Gemeinderating«Wir haben keinen Stau, das ist doch auch was»
Die Ostschweiz ist im Gemeinderating abgesackt. In den Top 100 kommt sie gar nicht mehr vor – am besten schneidet Teufen auf Rang 180 ab. Weshalb?
Teufen ist die bestplatzierte Gemeinde in der Ostschweiz. (Video: fej)
Der Platz 180 von 919 Ortschaften mit über 2000 Einwohnern für die Gemeinde Teufen AR ist noch das höchste der Gefühle für die Ostschweizer Gemeinden im Gemeinde-Ranking der «Weltwoche». Im Kanton St. Gallen wird Rapperswil-Jona (204) am besten bewertet, im Thurgau Horn (221) und in Innerrhoden die Gemeinde Appenzell (305). Angeführt wird das Ranking von den Zürcher Gemeinden Rüschlikon, Zumikon und Zollikon.
Für Roland Scherer, Regionalforscher und Direktor des Instituts für Systemisches Management und Public Governance an der HSG ist klar, weshalb die Ostschweiz so schlecht abschneidet. «Dieses Ranking gewichtet die Bevölkerungs- und vor allem Immobilienentwicklung im Vergleich zu anderen Bereichen sehr hoch. Deshalb stehen Gemeinden mit hoher Bautätigkeit und steigenden Immobilienpreisen oben im Ranking.»
Ostschweiz bei Immobilienentwicklung unbedeutend
In dieser Studie werde die Attraktivität mit Schwerpunkt auf Immobilienentwicklung gemessen. Bei solchen Rankings würden Ostschweizer Gemeinden keine bedeutende Rolle spielen, weil sich der Immobilienboom auf die Regionen Zürich, Genf und Zug konzentriere.
Für die Ostschweiz wird diese Studie kein Nachteil sein, da sich laut Scherer kaum jemand aufgrund des «Weltwoche»-Rankings dafür entscheide, nach Rüschlikon umzuziehen. «Man darf solche Rankings nicht überbewerten.» In der Regionalwissenschaft seien sie grundsätzlich umstritten.
Klares Profil fehlt
Dennoch: Die Ostschweiz sollte sich grundsätzlich einmal Gedanken machen, wofür sie steht und sich ein Profil geben. «Es fehlt eine klare Vision», so Scherer. «Sieht man sich als Bestandteil der Metropolregion Zürich, ist man eine eigene Grossregion oder ist man gar beides?»
Das sieht Beat Ulrich, Leiter Standortförderung im Kanton St. Gallen, bereits klarer: «Wir sehen uns als Bodenseeregion, eingebettet in die schöne Landschaft mit dem Alpstein, Säntis und dem Bodensee, die zwischen den grossen Polen Zürich, München und Mailand liegt.» Zudem sei die Region wirtschaftlich führend in der Präzisionsindustrie und Informatik.
Teufen freut sich
Man habe aber auch noch Luft nach oben: «Als Region müssen wir noch am gemeinsamen Auftritt feilen und diesen intensivieren», sagt Ulrich. Das Ranking werde sich aber wohl nicht negativ auf die Region auswirken: «Für Attraktivität zählen nicht nur Immobilienpreise und tiefe Steuern. Wir haben eine wunderschöne Landschaft in der Vierländerregion, ausgezeichnete Bildungstätten, eine gute Verkehrsinfrastruktur – und das alles ohne Stau.»
In Teufen, der laut «Weltwoche»-Studie attraktivsten Gemeinde der Ostschweiz, freut man sich über den Status als Nummer eins der Region, wie das Video oben zeigt.
Die 10 attraktivsten Gemeinden laut Weltwoche:
1. Rüschlikon ZH
2. Zumikon ZH
3. Zollikon ZH
4. Kilchberg ZH
5. Corsier GE
6. Comano TI
7. Vandoeuvres GE
8. Zug ZG
9. Chêne-Bougeries GE
10.Meilen ZH