 Jahre lang gingen bei Roland W. (51) ständig Jungen ein und aus. Jetzt kommt er wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht.
Roland W. (51) soll zwischen 1994 und 2014 mindestens acht Buben zwischen 8 und 15 Jahren missbraucht haben. Dabei ging der gelernte Typograf offenbar immer wieder nach dem gleichen Muster vor. Laut Nachbarn suchte er sich Jungs aus, die sich in einer schwierigen familiären Situationen befanden. Diese lud er zu sich nach Hause ein, gab ihnen Halt, lernte mit ihnen für die Schule und kümmerte sich um sie.
Gleichzeitig bot seine Wohnung alles, was Jungen in diesem Alter faszinierte. «Er hatte einen Riesenfernseher, Spielkonsolen und auch sonst viel Zeug für Jungs», erzählt eine Nachbarin. Zudem seien immer viele Kinder in seiner Wohnung gewesen.
Er missbrauchte seine betäubten Opfer
So gewann der alleinstehende Mann das Vertrauen eines Knaben und lud ihn darauf ein, bei ihm zu übernachten. Von diesem Zeitpunkt an begann er offenbar, sein Opfer zu missbrauchen. Laut Anklageschrift betäubte er dieses jeweils, indem er eine unbekannte Substanz in dessen Süssgetränk mischte. Darauf nahm er sexuelle Handlungen am betäubten Opfer vor und machte Foto- und Filmaufnahmen.
Bei anderen Gelegenheiten schaute er laut Anklage mit ihnen Pornofilme und griff den Jungen dabei in die Hose. Immer wieder zwang er auch seine Opfer, ihn mit der Hand zu befriedigen. Dabei nötigte er manche Opfer mindestens hundertmal, wie es in der Anklageschrift heisst.
Ein Missbrauch fand im Pfadilager statt
Von 1994 bis 2004, während W. im Limmattal wohnte, soll er vier Buben missbraucht haben. Sein erstes Opfer lernte er dabei möglicherweise über die Pfadi kennen, in der er Leiter war, denn ein Missbrauch fand laut Anklageschrift während eines Cevilagers in einem Einzelzimmer eines Pfadihauses statt.
Vom Limmattal zog W. 2004 ins Knonauer Amt. In der Gemeinde war er bei vielen Bewohnern beliebt. «Er war ausgesprochen kommunikativ, freundlich und immer hilfsbereit», beschreibt ihn ein Nachbar. Habe man jemanden gebraucht, habe man auf W. zählen können. «Ging es darum, etwas zu transportieren, zu flicken oder einzurichten, Roland half immer», so der Nachbar.
W. flog mit seinen Opfern in die Ferien
Die Nachbarn schöpften keinen Verdacht bei seinem Umgang mit den Kindern. Schliesslich sei alles immer im Wissen und mit der Einwilligung der Eltern geschehen. «Er hatte zwar immer einen Buben, um den er sich ganz besonders kümmerte, aber wir glaubten, er helfe ihm einfach», sagt die Nachbarin.
Die Buben hätten viele Wochenenden und oft sogar ganze Ferien bei W. verbracht. Mit mehreren flog er sogar fort und zahlte ihnen teure Hotelaufenthalte.
Harter Alkohol und Marihuana
Laut mehreren Nachbarn hat ein Bub sogar mit dem Segen der Gemeinde bei W. ein Jahre lang gewohnt. «Ich glaube, das war ein offizielles Pflegeverhältnis», sagt ein Nachbar. Der Junge sei beim Einzug etwa 14 Jahre alt gewesen. «Wir sahen, dass er dafür sorgte, dass der Junge gute Noten hatte und eine Lehrstelle fand.»
Dass er den Knaben gleichzeitig missbraucht habe und ihm harten Alkohol und Marihuana gegeben habe, sei ihnen verborgen geblieben. «Heute wird mir schlecht, wenn ich daran denke, dass wir ihn für seinen Einsatz bewundert haben», so eine Nachbarin.
Ein erwachsenes Opfer liess W. auffliegen
Seltsam fand es eine andere Nachbarin erst, als W. nach diesem Jungen wieder einen Neunjährigen unter seine Fittiche nahm. «Als ich die zwei einmal zusammen sah, hatte ich das Gefühl, er sehe verliebt aus, und das machte mir Angst.»
Doch nicht die Nachbarin, sondern ein mittlerweile erwachsenes Opfer von W. sorgte offenbar dafür, dass W. nun aufflog. «Er sah ihn im Auto mit seinem neusten Opfer und erstattete daraufhin Anzeige», erzählt ein Nachbar.
Keiner will, dass er wieder zurückkommt
Die Polizei habe W. noch mehrere Monate überwacht. «Ende Januar 2015 schlugen sie zu und verhafteten ihn», erzählt die Nachbarin. Sie habe W. darauf Briefe ins Gefängnis geschrieben. In den Antworten habe W. so getan, als wäre er unschuldig. «Er hat sogar geschrieben, dass er bald wieder draussen ist.»
Die Vorstellung jagt den Nachbarn Schauer über den Rücken. Denn die Eltern von W. würden immer noch dessen Wohnungsmiete zahlen. «Doch keiner hier will, dass er je wieder zurückkommt.» Der Prozess gegen Roland W. findet am 25. April am Bezirksgericht Dietikon statt.