«Wir überziehen die Stadt mit Polizisten»
Nach den schweren Ausschreitungen wegen der Räumung eines besetzten Hauses in Kopenhagen hat sich die dänische Polizei auf weitere Proteste eingestellt. Die bisherige Bilanz: 25 Verletzte, 200 Verhaftete und Solidaritätskundgebungen in Deutschland.
Die Sicherheitskräfte in Kopenhagen forderten Verstärkung aus anderen Landesteilen an. «Wir überziehen die ganze Stadt mit Polizisten», sagte Polizeichef Per Larsen. Unter den Verletzten vom Donnerstag war auch ein Deutscher. Einem dänischen Demonstranten riss ein Knallkörper, den er auf Polizisten schleudern wollte, mehrere Finger ab. Am Freitagmorgen wurden ausgebrannte Autos und Barrikaden weggeräumt.
Die Tumulte begannen am Donnerstagmorgen, als eine Anti-Terror-Einheit der Polizei das Gebäude in der Innenstadt räumte. Ein Hubschrauber setzte die Spezialkräfte auf dem Dach des früheren Theaters ab, während ihre Kollegen die umliegenden Strassen abriegelten. Wütende Demonstranten griffen daraufhin die Sicherheitskräfte mit Pflastersteinen, Flaschen und Farbe an und errichteten Strassenblockaden.
In Norddeutschland gingen hunderte Demonstranten auf die Strassen. Bei einem Protestzug autonomer Gruppen in Hamburg verhinderte die Polizei am Donnerstag nach eigenen Angaben weitgehend Ausschreitungen. Aus der Versammlung von 700 bis 800 Personen seien Flaschen und Signalkörper geworfen worden, sagte ein Polizeisprecher. Ein Beamter sei verletzt worden.
Demonstrationen gab es der Polizei zufolge auch in Hannover, Braunschweig, Göttingen und Flensburg. Die Grenzübergange nach Dänemark wurden am Donnerstag verstärkt überwacht, um eine Ausreise von deutschen Sympathisanten zu verhindern.
Die Veranstalter hätten die Demonstration im Hamburger Schanzenviertel vorzeitig beendet, teilte die Polizei mit. Beim Abzug der Teilnehmer seien Müllcontainer in Brand gesteckt und Gegenstände auf die Strasse gestellt worden. Eine Gruppe von etwa 100 Personen habe am späteren Abend versucht, zum dänischen Generalkonsulat zu kommen. Das habe das Polizei-Aufgebot von mehreren Hundertschaften verhindert. Dabei seien 10 bis 20 Demonstranten in Gewahrsam genommen worden.
Auch in der Innenstadt von Hannover fanden sich am Donnerstagabend 120 junge Menschen zu einer Solidaritätskundgebung ein, bei der es keine Zwischenfälle gab. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben aus einer Gruppe von 20 schwarz gekleideten Personen heraus mit Steinen beworfen. Es gab keine Verletzten.
(dapd)