Hausräumung in Bern«Wir wurden massiv angegriffen»
In Bern räumten Polizisten ein besetztes Haus. Die Besetzer setzten sich mit Feuerwerk und Wurfgegenständen zu Wehr. Fünf Beamte mussten sich ärztlich untersuchen lassen.
Am Mittwoch fand in Bern eine Hausräumung statt. Die Besetzer setzten sich heftig zu Wehr.
Es flogen Flaschen und Farbbeutel aber auch Feuerwerkskörper und Petarden: An der Effingerstrasse 29 wurde am Mittwochvormittag ein besetztes Haus geräumt. Die Bewohner setzten sich dabei heftig zur Wehr. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass die Kantonspolizei ins innere des Hauses vordrang. «So wie es aussieht, sind sämtliche Besetzter verhaftet», sagte schliesslich eine Leser-Reporterin mit Sicht auf das Gebäude.
Der Einsatz dauerte rund acht Stunden an. Aktivisten lieferten sich mit der Polizei mehrere Stunden einen Kampf im Bereich des Kocherparks. Zeitweise schossen die Hausbesetzer im Minutentakt Wurfgegenstände, Feuerwerk, Bierflaschen und Abfallkübel auf die Polizisten. Auch feuerten sie aus dem obersten Stock des Hauses Rauchbomben und Pyros auf die Einsatzkräfte ab. Das Areal wurde weiträumig abgesperrt.
Polizei im 2. Stock
19 Personen angehalten
«Wir wurden massiv angegriffen», so Kapo-Mediensprecher Christoph Gnägi. Fünf Polizisten mussten sich ärztlich untersuchen lassen, in zwei Fällen besteht der Verdacht eines Hörtraumas. Weiter verletzte sich eine angehaltene Person an der Hand. Die Situation sei mittlerweile jedoch unter Kontrolle. Gnägi: «Insgesamt wurden 19 Personen im Haus angehalten.» Davon seien 15 Männer und vier Frauen. Drei der angehaltenen Personen seien ausländische Staatsbürger.
Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort. Wie die Kapo mitteilt wurde mehrmals Gummischrot gegen die Besetzer eingesetzt. Auch stand ein mobiler Wasserwerfer bereit. Auch die Feuerwehr Bern stand bereit.
Kapo-Mediensprecher Christoph Gnägi im Interview vor Ort
Unterstützung auf der Strasse
Nebst den Besetzern, die sich im Haus verschanzten, hatte sich auch eine Gruppe Sympathisanten auf der Strasse versammelt. Diese riefen Parolen wie «Liebe für alle». Ausserdem kritisierten sie lauthals das grobe Vorgehen der Polizisten. Einzelne Sympathisanten wurden von der Polizei weggeschafft.
Tram- und Busbetrieb unterbrochen
Aufgrund der Scharmützel war der Trambetrieb zeitweise unterbrochen. «Auf den Linien 6, 7, 8 und 17 ist infolge eines Polizeieinsatzes mit Kursausfällen zu rechnen», twitterte Bernmobil. Nachdem die Aufräumarbeiten vor dem Haus abgeschlossen waren, konnte auch der ÖV wieder verkehren. «Seit 16 Uhr werden die Linien wieder normal befahren», sagt Bernmobil-Mediensprecher Rolf Meyer.
Hier schiessen Hausbesetzer Feuerwerk aus den Fenstern:
Schlacht mit Feuerwerk
Haus stand rund sechs Monate leer
Die Liegenschaft an der Effingerstrasse 29 war seit dem 6. Dezember 2016 illegal besetzt. Zuvor stand das Haus über ein halbes Jahr leer. Eine Gruppe namens «O du Fröhliche» hatte sich im Gebäude eingenistet, die besetzte Liegenschaft nannten sie «Effy29».
Hausbesetzer erhalten auf der Strasse Unterstützung
Besitzerin der Immobilie ist das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL. Laut Aline Clauss, Sprecherin des Bundesamtes, hat das BBL unmittelbar nach der Besetzung das Gespräch mit den Aktivisten gesucht: «Wir wollten innert nützlicher Frist wieder über das Haus verfügen. Die Hausbesetzer haben diesbezüglich keine Lösung in Aussicht gestellt und die gesetzeswidrige Besetzung fortgeführt.»
Das BBL habe bereits im Dezember Strafanzeige eingereicht, inzwischen liege der gerichtliche Erlass für die Hausräumung vor. Unmittelbar nach der Räumung sollen die Sanierungsarbeiten beginnen.